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An den Schalker 1:0-Sieg über Berlin
schloss sich mein dritter Wochenend-Trip in Folge an. Kurz vor
Mitternacht spuckte mich der irische Billigbomber im milden
Barcelona aus. Hier bezog ich für die wenigen Stunden bis zum
Sonntagmorgen ein spartanisches Quartier in Flughafennähe, ehe
es mit dem ersten Fernbus des Tages Richtung Andorra ging.
Bisher klappte alles wie geschmiert, sodass im Zwergstaat in den
Pyrenäen nur noch die anvisierten Spiele stattfinden mussten.
Hier hatte ich anfangs so meine Zweifel, da Temperaturen um den
Gefrierpunkt laut Wettervorhersage Schnee mitbringen sollten.
Auf gut 1000 Meter Höhe nichts Ungewöhnliches und so hoffte ich,
dass man beim andorranischen Fußballverband auf alles
vorbereitet war. Zu meiner Zufriedenheit schlängelte sich der
Bus schneller als gedacht durch die reizvolle Gebirgslandschaft,
passierte die Landesgrenze und lieferte mich überpünktlich in
Andorra la Vella ab. Ich erfasste die Lage schnell und checkte
unverzüglich in meinem Hotel ein, sodass ich bereits die erste
Partie des Tages um 12 Uhr und somit früher als gedacht,
mitnehmen konnte. Auch das Wetter war mir wohlgesonnen und
präsentierte sich milder als gedacht.
Zehn Minuten vor dem Anpfiff schlug ich am
Trainingsgelände des FAF auf. Der Eintritt war wie schon in San
Marino frei und die Bergkulisse um mich herum mindestens ebenso
beeindruckend. Hier sollten im Zwei-Stunden-Rhythmus alle vier
Erstligapartien des 19. Spieltages stattfinden. Damit wäre auch
schon mein tollkühner Plan formuliert. Vier Spiele am Stück
sehen, 8 Stunden brutto, von 12 bis 20 Uhr. Den Start machte die
Partie zwischen dem Drittplatzierten und dem Tabellenletzten der
8ter-Liga. Der favorisierte UE Sant Julia aus dem Süden des
Fürstentums empfing die noch sieglose Mannschaft von Penya
Encarnada d’Andorra. Über die „Gäste“, die im Sommer aufstiegen,
kann ich mir nur etwas zusammenreimen. Das Vereinslogo ist an
das Wappen von Benfica Lissabon angelehnt, sodass der Club
seinen Ursprung vermutlich bei den portugiesischen Einwanderern
des Zwergstaates hat. In einem Land mit harten
Einwanderungsgesetzen stellen Portugiesen einen nicht
unerheblichen Anteil der Bevölkerung. Aufgrund der fehlenden
Roaming-Verbindung hatte ich zum Anfang keinen Schimmer über die
tabellarische Ausgangsposition.
Mit den ersten Spielminuten verfestigte
sich jedoch eine Vermutung. Sant Julia startete mit deutlichen
Vorteilen in eine Partie, die ein höheres Niveau hatte als
vermutet. Anders als noch in San Marino machten alle Spieler
einen sportlichen Eindruck und wussten mit dem Ball zumeist
etwas anzufangen. Penya überstand die ersten guten Möglichkeiten
des Gegners nahezu unbeschadet. Allerdings hatte man nach 20
Spielminuten bereits drei gelbe Karten auf dem Kerbholz. Es
folgte ein unnötiger Platzverweis im eigenen Angriff (26.), der
die Kräfteverhältnisse nun noch eindeutiger machte. In der
Nachspielzeit der ersten Hälfte öffnete ein Konter, des nun in
Überzahl agierenden UE Sant Julia, mit dem 1:0 die Tür. Schade,
da Penya nach dem Platzverweis überraschend mutig agierte und
das Spiel vergleichsweise ausgeglichen gestaltete. Im zweiten
Durchgang präsentierte man sich jedoch viel unorganisierter und
kassierte mit schwindenden Kräften, bei einem zwischenzeitlichen
Anschlusstreffer des zuvor unbeholfenen Angreifers Blanc (3:1,
75.), vier weitere Gegentore. Mein erstes Spiel des Tages konnte
sich mit sechs Treffern also durchaus sehen lassen. Mir
imponierte insbesondere die Leistung des hoffnungslos
unterlegenen Außenseiters, der durchaus seine Chancen hatte und
erst in den letzten zehn Minuten auseinanderbrach.
Fotos Sightseeing
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