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Ein Stück weit Zufall, ein Stück weit
Planung. Am Sonntag sollte ich das Wochenende mit der dritten
Ligenkomplettierung abrunden. Zurück in Deutschland nahm ich
mich der Mittelrheinliga und dem dortigen Aufsteiger Teutonia
Weiden an. Ein Würselener Stadtteilclub der 1919 gegründet wurde
und dessen Frauenfußball- und Handballabteilungen bisher größere
Erfolge nachweisen konnten als die Fußball-Herren. Nun spielt
man im Schatten des Aquana Freizeitbads immerhin fünftklassig.
Mich triggerte der Neuankömmling seit dem Aufstieg mit seiner
Spielstätte. Nicht aufgrund des großen Namens - immerhin spielt
man auf der Anlage des Jupp-Derwall-Stadions - vielmehr hatte
man mit der Teutonia wieder einen Patienten vor der Brust, der
als eigentliche Spielstätte das Stadion mit Rasenplatz führt,
diese jedoch (so gut wie?) nie bespielt. Stattdessen absolviert
man seine Oberliga-Partien auf dem Kunstrasenplatz des gleichen
Geländes. Da auch fussball.de bezüglich des ausgewählten Platzes
keine verlässlichen Daten liefert, war ich das Warten und
Taktieren Leid und fuhr nun endlich in die durch den
„Schulz-Zug“ bekannt gewordene Stadt im Norden Aachens.
Bei meiner Ankunft sah ich einen nicht
vorbereiteten Rasenplatz und konnte mir nun sicher sein, dass
man auch bei bestem Wetter und saftigem Grün auf dem Nebenplatz
kickt. Blendet man alle Fußball-Romantik aus, ist diese
Entscheidung auch nachzuvollziehen. So sind die Zuschauer bei
Spielen auf dem künstlichen Geläuf näher am Geschehen und am
Vereinsheim mit Toiletten und Catering. Als kleine Extras im
Vergleich zu einem absoluten Gurken-Ground bietet der „Platz 2“
des Jupp-Derwall-Stadions einige Stufen auf einer Seite, eine
kleine Anzeigetafel und einen großartigen Blick auf die
zahlreichen Windräder in der Umgebung. Trotz der vermeintlichen
Austauschbarkeit des Klubs, schrieb dieser im März überregionale
Schlagzeilen. Im Auswärtsspiel gegen den nicht gerade
übermächtigen TuS Königsdorf kassierte man eine satte
0:21-Klatsche. Bis auf Kapitän Kühnel streikte damals der
gesamte Oberliga-Kader als Reaktion auf die Suspendierung des
Mannschaftskollegen Joeffret Tudilo. Nach der Eskalation
beruhigte sich die Situation scheinbar wieder und der FC
Teutonia wird in seiner Premieren-Saison wohl die Klasse halten
können. Im heutigen Duell mit dem Tabellennachbarn Vichttal
stand Delinquent Tudilo zumindest im Kader.
Wie schon am Tag zuvor in Heemstede, endete
die erste Halbzeit torlos. Im Schatten eines Lichtmastens
verfolgte ich die verzweifelten und vom Pech verfolgten
Abschlüsse der Gäste, die eine Pausen-Führung mehr als verdient
hätten. Die mitgereisten Anhänger, die wohl mehr als die Hälfte
des Publikums ausmachten, begutachteten den Auftritt der
Kupferstädter ungläubig. Ich fiel vollends vom Glauben ab, als
ich ein paar Jugendliche über ihren Standort sprechen hörte:
„Wir sind hier grad im „Jupp der Wal“-Stadion!“ Es dauerte
stolze 63 Minuten, bis Vichttal endlich traf. Ganz einfach, mit
einem leicht zurückgelegten Pass von der Seite, der nur noch
eingeschoben werden musste. Bereits eine Viertelstunde später
führten die Gäste nach dem zwischenzeitlichen Ausgleichstreffer
mit 3:1 und konnten die Führung in den Schlussminuten der
offiziellen Spielzeit sogar noch ausbauen. Mittlerweile
klingelte es im Minutentakt und ein Doppelschlag der Teutonia
(88. und 89. Spielminute) sorgte für unerwartete Spannung. Die
Gäste entführten trotz der unnötigen Zitterpartie zum Schluss
die drei Punkte aus Würselen und mein Torkonto frohlockte. 17
Tore in drei Spielen inklusive der Komplettierungen. Läuft!
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