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Am Samstagmorgen lief ich zum elften Mal,
dieses Jahr über die Halbmarathon-Distanz, über den Rennsteig.
Gute 24 Stunden nach dem Zieleinlauf brachen Alex, Lynn und ich
wieder in Richtung Ruhrgebiet auf. So konnte ich dem
Saisonabschluss des FC Schalke zur fußballerischen Prime Time um
15:30 Uhr beiwohnen. Die Fahrt verlief ereignislos und zügig,
sodass Torsten und ich mit einer Stunde Vorlauf die gewohnten
Plätze im Block K einnahmen. Die Nordkurve war bereits zu diesem
Zeitpunkt gut gefüllt und erstrahlte zumindest im Unterrang
komplett in Weiß. Zum wiederholten Mal wurden die Fans dazu
aufgerufen, sich fürs letzte Saisonspiel im Unterrang in weiß
und im Oberrang in blau zu kleiden. Ein vermeintlich simples und
niedrigschwelliges Unterfangen mit großer optischer Wirkung. In
ihrem Aufruf verwies die UGE auf den Adressatenkreis des Kurven-
und Stadionbildes. Dieses richtete sich nicht an die Mannschaft
und sollte stattdessen den Fans auf den Rängen gebühren. Damit
hätte ich mir selbst eine Vorlage für ein kurzes Fazit
geliefert.
In der zweiten Spielzeit in Folge versagte
der S04 sportlich auf ganzer Linie. Begleitet von einem
unfähigen Vorstand und Aufsichtsrat rund um die Herren Tillmann
und Hefer servierte uns die Schalker Mannschaft die schlechteste
Saison der Vereinsgeschichte. Während die Fans qualitativ und
quantitativ daheim und auswärts die nationalen Ranglisten
anführen, übersprangen die „Profis“ nicht einmal die oft
zitierte 40-Punkte-Marke. Aus den letzten sechs Saisonspielen
holte man nur einen Zähler und verabschiedete die treue
Anhängerschaft mit würdelosen Auftritten in die Sommerpause. Im
Gästeblock war die Stimmung eine andere. Der SV Elversberg kam
als Tabellendritter nach Gelsenkirchen, wollte den
Relegationsplatz verteidigen und konnte bei einer Kölner
Niederlage sogar noch auf den zweiten Platz springen. Es gab
einige Schalker, die dem verkommenen Premiumprodukt Bundesliga
den Aufsteiger Elversberg wünschten. Wunsch hin oder her, die
Schalker Mannschaft tat ihr Übriges, um dem Erfolg der Gäste
nicht im Weg zu stehen. Bereits nach 16 Minuten klingelte es
erstmals im Schalker Tor. Elversbergs Sahin hatte traumhaft per
Volley getroffen. Sein vermeintliches Tor des Monats wurde
jedoch nachträglich vom VAR einkassiert.
Vier Minuten später flatterte Heekeren mal
wieder gekonnt an einem haltbaren Schuss vorbei und brachte den
SVE auf die Siegerstraße. Die zweite Halbzeit war wenige
Augenblicke alt, als Maurice Neubauer –
Knappenschmiede-Absolvent und vom großen S04 aussortiert –
sehenswert zum 2:0 traf. Der zweite Gegentreffer diente als
Startschuss für die Schalker Kurve, die Vereinsführung und die
Mannschaft vollends Hopps zu nehmen. Hatte man anfangs mit alten
Gassenhauern und Pöbeleien gegen die Reviernachbarn für
ordentlich Stimmung gesorgt, feierte man sich nun selbst. Voller
Sarkasmus schwappten mehrere Laola-Wellen durch die Arena, die
gesanglich von „Oh, wie ist das schön“-Sprechchören begleitet
wurden. Weitere Kostproben aus dem Song-Repertoire: „Der S04 ist
wieder da!“, „Hihahöre, Schalke Amateure“ oder „Der FC Schalke
wird Deutscher Meister…“. Abgerundet wurde der stimmungsvolle
und erinnerungswürdige Nachmittag durch die Einwechslung der
Bundesliga-Legende Pierre-Michel Lasogga. Der bullige Stürmer
wurde bejubelt wie einst Raul und hätte mit einem Tor sicherlich
die Kurve zum Explodieren gebracht. Ben Ballas Schalke-Debüt
samt Premierentor (85.) blieb eine Randnotiz. Nun gilt es die
Spielzeit 2024/25 abzuhaken und sich auf die nächste
Katastrophen-Saison vorzubereiten.
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