Das neue Fußball-Jahr begann für mich mehr oder weniger dort wo das Vorherige aufgehört hatte – auf der Insel. Während mich die letzte Reise im Dezember 2016 jedoch eher in den Norden Großbritanniens verschlug, war heuer der Westen rund um Liverpool mein Ziel. Die nun von mir gewählte Reisroute war ein Notnagel, mit dem ich jedoch schlussendlich super leben konnte. Zuvor hatte ich Malaga und Gibraltar auf dem Zettel. Da das Freitagabendspiel vom FC Malaga jedoch auf den Montag verschoben wurde, machte diese Planung ebenso wenig Sinn wie ein Abstecher nach Belfast, der ebenso zur Debatte stand. Somit ging es am Samstagvormittag ab Düsseldorf nach Manchester. Ab Manchester per Bahn nach Crewe und später an die walisische Grenze nach Chester. Die historische Hauptstadt der Grafschaft Cheshire hatt heute 77.000 Einwohner und eine gut erhaltene Stadtmauer. Wider Erwarten genügte mein Zeitpolster in Chester, um die wirklich schöne Stadt im gewohnten Turbo-Sightseeing-Modus zu erkunden. Fußballerisch war Chester jedoch nicht das Tagesziel. Der örtliche Chester FC, durch dessen Stadion die Landesgrenze verläuft, spielt nach seinem zwischenzeitlichen Niedergang zumindest wieder in der fünften Liga und somit im Profifußball. Mich zog es indes ins benachbarte Wales.

Auf der kurzen Busfahrt nach Broughton lernte ich einen Birmingham City-Supporter kennen, mit dem ich das Spiel zwischen Airbus UK und Bangor City in der walisischen Premier League verfolgen sollte. Da der Ground auf dem Gelände der „Flügelfabrik“ des Flugzeugbauers die Tore noch nicht geöffnet hatte, konnten wir uns bei ein paar Gläsern Bier im Vereinsheim ausgiebig austauschen. Normalerweise bin ich beim Hoppen nicht unbedingt auf neue Bekanntschaften aus, da diese meist in einer Art „Schwanzvergleich“ enden. Heute war das anders. Meine neue Bekanntschaft hatte früher nicht nur die 92 Stadien in England, sondern auch die schottischen Ligen voll. Ab den 80ern reiste er mit der englischen Nationalmannschaft durch Europa und konnte somit mit etlichen Geschichten aus der wilden alten Zeit aufwarten. Auch über den Fußball in Wales wusste er mehr, als ich mir zuvor im Internet aneignen konnte.

Kurz vor dem Anpfiff ging es dann im Regen zum Ground. „The Airfield“ ist einer von vielen Kunstrasenplätzen im walisischen Oberhaus. Der Ausbau besteht aus zwei frei stehenden Tribünen und ein paar Sitzplätzen am Vereinsheim. Neben dem Stadion erstreckt sich die Start- und Landebahn des benachbarten Airbus-Werks, sodass einige der Flutlichter temporär aufgebaut werden müssen und mit Dieselgeneratoren betrieben werden. Beim sonoren Brummen der Generatoren, gab es hierzu gleich eine kleine Anekdote. Vor kurzem musste ein Spiel abgesagt werden, weil eben jene Flutlichter sich nicht „ausfahren“ ließen. Beim heutigen Duell zwischen den beiden europapokalerfahrenen Teams von Airbus UK und Bangor City lief jedoch alles wie am Schnürchen. Sportlich stürzte der zuvor regelmäßig international vertretene Gastgeber in dieser Spielzeit jedoch ab und hält nun abgeschlagenen die Rote Laterne in der Hand. Mit dem heutigen 4:2-Sieg konnte man die Negativserie zumindest abbremsen. Dass hierbei vor allem in der ersten Hälfte zwei Glückstore den zwischenzeitlichen Ausgleich für den Gastgeber sicherten, interessierte schlussendlich niemanden mehr. Zu überzeugend war die Leistung gegen Ende der Partie, die Mannschaft und Fans endlich wieder Jubeln ließ. Ein Sieg der Gäste hätte jedoch für mehr Stimmung gesorgt, da die Fans aus Bangor im Stadion die Oberhand hatten. Zeitgleich probte auch der Vorletzte Newtown den Zwergenaufstand. Die Zentralwaliser sorgten mit einem 3:3 beim Serienmeister und Neu-Rekordhalter The New Saints für den ersten Punktverlust der Saison.

Fotos Sightseeing (Chester)