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Irgendwie hatte ich schief und/oder geistig
umnachtet in die Spielpläne und meinen Kalender geguckt. Auf dem
Rückweg aus der Brandenburger Heimat sollte am Sonntag ein
Zwischenstopp beim Regionalliga-Aufsteiger Schöningen einen
entscheidenden Schritt in Richtung Ligen-Komplettierung bringen.
Doof nur, dass die anvisierte Begegnung scheinbar seit jeher am
Samstag stattfinden sollte. Blöd gelaufen, aber umso schöner,
dass eine ordentliche Alternative an der A2 bereitlag. Mit dem
1. FC Germania Egestorf-Langreder lud der aktuelle Spitzenreiter
der Oberliga Niedersachsen zum Heimspiel gegen das Kellerkind
Lupo Martini Wolfsburg. Das passte uns gut und so machten wir
nach etwas mehr als der halben Strecke auf dem Weg nach Duisburg
einen Stopp im Barsinghausener Ortsteil Egestorf. Die Germania
ist mir durch ein kurzes Regionalliga-Gastspiel und eine
Erstrunden-Partie im DFB-Pokal keine Unbekannte und rückte ab
und an auch mal mit einer Anreise aus dem Pott in meine nähere
Auswahl. Heute war es so weit und Alex, Lynn und ich enterten
das Stadion An der Ammerke am Fuße des Deisters.
Das Spielfeld des Egestorfer Platzes wird
von einer Asche-Laufbahn eingerahmt und verfügt auf einer
Längsseite über einen bescheidenen Ausbau aus Tribüne und
benachbarten Stehstufen. Die Aussicht ist jedoch von der
gegenüberliegenden Seite schöner und bietet einen Panoramablick
auf den benachbarten Gebirgszug. Bei herbstlichem Wetter ging es
in einer auf dem Papier sehr klaren Kiste auch gleich recht
deutlich zur Sache. Nachdem die Germania im vergangenen Jahr
gegen den Abstieg kämpfte, guckt man mittlerweile zaghaft in die
ganz andere Richtung. So war es wenig verwunderlich, dass das
Spitzenteam gegen die schwach in die Saison gestarteten
Wolfsburger nichts anbrennen ließ und zeitig mit 2:0 in Führung
ging (26. und 34.). Man merkte den Hausherren das
Selbstbewusstsein aus den vergangenen siegreichen Spielen an und
ein Schützenfest zu Ungunsten der Gäste war durchaus denkbar.
Was dann kam habe ich so jedoch selten erlebt. Wie ein Phönix
aus der Asche kam Lupo Martini zurück ins Spiel und führte zum
Zeitpunkt des Pausenpfiffs plötzlich.
Innerhalb von etwas mehr als fünf Minuten
drehten die Wolfsburger die Partie. Das aus Sicht der Gastgeber
unglückliche Highlight war sicherlich der Ausgleichstreffer
durch Ian Schlangen (42.). Ein Allerwelts-Schuss aus der Ferne
rutschte Germanias Keeper denkbar unglücklich und sicherlich
auch unangenehm durch die Beine und kullerte im Rücken des
verdutzten Schnappers über die Torlinie. Wo das Momentum nun
lag, zeigte auch der Führungstreffer der Gäste in der
Nachspielzeit des ersten Durchgangs. Wieder war es Schlangen,
der einfach mal draufhielt und per Aufsetzer unhaltbar
vollendete. Schlangens lupenreiner Hattrick innerhalb von
wenigen Minuten wurde nur durch die zwischenzeitliche
Halbzeitpause verhindert. Trotzdem brachte sein drittes Tor
selbstverständlich das 4:2 aus Lupo Martini-Sicht. Es grenzte an
ein Wunder, dass ich trotz eines Toilettengangs und zwei
Aufenthalten am Grill keinen Treffer verpasste. Immerhin glänzte
die Partie schlussendlich mit acht Toren in Form eines 3:5. Was
für ein Fußballfest auf dem Dorf. Egestorfs Erfolgs-Coach Boris
Besovic fand das Ganze weniger schön und driftete im
Zwiegespräch mit seinen Jungs etwas ab. Sein Appell samt
„Digga“, „Alter“ und „Klöten“ sollten seinen Spielern die eigene
Leistung vor Augen führen. Ob man sein Team so erreicht? Heute
zumindest nicht. Glückwunsch nach Wolfsburg und Dank an alle
Beteiligten für diese unterhaltsame Rast.
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