|  | Seit nunmehr fast 15 Jahren bereise ich die 
				Niederlande recht intensiv und mache mittlerweile regelmäßig 
				einen Haken hinter die drei höchsten Spielklassen des Landes. 
				Nach über 70 Grounds, diversen Baseballspielen und privaten 
				Touren ohne Sportbezug dachte ich, jede Ecke des Königreichs 
				besucht zu haben. Im vergangenen Sommer führte mir der Aufstieg 
				der HSV Hoek vor Augen, dass ich diesbezüglich falsch lag. 
				Tatsächlich hatte es mich bisher nicht in die Provinz Zeeland 
				verschlagen. Warum auch, die südwestlichste Verwaltungseinheit 
				der Niederlande fand bisher im höherklassigen Fußball nicht 
				statt. Geografisch ist Zeeland ziemlich zersplittert und besteht 
				aus diversen Inseln, Halbinseln und einem Stück Festland, das 
				jedoch nur mit dem Nachbarland Belgien verbunden ist. Eben jenes 
				Stück Festland sollte an diesem spätsommerlichen 
				Samstagnachmittag mein Ziel sein. Dabei musste ich etwas 
				Schlucken, als das Navi vor der Abfahrt knapp drei Stunden 
				Fahrtzeit prophezeite. Immerhin würde ich die 
				niederländisch-belgische Grenze auf meiner Route zwei Mal 
				passieren und Belgiens größte Stadt Antwerpen streifen. So 
				konnte ich ab Antwerpen ein paar Straßenkilometer sammeln, die 
				ich zuvor nicht befahren hatte. Am frühen Nachmittag durchfuhr ich die 
				weiten Felder Zeelands und schlug pünktlich im zur Gemeinde 
				Terneuzen gehörenden Dorf Hoek auf. Der erste erfolgreiche 
				Fußballklub der Region spielt in einem denkbar kleinen Kaff, das 
				nur ein paar dutzend Straßen und knapp 3.000 Einwohner vorweisen 
				kann. Trotz dieser oberflächlich provinziellen Bedingungen war 
				rund um den Sportpark Denoek einiges los. Zum Glück konnte ich 
				vor dem großen Andrang einchecken und mir mein frittiertes 
				Mittagessen und ein Biertje zum Nachspülen sichern. Später 
				sollten 800 Interessierte den typisch niederländischen 
				Kunstrasenplatz mit freistehender Sitzplatztribüne mit Leben 
				füllen. Ein stolzer Wert, der sicherlich auch die bisherige 
				Saisonleistung des Aufsteigers honoriert. Drei Siege aus fünf 
				Spielen bei einem Remis und einer Niederlage sind kein typischer 
				und erst recht nicht selbstverständlicher Arbeitsnachweis für 
				einen Liganeuling. Zudem gastierte heute mit Excelsior Maasluis 
				ein Klub in Zeeland, der in dieser Spielzeit erst einen Punkt 
				ergattern konnte. Ich postierte mich auf der 
				gegenüberliegenden Seite der Tribüne und somit auf der 
				Sonnenseite des Lebens. Leider hatte ich meine Kleiderwahl 
				anhand der vergangenen Woche getroffen und war bei 23 Grad viel 
				zu warm angezogen. In einem jungen Anhänger der Gäste schien der 
				Spätsommer indes Energie zu wecken. Dieser hatte auf eine flach 
				liegende Mülltonne seine Trommel gestellt, hämmerte auf diese 
				ein und sang solo dazu. Ein Auftritt, den man sich so auch 
				erstmal trauen muss. Vor allem wenn das eigene Team wenig 
				zustande brachte. Die Partie erinnerte mich an Schalkes Auftritt 
				vom Vorabend. Hier und heute konnten die Hausherren ihre 
				Überlegenheit jedoch recht früh durch einen gelungenen 
				Fernschuss nach einem Eckstoß in Zählbares ummünzen (28.). Mitte 
				der zweiten Hälfte musste man jedoch den zwischenzeitlichen 
				Ausgleich hinnehmen. Ein langer Ball fand Excelsior-Stürmer 
				Tavares und dessen langes Bein, das mit einem gekonnten Heber 
				über den herausgeeilten Keeper den Ausgleich besorgte. Da das 
				Spiel in der Folgezeit ein wenig dahinplätscherte und ich meine 
				Tochter noch vor ihrem Zubettgehen sehen wollte, verpasste ich 
				leider Din Sulas Doppelpack, den er sich für die letzten fünf 
				Spielminuten aufgehoben hatte. Hoek marschiert mit einem 
				3:1-Sieg weiter, während es für Maasluis immer finsterer 
				aussieht.  
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