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Nur knapp zwei Kilometer trennen die beiden
Sportplätze des HEBC und der Alsterbrüder voneinander. Guckt man
noch ein wenig genauer, entdeckt man auf halber Strecke sogar
einen weiteren Ground, auf dem die niedrig spielenden
Mannschaften des Eimsbütteler TV kicken. Fußballerisch ist also
viel los in „Eimsbush“. An diesem Sonntagnachmittag waren die
Ansetzung sehr „fußgängerfreundlich“. Dementsprechend viele
Zuschauer des HEBC fanden sich auch bei den benachbarten
Alsterbrüdern ein. Nach dem ersten verlegenen Blick durch den
Zaun auf den Kunstrasenplatz, verlangten erneut die
Eintrittskarten unsere volle Aufmerksamkeit. Auch wenn das Jahr
erst zu ca. 90 Prozent gefüllt ist, gehört der Titel des
„schönsten Tickets“ in diesem Jahr ohne Wenn und Aber unserem
heutigen Gastgeber. Wie will man auch eine Abbildung von Alf im
gelb-blauen Dress toppen? Eben! Auch sonst wirkten die
„Alsterbrüder“ so, wie es der Name vermuten lässt. Die Anlage
war modern und gepflegt. Im Obergeschoss des Sportheims wurde
einem Jever aus der Flasche geschenkt und der nächste Schnack
schien nie weit weg. Sogar die sich bereits aufwärmenden Kicker
sahen - auch aufgrund ihrer teils abenteuerlichen Frisuren -
eher nach lockerem Joga Bonito, als nach strategischem
Taktiktafel-Fußball aus.
Ein bisschen Disziplin und Härte bräuchte
der Tabellenvorletzte jedoch, um auf heimischem Platz gegen den
großen TuS Dassendorf bestehen zu können. Immerhin gab sich
heute die in den letzten Jahren stets erfolgreiche und mit
Ex-Profis gespickte Truppe auf dem nach einem jüdischen
Antifaschisten und Fußballer aus Eimsbüttel benannten
Walter-Wächter-Platz die Ehre. Der „Leuchtturm“ des Teams, der
in Hamburg geborene Österreicher Martin Harnik, stand
verletzungsbedingt als interimsmäßiger Trainer an der
Seitenlinie. Im Spiel zwischen dem Top-Team und dem
Abstiegskandidaten erwarteten wir, dass die Alsterbrüder, die
1964 pressewirksam als erster deutscher Fußballverein in die USA
reisten, nicht mehr und nicht weniger als eine „Reise“ bekommen
würden. Der erste „Hallo-wach-Moment“ ließ jedoch mehr als eine
halbe Stunde auf sich warten und gehörte den Hausherren.
TuS-Keeper Gruhne rutschte nach einem Rückpass am eigenen
Fünfmeterraum aus und musste zur Bereinigung der Situation die
Hand zur Hilfe nehmen. Der FCA scheiterte allerdings mit dem
fälligen indirekten Freistoß kläglich. Tommy plädierte für einen
gezielten Schuss, ich präferierte die hemmungslose Fackel. Die
durchgeführte Version verfehlte beide Definitionen und das Tor.
In der Nachspielzeit der ersten Hälfte vergaben die Alsterbrüder
zudem nach einer Ecke etwas gar aus nur einem Meter Entfernung.
Die ambitionierten Schleswig-Holsteiner,
die aufgrund der räumlichen Nähe im Hamburger Verband kicken,
enttäuschten bis dato. Wirklich überzeugend sollte der Auftritt
nach der Pause auch nicht werden. Oftmals zeigt sich der
Unterschied zwischen einem Spitzenteam und einer Mannschaft im
Keller letztendlich am Ergebnis. Während die Alsterbrüder
etliche Möglichkeiten liegen ließen, brachte einer von nur
wenigen konsequent vorgetragenen Angriffen den Gästen das
goldene Tor (61.). Für Harnik bedeutete der Sieg zudem seinen
ersten „Dreier“ als Chefcoach. Im Anschluss an die Begegnung
erkor die TuS Harnik nämlich zum Spielertrainer. Mindestens bis
zum Ende der Saison wird der ehemalige Bundesliga-Stürmer in
Doppelfunktion auftreten. Vor dieser habe er einen
„Riesenrespekt“.
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