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Langsam, aber sicher komme ich einem meiner
Ziele, die fünf Regionalligen in Deutschland zu komplettieren,
näher. Doch bevor am Freitagabend Nummer 80 von 90 abgehakt
werden sollte, stand für den Tag klassisches Touristenprogramm
auf dem Plan. Nach dem Aufstehen ging es ab Ansbach nach
Rothenburg ob der Tauber und somit in die vermeintlich schönste
Stadt Deutschlands. Und ja, man kann absolut verstehen, warum
die Stadt mit ihrem mittelalterlichen Charme und ihren
charakteristischen Fachwerkhäusern Besucher aus Nah und
Fern(-ost) fasziniert. Nach einem halben Tag hatten wir uns ein
recht gutes Bild machen können und setzten unsere Erkundung der
Region in Ansbach selbst fort. In der Stadt von Findelkind
Kaspar Hauser trafen uns die ersten Regenschauer, die auch den
anstehenden Stadionbesuch prägen sollten. Die Wettervorhersage
für meinen Abend in Nürnberg war alles andere als rosig und auf
der einstündigen Fahrt Richtung Valznerweiher hatten meine
Scheibenwischer ordentlich zu tun. In Kombination mit dem
denkbar spartanischen Ground auf dem Vereinsgelände des FCN, gab
es angenehmere Aussichten.
Vor Ort kam der Regen anfangs zwar
dauerhaft aber zum Glück auch wenig intensiv vom Himmel.
Immerhin. Ich nutzte die Zeit bis zum Anpfiff, um Lynn im
Fan-Shop eine Glubb-Rassel zu kaufen, die sie seither zum
Fressen gernhat. Wenig später stand ich am Max-Morlock-Platz,
auf dem die U23 der Nürnberger ihre Regionalliga-Partien
austrägt. Was soll man zum Ground selbst sagen? Ich kannte
diesen bereits von einem Freundschaftsspiel zwischen der
Schalker und Nürnberger U17 vor einem Ligaspiel der beiden
Profi-Teams. Im Quervergleich mit den anderen
Regionalliga-Spielstätten der Republik ist der Platz am
Valznerweiher wohl der, dem man den Titel „Stadion“ am wenigsten
zusprechen könnte. Da der Platz über keinen ernsthaften Ausbau
verfügt, ist der von den Fans nach Jenö Konrad gestaltete
Schriftzug an der Wand auf der Gegengeraden-Seite das optische
Highlight: „Der Club war der erste. Und muss der erste werden!“
Hier und heute ging es darum, an diesem verregneten Sommerabend
die ersten Punkte der Saison zu sammeln und den TSV Schwaben
Augsburg mit langen Gesichtern nach Hause zu schicken.
Die Club-Reserve wurde ihrer Favoritenrolle
vor allem in der ersten Halbzeit gerecht und kam das ein oder
andere Mal gefährlich vors gegnerische Tor. Wie so oft, fiel mir
recht früh ein Kicker auf, der mich auch im weiteren
Spielverlauf überzeugen sollte. Der erst seit kurzem 19 Jahre
alte Tobias Heß beackerte die rechte Seite des Clubs ohne Fehl
und Tadel und machte mächtig Dampf. Während Heß dribbelte,
passte und flankte war es ebenfalls eine Freude, seinem Trainer
zuzusehen. Der ehemalig Club-Kapitän Andi Wolf konnte an der
Seitenlinie keinem Ball widerstehen, der in seine Nähe rollte.
Teilweise holte Wolf die Bälle in Manier eines Balljungen und
zeigte dabei selbst als Trainer noch einen gewissen Instinkt.
Die Mühen von Heß, Wolf und Co. wurden jedoch erst belohnt, als
sich ein Großteil der nur gut 250 Interessierten bereits mit
einem torlosen Unentschieden abgefunden hatten. Eric Porstner
avancierte unter den Augen der ebenfalls anwesenden
Club-Legenden Javier Pinola und Enrico Valentini spät zum
Matchwinner und jagte die Kugel aus kurzer Distanz kompromisslos
ins Netz (87.). Mein letztes „Null zu Null“ datiert weiterhin
von Anfang Mai 2024 und über den Sieg der Club-Amateure freute
ich mich so oder so. Es verbleiben für mich nun vier fehlende
Grounds in Bayern, vier im Nordosten und zwei im Norden.
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