Nachdem bereits die Nacht vom Samstag auf den Sonntag in Liverpool verbracht wurde, machte ich mich am frühen Morgen auf den Weg die Musik- und Sportmetropole zu erkunden. In gut drei Stunden graste ich alle Sehenswürdigkeiten, die der sporadische Reiseführer hervorhob, ab und befand sie für gut. Insbesondere das Hafenviertel rund um das Albertdock und die Waterfront sind sehenswert. Hier gibt es unter anderem eine lebensgroße Skulptur der vier berühmtesten Söhne der Stadt. Leider reichte die Zeit nicht für den obligatorischen Abstecher in die Penny Lane (im Stadtzentrum findet man eben keine „blue suburban skies“). Trotzdem machte es erstaunlich viel Spaß die Stadt am River Mersey zu erkunden. Vom Hauptbahnhof Lime Street verließ ich die Innenstadt am späten Vormittag in Richtung Norden. Dort liegen mit dem Goodison Park und Anfield zwei großartige englische Stadien nur 900 Meter voneinander entfernt.

Da der FC Liverpool spätestens mit der Ankunft von Voll-Psycho Jürgen Klopp in der Sympathieskala irgendwo zwischen dem BVB und tagelangem Durchfall rangiert, war ich froh, dass ich an diesem Sonntag ein Heimspiel der Blues sehen durfte. Schon in meinem Flieger nach Manchester saßen hauptsächlich Fußballfans, die jedoch größtenteils den etwas zeitversetzt startenden Kracher zwischen ManU und den Reds anvisiert hatten. Doch auch die Partie Everton gegen Manchester City konnte sich durchaus sehen lassen. Zuvor musste ich aber die drei Meilen Fußweg zum Stadion absolvieren. Anfield ließ ich auf der Strecke rechts liegen und konnte nach einer guten Stunde den Goodison Park am Horizont sehen. Der 125 Jahre alte Ground ist wirklich eine Wucht. Das stolze Alter, des zur Diskussion stehenden Stadions, strömt aus jeder Pore. Bezeichnend war mein Sitzplatz. Ich hatte eine Karte für die „Lower Bullens“ erstanden. Diese befinden sich auf der Geraden unter dem vorhängenden zweiten Rang. Hier machte man es sich auf Holzsitzen gemütlich und konnte exakt das Spielfeld sehen – nicht mehr und nicht weniger. Okay, mit Glück hatte man noch den Hinterkopf des Vordermanns im Blickfeld. Die Anzeigetafeln oder die anderen Tribünen waren jedoch nicht einsehbar. Ich fand das stark.

Von hier beobachtete ich das Starensemble der Citizens um Agüero, Silva, De Bruyne, Sterling und Co. bei der Erwärmung. Im Vergleich zu diesen Namen wirkt der Kader der Hausherren, immerhin Tabellensiebter, recht bescheiden. Leroy Sane nahm auf der Bank Platz. Was ich dann zu sehen bekam, hielt ich nicht für möglich. Die clever konternden Blues zerlegten Peps-Elf locker lässig mit 4:0. In der Verteidigung ließ man erstaunlich wenig anbrennen und präsentierte sich im Angriff eiskalt. Bei jedem der vier Tore explodierte das Stadion zudem ungläubig. Den Anfang machte Starspieler Lukaku überlegt aus zehn Metern. Mit dem Wiederanpfiff stand es, schneller als City gucken konnte, 2:0. Guardiola reagierte nicht, wechselte lediglich einmal und ließ unter anderem Sane, der eben in solchen Situationen den Unterschied machen kann, 90 Minuten auf der Bank. So wurde Manchester im zweiten Durchgang verprügelt. Als Evertons Davies nach einem 60-Meter-Solo Keeper Bravo überlupfte, brachen die letzten Dämme und es gab reihenweise Häme Richtung Gästeanhang. Dieser durfte sich dann noch das 4:0 zur Gemüte führen, dass Debütant und Nachwuchshoffnung Lookman nach einem Patzer der City-Defensive in der Nachspielzeit beisteuerte. Nach einem enttäuschenden halben Jahr bei ManU, durfte auch der französische Königstransfer der Toffees, Schneiderlin, seinen Einstand geben. Man kann den Tag für den FC Everton also als durchaus gelungen bezeichnen. Dem will ich auch für mich nicht widersprechen. Die Citizens bewegen sich indes an das Ende der Spitzengruppe, an deren Spitze man doch eigentlich stehen wollte.

Fotos Sightseeing