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Warum ich mit meiner persönlichen Bilanz
noch immer fast jedes Jahr mit dem S04 nach Frankfurt fahre,
bleibt mir ein Rätsel. Vielleicht weil Steven eine Karte über
hatte und Andre sowieso fahren wollte. Vielleicht weil man immer
auf dieses eine positive Erlebnis hofft und Angst hat dieses zu
verpassen. Somit fand ich mich erneut auf der A45 zwischen
Frankfurt und dem Ruhrgebiet wieder. Unsere Reisegruppe bestand
aus Andre, Christoph, Sven und mir und wies somit ein
3:1-Verhältnis zwischen Schalkern und Frankfurtern auf. Da
stellte sich natürlich die Frage, wer auf der Rückfahrt die
bessere Laune haben wird oder erst gar nicht mehr ins Auto
gelassen wird. Für Frankfurt sprach schlichtweg der Trend. Die
SGE gewinnt derzeit nach Belieben und ist sogar selbstbewusst
genug, um zwischen den Siegen in Person von Da Costa für eines
der schönsten und humorvollsten Interviews der letzten Jahre zu
sorgen. Allerdings hatten die Frankfurter nach dem
Europapokalspiel in Zypern ganze zweieinhalb Tage weniger Pause
als der S04, der bereits am Dienstag daheim gegen Galatasaray
spielte. Zudem zeigt auch die Formkurve der Knappen nach den
letzten beiden Siegen in der Bundesliga und der Champions League
leicht nach oben. Aufgrund der Ergebnisse vom Sonntag musste für
Schalke im Waldstadion auf jeden Fall ein Sieg her. Im Auto
wurde sich indes recht diplomatisch auf ein Remis geeinigt.
Dank der Panne eines SGE-Mobils auf der A45
kamen wir mit etwas Verzögerung in Frankfurt an. Es blieb jedoch
genug Zeit um einen guten Parkplatz in Niederrad zu ergattern
und sich auf dem Weg eine saftig fettige Rote zu genehmigen.
Vielleicht ist die Rindswurst das einzig Schöne an Deutschlands
Südwesten. Wir verabschiedeten Sven am Stadion und ich ließ mich
von Andre und Christoph erstmals in einen Sitzplatzblock
schleusen. Man wird eben auch nicht jünger. Wir nahmen genau
dort Platz, wo die einzige Lücke im weiten Rund klaffte. Der
Schalker Gästeblock war aufgrund der Terminierung und/oder der
happigen Eintrittspreise nicht ganz ausverkauft. Somit hatte man
recht viel Bewegungsfreiheit und konnte das Spiel
vergleichsweise entspannt verfolgen. Schalke wirkte leider nicht
wirklich frischer und verpasste es dem mitunter erschöpften
Gegner von Beginn an unter Druck zu setzen. So etwas wie
Pressing scheint der Schalker Mannschaft oder auch dem Trainer
komplett fremd zu sein. Trotzdem legte der S04 im ersten
Durchgang eine ganz ansehnliche Vorstellung hin und spielte hier
und da sogar gefährliche Steilpässe, wie man sie über Monate
vermisste.
Ich dachte an das 0:0 zur Pause würde sich,
ähnlich wie in Leipzig, ein schiedlich friedlicher Kick zwischen
zwei Europapokalteilnehmern anschließen, der dann ebenfalls
torlos endet. Hier und da eine Chance um die Fans
zufriedenzustellen und dann unbeschadet mit einem Unentschieden
heimfahren. Während Schalkes Embolo sich dran hielt und seine
Großchance nach einer Stunde versiebte, netzte Jovic im direkten
Gegenzug ein. Was für ein Dämpfer in Schalkes spielerisch und
stimmungstechnisch beste Phase. Angeblich hätte sich der ach so
faire Herr Embolo, der sonst schon fällt bevor der Ball in
Reichweite ist, in der vorrangegangenen Situation einfach wie
sonst den sterbenden Schwan spielen müssen. So war das Momentum
in einem ausgeglichenen Spiel auf Seiten der Eintracht, die
Schalke im Anschluss komplett zerpflückte. Zeit sich von dieser
Saison mit dieser Trümmertruppe zu verabschieden und für
Sandhausen und Fürth zu planen. Sven sahnte nach dem Spiel die
Glückwünsch ab und durfte mit drei angefressenen Knappen zurück
in den Pott fahren.
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