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Nach der Bundesligapartie zwischen dem FC
Schalke und Hertha BSC wurde wenig über das Spielgeschehen
berichtet – dafür umso mehr über einen Anhänger der Gäste aus
Berlin. Auf mehreren Handy-Videos ist eindeutig zu sehen, wie
sich der ordentlich angezündete Knabe auf den Treppen lungernd
geschmeidig das Glied massiert. Auch bei meinem mittlerweile 99.
Bundesligaspiel mit dem FC Schalke passieren Dinge, die man so
nicht für möglich gehalten hätte. Beruhigend, dass es zumindest
eine Person auf diesem Planeten gibt, die die alte Dame
grenzenlos geil findet. Steven, Katrin, Andre und ich bekamen
davon in der Arena natürlich nichts mit. Das gilt für den
gesamten Gästemob, der aus schlappen 2000 Fans bestand. Am
Samstagnachmittag wohlgemerkt, zur besten Fußballzeit. Eine
Erklärung dafür ist natürlich sicherlich, dass die Hauptstadt ja
so viel anderes zu bieten hat. Etliche Variete-Theater, den
Quatsch Comedy Club, viele Rummelbums-Diskos, einen
Volleyball-Erstligisten und und und… Wer kann da schon ernsthaft
erwarten, dass man sein vermeintliches sportliches
Aushängeschild in angemessener Stärke beim Pseudo-Rivalen
unterstützt? Die Zukunft gehört Berlin, ha ho he!
Ich mag die Hertha. Insbesondere dafür,
dass sie seit Jahren keinerlei Anstalten macht, Punkte aus
Gelsenkirchen zu entführen. Dementsprechend zuversichtlich
startete ich in den Spieltag, der für mich jedoch aufgrund der
weiteren Tagesplanung nicht allerhöchste Priorität haben sollte.
Nach zwei Siegen am Stück griff Schalke heute nach Platz zwei.
Wirklich ruhig wurde es nach der Causa Geldretzka jedoch nicht
auf dem Berger Feld. Das lag an Max Meyer, der sich anschickt,
dem Mittelfeldkollegen zu folgen und langsam aber sicher seinen
Abgang vorbereitet. Ein lukratives Angebot seines vermeintlichen
Herzensclubs lehnte er ab und Meyers Berater bricht zudem einen
kleinen Rosenkrieg vom Zaun. Geldretzka, Meyer, demnächst wohl
Kehrer – es könnte alles so einfach sein, ist es aber nicht.
Stattdessen quälte sich eine unsichere Schalker Elf durch den
ersten Durchgang. Von der Souveränität aus dem Leverkusen-Spiel
war wenig zu sehen. Die Berliner hatten meiner Meinung nach die
besseren Chancen, glänzten jedoch zur Schalker Freude durch
Harmlosigkeit. Stattdessen nutzte Schalke den einzigen
wirklichen Angriff über Caligiuri, Di Santo und den
vollstreckenden Pjaca zum 1:0 (37.).
Auch wenn ich vor dem Spiel gegenüber
Steven ein 1:0 mit dem Torschützen Pjaca prophezeite, hätte ich
gerne (leicht) falsch gelegen und ein besseres Spiel mit mehr
Schalker Toren und einer ansprechenderen Leistung gesehen. So
schloss sich an die maue erste Hälfte eine noch mauere zweite
Halbzeit an. Was hier vielleicht etwas klagend klingt, ist
keinesfalls so gemeint. Natürlich nehme ich gerne den dreckigen
Sieg gerne mit, der insbesondere vor dem Hintergrund der
vermehrten Last-Minute-Punktverluste in dieser Spielzeit etwas
ausgleichende Wirkung hat. Da die Gäste hier ebenfalls kein
Feuerwerk abbrannten und offensiv wenig vollbrachten, ist der
Schalker Erfolg zumindest nicht unverdient. Ich verließ die
Arena des neuen Tabellenzweiten kurz vor dem Anpfiff, um
beruhigt den Weg Richtung Köln/Bonn Flughafen antreten zu
können. Ab hier sollte mich ein abendlicher Ryanair-Flieger zum
eigentlichen Wochenend-Abenteuer nach Barcelona bringen. Für die
Knappen geht es am Freitag in Mainz weiter. Nach der Freude über
drei Siege am Stück, kenne ich meine Pappenheimer gut genug, um
ernsthaft optimistisch zu sein.
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