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Am Sonntagmorgen starteten wir in Dundee
zur nächsten Etappe unseres Schottland-Trips. Abermals wählten
wir den Bus als Transportmittel, um von Stadt zu Stadt zu
kommen. So ging es in gut eineinhalb Stunden südwärts in die
schottische Hauptstadt Edinburgh. Auch hier führte uns der erste
Weg ins Pub, ehe es für einen kurzen Zwischenstopp in unser
Hotel im Stadtteil Leith ging. Mittlerweile ist die Ecke am
Hafen recht ansehnlich und beherbergt die ehemalige königliche
Yacht Britannia, die heute ein Museumsschiff ist. Berühmt wurde
„Sunny Leith“ jedoch durch die Romane von Irvine Welsh, dessen
Werk ich förmlich verschlungen habe. Wir begaben uns jedoch
nicht auf die Spuren von „Trainspotting“ und zogen die die
touristische High Street vor, die zum berühmten Castle fühlt.
Edinburgh ist ohne Zweifel und bekanntermaßen eine sehr schöne
Stadt. Trotzdem verschob sich unser Fokus nun zusehends auf
unser Nachmittagspläsier. Auch heute sollte nämlich um 15 Uhr
der Ball in der Premiership rollen.
Die schottische Hauptstadt ist
fußballerisch zweigeteilt. Da sind auf der der einen Seite die
„Hibs“. Der viermalige Meister Hibernian FC stammt aus Leith und
trägt seine Heimspiele im Easter Road-Stadion aus. Durch die
bereits erwähnte Lektüre der Welsh-Bücher und die „Support Your
Local Team“-Attitüde der Protagonisten, habe auch ich Sympathien
für die Grün-Weißen entwickelt. Nun bescherte uns der Spielplan
jedoch ein Heimspiel der verfeindeten „Jambos“. Auch der Heart
of Midlothian FC blickt auf vier Meistertitel zurück und weiß
große Teile Edinburghs hinter sich. Den Tynecastle Park der
Hearts erreichten wir nach gut 40 Minuten Fußweg ab dem Castle
und nahmen deutlich mehr Zuschauerinteresse als am Vortag bei
Dundee United wahr. Obwohl die Hausherren das Tabellenende
schmücken, war das Stadion gegen den aktuellen
Überraschungs-Zweiten aus Aberdeen gut gefüllt. Abermals
bewaffnete ich mit einem Pie, einem Tee und einem zusätzlichen
Becher Bovril, bevor es auf unsere Plätze ging. Stilecht nahmen
wir erneut nahe der Seitenlinie Platz und waren in der zweiten
Reihe denkbar nah am Geschehen. Um uns herum war das Publikum
vergleichsweise jung, ordentlich betankt und mit weiterem
„Zündstoff“ in Form einer Schnapsflasche bewaffnet. Der Sprit
diente dem Kerl hinter mir als Antrieb für die anstehende
90-minütige Beschallung mit Kommentaren, Anweisungen und dem
üblichen Trash Talk.
Trotz der miesen Ausgangssituation war das
Publikum dem Team gegenüber sehr wohlgesonnen. Das lag
sicherlich auch am beherzten Auftritt der Hearts gegen das
Spitzenteam. Umso ärgerlicher, aus Sicht der Hausherren, der
Gegentreffer. Ein vergurkter Seitfallzieher fand wenige Minuten
vor dem Pausenpfiff den Ball ins Tor der Hauptstädter. Verdient
war die Führung für Aberdeen sicherlich nicht. In der
Halbzeitpause hatten wir dann etwas Zeit den wirklich schönen
und engen Ground aus einer anderen Perspektive auf uns wirken zu
lassen. Zurück auf unseren Plätzen waren wir wieder mittendrin
im nun intensiver durchgeführten Trash Talk der Halbstarken
neben uns. Diese belegten die gegnerischen Spieler beim Einwurf
mit einem Schwall an Beschimpfungen, die sich meistens um die
körperliche Beziehung der Gäste aus Aberdeen zu ihren Schafen
bezogen. Wurden diese von den Akteuren noch müde weggelächelt,
sah das mit dem Ausgleich anders aus. Mittlerweile hatte das
Schlusslicht die Zügel in der Hand und in der 62. Minute
ausgeglichen. Aberdeen rettete den Punkt über die Zeit und kam
letztendlich mit einem blauen Auge beim Kellerkind davon.
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