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Ruhig wird es auf Schalke nie. Zu Beginn
der Länderspielpause verkündete der Verein, dass man die
auslaufenden Verträge von Mohr, Kaminski und Aydin nicht
verlängern werde. Auch wenn man den genannten Kickern ihren
Einsatz in den vergangenen Monaten nicht absprechen kann,
befürworte ich die Trennung von den „Altlasten“. Meinetwegen
kann der Umbruch im Sommer alle Spieler Ü25 betreffen, die nicht
auf den Nachnamen „Karaman“ hören. Schalke schleppt nämlich
weiterhin etliche Spieler mit, die seit knapp zwei Jahren
Leistung und/oder Einsatz vermissen lassen. Das zweifelhafte
Vergnügen den Umbruch zu gestalten obliegt ab dem Sommer der
Bremer Legende Frank Baumann, der als neuer Sportdirektor auf
Schalke installiert wird. Bisher kann ich nichts Negatives an
Baumann finden, der Werder durch gute und zwischenzeitlich sehr
stürmische Zeiten manövriert hat. Balsam fürs königsblaue Herz
kam mit der dritten Meldung, just am Morgen des Schlagabtausches
mit Aufsteiger Ulm. Mit Timo Becker schließt sich ein echter
Schalker wieder seinem Herzensverein an. Timo war einer der
vielen Jung-Profis, die man vorschnell mit einer gehörigen
Portion Arroganz seitens der Entscheidungsträger vom Hof jagte.
Timo hätte mit Sicherheit auch der heutigen
Aufstellung des S04 gutgetan. Nachdem ich diese las, änderte ich
meinen zuvor getätigten Tipp schnurstracks zugunsten des Gastes.
Schalke-Coach van Wonderen schickte mit Barkok, Donkor und
Gantenbein drei Akteure aufs Feld, bei denen man sich ernsthaft
Fragen muss, ob es sich tatsächlich um Fußballer handelt. Donkor
ist mit einem Arbeitspapier bis 2027 ausgestattet und Gantenbein
trägt schlimmstenfalls bis 2028 das königsblaue Trikot. Hatte
ich das Wort „Altlasten“ bereits erwähnt? Ich lege die Fälle mal
auf Wiedervorlage für meine zukünftigen Berichte. Abgesehen von
dem Stimmungsdämpfer bezüglich der Startformation, waren die
Umstände an diesem frühen Sonntagnachmittag prima. Etwas
voreilig aber voller Überzeugung präsentierte ich in der
Frühlingssonne Bein und lief in kurzen Hosen auf. Teile der
Arena waren lichtdurchflutet und mit dem nahenden Ende der
Saison beginnt die Zeit, in der auch das Wetter wieder Vorfreude
die Vorfreude auf Fußball begünstigt. Ein absurder Umstand.
Auf Schalke ist die Freude jedoch ein
vergängliches Gut. Über weite Teile der ersten Halbzeit übten
sich die Hausherren gegen den Aufsteiger in offensichtlicher
Arbeitsverweigerung. Hätte man die königsblauen Kicker nach
Metern bezahlt, wäre durchweg die Grenze zum Mindestlohn
gerissen worden. Folgerichtig schenkte uns der Tabellenvorletzte
vor der Pause einen ein (40.). Doch auch die zweiten 45 Minuten
begannen nicht besser. Unter zunehmenden Pfiffen von den
selbstverständlich vollständig gefüllten Rängen, gurkten die
Akteure in blau weiter provokant lustlos herum. Zum Glück aus
Schalker Sicht, war Ulm ein so schwacher Gegner, dass der S04
durch Seguin nach einer Stunde ausgleichen konnte. Ob mir nach
Jubeln zu Mute war? Nicht wirklich. Wer so spielt und trotzdem
Zählbares mitnimmt, klopft sich am Ende auf die Schulter und
hinterfragt die eigene Leistung nicht. Das wird nach diesem
Auftritt jedoch bitter nötig sein. Wenige Minuten vor Spielende
bescherte der scheidende Kaminski Schalke per Kopf sogar noch
den Sieg. Statt über den schwachen Auftritt der Schalker
Mannschaft, wurde im Nachgang ausschließlich über die
Erstehungsgeschichte des Siegtreffers diskutiert. Die Knappen
hatten es tatsächlich gewagt, trotz eines simulierend am Boden
liegenden Ulmers weiterzuspielen. Der Sport ist so kaputt.
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