Was war die Vorfreude groß an diesem Mittwoch. Mit Real Madrid sollte am Abend der erfolgreichste, umsatzstärkste und ruhmreichste Klub der Welt in der Arena gastieren. Nebenbei ist das Team der Königlichen mit so vielen Superstars gespickt, sodass ich diese hier weder aufzählen möchte noch aufzuzählen brauche. Und Schalke? Schalke ist gut in Form, wenn man den Ausrutscher gegen Mainz den Gedanken der Spieler an das besagte Spiel gegen das Weiße Ballett zuschreibt. Mit Draxler und Höwedes sind zwei Stammspieler und deutsche Nationalspieler wieder fit, sodass man annähernd in der Top-Formation auflaufen kann. Wenn man mit Real, die alleine für die Flügelzange um Bale und Ronaldo knappe 200 Millionen Euro auf den Tisch legten, auch nur ansatzweise mithalten will, benötigt man in diesem Champions League-Achtelfinale zwei echte Sahnetage.

Und es begann gut. Richtig gut. Die Arena kochte vor Begeisterung und Schalke begann mutig und offensiv. Ganz anders als fünf Tage zuvor gegen die Rheinhessen. Beinahe hätte Höwedes mit seinem Kopfball in der zweiten Minute, der das Tor von Casillas nur knapp verfehlte, für absolute Ekstase gesorgt. Real brachte in den Anfangsminuten nicht viel Brauchbares aufs Parkett. Bis zur 13. Minute hatte die Viererkette um Kola, Matip, Santana und Bene die Offensivstars der Madrilenen voll im Griff. Auch in der besagten 13. Minute machte man keinen eklatanten Fehler. Mehr als glücklich sprang ein Ball von Santana auf Benzema, der plötzlich überraschend frei vor Fährmann auftauchte und einschob. Scheißegal, damit musste man rechnen. Also immer weiter im vor. Es sollte sich die meiner Meinung nach spielentscheidende Szene anschließen. Nach einer schönen Farfan-Flanke tauchte Draxler völlig frei und unbedrängt vor dem gegnerischen Tor auf und schaffte es, aus zwei Metern den eigentlich schon geschlagenen aber gut reagierenden Iker Casillas anzuschießen. Auch Meyers Nachschuss ging übers Tor und die Arena war wie in Trance. Die Gesichter sagten alle das Gleiche: „Wie kann man den NICHT reinmachen.“ Mund abputzen, weiter geht’s. Die Arena merkte nun, dass hier etwas möglich ist. Leider sollte es vorerst das letzte Schalker Lebenszeichen bleiben. Ein katastrophaler Doppelfehler Draxler/Santana gepaart mit dem Genie des Walisers Bale brachte in der 20. Minute das sehenswerte 0:2 und damit schon die Vorentscheidung. Real spielte weiter konzentriert und Schalke hatte diesem Starensemble einfach nichts mehr entgegenzusetzen. Okay, nehmen wir Ralf Fährmann raus aus dieser Verallgemeinerung. Unser Keeper rettete mehrmals Klasse und brachte vor allem CR7 zur Verzweiflung. Allen anderen Schalkern ob auf den Rängen oder auf dem Rasen war die Ernüchterung in den kommenden Spielminuten deutlich anzumerken.

Zum Spiel in der zweiten Halbzeit möchte ich nicht viele Worte verlieren. Real schoss noch vier Tore und überrollte die Knappen förmlich. Bale und Benzema schnürten jeweils einen Doppelpack und auch Ronaldo zeigte mit zwei Toren, warum er den Vergleich mit Messi und Ribery derzeit deutlich gewinnt. Es ist einfach nur unnormal was dieses Trio um Benzema, Bale und eben Ronaldo mit dem Ball macht und wie eiskalt die Schwächen des Gegners ausgenutzt werden. Huntelaars Treffer in der Nachspielzeit wird mit Sicherheit das Tor des Monats, von kaufen kann man sich jedoch nichts. Zum Abschluss möchte ich dann noch zwei Fazits ziehen. Das erste dreht sich um das Geschehen auf dem Platz. Klar ein 1:6 ist scheiße. Debakel, Klatsche, Schande, wie auch immer. Aber es ist Real Madrid verdammt nochmal. Neben Bayern derzeit mit Abstand die stärkste Truppe der Welt. Nichtsdestotrotz ist das Auftreten der Schalker gegen Top-Gegner (Chelsea, Bayern, Real) in den letzten zwei Spielzeiten einfach katastrophal. Man verliert, okay. Aber man verliert nie knapp, man kriegt immer tierisch auf den Sack und das ist schlichtweg frustrierend. Auf Schalke boten vor allem die vermeintlichen Stars Boateng, Huntelaar und Draxler viel zu wenig. Wer auch immer meinem Verein 45 Millionen Euro für Julian Draxler bezahlt, ich setz mich sofort in meinen Mazda, sacke den Jule ein und fahr ihn nach München, London oder Katar. Liebend gerne! Fazit zwei zu den Fans. Die Anhänger der Königlichen sind ein Witz. Nur so viel, ich habe in der Arena noch nie gesehen, dass im Gästeblock gesessen wurde. Kein Scherz. Bei Königsblau mal wieder ein geteiltes Bild. Nicht wenige waren bereits in der 80. Minute nicht mehr auf ihrem Platz anzutreffen, sondern schon am Meckern in Auto oder Straßenbahn. Für uns andere Schalker gab es von der Journalie, den Profis und den Fans anderer Vereine abermals viel Lob. Spätestens nach dem 0:4 bebte die Arena wieder und man zeigte das, was den blau-weißen Profis an diesem Tag fehlte. Feuer und Leidenschaft.