|  | Rund um die letzte Länderspielpause des 
				Jahres, schienen die Formkurve meiner Schalker endlich in die 
				richtige Richtung zu zeigen. Auf den überlebenswichtigen 
				Heimsieg gegen das Schlusslicht aus Regensburg folgte 14 Tage 
				später ein so nicht zu erwartendes 2:2-Remis beim HSV. Ich 
				staunte im Volkspark nicht schlecht über die erste halbe Stunde 
				im zweiten Durchgang. In dieser Phase der Partie spielten die 
				Knappen den HSV tatsächlich an die Wand, sodass man die Mannen 
				in blau und weiß kaum wiedererkannte. Die Gesamtsituation bleibt 
				jedoch trist. In einer zweiten Liga ohne wirkliche 
				Spitzenmannschaften tummelt sich die Hälfte des Klassements in 
				Schlagdistanz zu den zweieinhalb Aufstiegsplätzen. Mit dabei 
				auch der heutige Gegner aus Kaiserslautern. Trotz des positiven 
				Eindrucks aus Hamburg, bleiben die Gefühle bei der Fahrt zum 
				Berger Feld konfus. Zum wiederholten Male kämpft man sich am 
				frühen Freitagabend durch den zähfließenden Feierabendverkehr im 
				Ruhrgebiet. Auch wenn der Gegner Lautern heißt und die Partie 
				nach guter, alter Bundesligazeit klingt, bleibt der Blues der 
				Grundton. Zweite Liga. Auf unabsehbare Zeit. Wenn’s gut läuft, 
				muss man als Kellerkind fast hinzufügen. Da wo einst Huntelaar, Farfan und Raul 
				wirbelten, wartete ich also auf Spieler, deren Namen in zehn 
				Jahren nur noch Feinschmecker kennen werden. Als ich meinen 
				Platz in der Kurve einnahm, spielten gerade die 
				Mädchen-Mannschaften des S04 und der Pfälzer gegeneinander. Zwei 
				Teams voller Einsatz und Teamgeist im Vorprogramm einer 
				Profi-Truppe, die diese Tugenden nicht selten vermissen lässt. 
				Tugenden, die mit kaum einem Verein so assoziiert werden, wie 
				mit dem FC Schalke 04 und seinem Ursprung im Bergbau. Zum Ehren 
				der Kumpel und Malocher und vor dem anstehenden Barbaratag 
				sorgte ein Knappenchor mit seiner Darbietung des Steigerlieds 
				für Gänsehaut. Leider kriegt man für seine bewegte Tradition 
				keine Punkte. Da musste die Mannschaft schon selbst ran. Auch 
				wenn die Schalker Elf nicht komplett enttäuschte, war das zu 
				wenig. Ich tue mich dementsprechend schwer, mit der landläufigen 
				Erzählung, man habe im ersten Durchgang „gut gespielt“. Wenn man 
				sich nach 18 Minuten ein denkbar einfaches Gegentor fängt und 
				selbst 45 Minuten lang nicht trifft, kann es keine gute Halbzeit 
				gewesen sein. Wenn man gefällig bis zum gegnerischen Strafraum 
				kombiniert, um dann harmlos seine Möglichkeiten verpuffen zu 
				lassen, führt ein Gegner, der mit jedem Vorstoß Gefahr 
				versprüht, völlig zurecht. War zum Wiederanpfiff trotzdem noch alles 
				drin, verpuffte die Hoffnung auf etwas Zählbares aus dem Duell 
				mit den Teufeln früh. Schalkes maximal passive Defensive 
				begleitete Lauterns Sirch auf der Außenbahn fast schon demütig 
				und ermöglichte ihm den Pass auf den im Zentrum völlig 
				freistehenden Hanslik. Eine Drehung genügte dem versierten 
				Stürmer für den Treffer zum 2:0 aus Sicht des FCK (52.). 
				Schalkes Trainer reagierte und brachte mit Lasme und Seguin zwei 
				frische Kräfte. Allein dieser Doppelwechsel offenbart die 
				Schalker Not. Zwei der größten Flachpfeifen im Schalker Kader 
				sollten es also richten. Wenig später hatte Lautern seinen 
				dritten Treffer erzielt. Im Alleingang dribbelte sich Yokota 
				durch das, was man anderswo als Innenverteidigung bezeichnet. 
				Ich hatte genug gesehen und gönnte mir und meinem angeschlagenen 
				Körper eine Pause. Ohne ernsthafte Sorgen etwas zu verpassen, 
				verabschiedete ich mich bei Kirsten und machte mich auf dem Weg. 
				Immerhin sollte es am nächsten Morgen nach Schottland gehen. |  |