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Die Mittelrheinliga ist zugegebenermaßen
nicht meine Lieblings-Oberliga. Die Partien rund um Köln
bedeuten für mich zumeist vergleichsweise lange Anfahrtswege,
sodass ich in meinen Erinnerungen immer unter der Woche abends
und zumeist bei schlechtem Wetter im Südwesten des Bundeslandes
unterwegs war und bin. Die wenigen sehenswerten Stadien der Liga
werden zudem kaum bespielt, sodass man sich oft auf
irgendwelchen Nebenplätzen wiederfindet auf denen man die
Einheimischen zudem nur äußerst schwer versteht. So war die
Partie zwischen Merten und Alfter auch nicht mehr als ein
Lückenbüßer, der als Anti-Stubenhocker-Programm diente. Statt
des ehrlich gesagt auch nicht besonders warmen Wohnzimmers fror
ich mir also an einem Mittwochabend Mitte November irgendwo
zwischen Köln und Bonn den Arsch ab. Immerhin spielten zwei
derzeit recht erfolgslose Klubs aus der rheinischen Provinz
gegeneinander mit denen außerhalb der Region wirklich niemand
was anfangen kann. Dennoch wagte man sich beim SSV Merten von
einem besonderen Spiel, dem „Vorgebirgsderby“, zu sprechen.
Dieses ist ähnlich bedeutend wie das „Untermhimmelderby“, das
„Linksvomwaldderby“ oder das „Hinterderumgehungsstraßederby“.
Wenn man dem Kind einen Namen geben kann und es ein paar
Zuschauer mehr anlockt, soll es so sein.
Während ich die rivalisierende Stimmung
etwas vermisste, freute ich mich über die freundliche und
preisgünstige Bewirtung, die für mich eine wirklich leckere
Mantaplatte vorsah. Da nur 130 Zuschauer die Begegnung sehen
wollten, brutzelten die Mädels im Imbisswagen zumeist etwas
sinnlos vor sich her. Der Sportplatz an sich war nicht der
größte SinnlosGround, den ich bisher besuchte. Immerhin gab es
auf beiden Längsseiten ein bis zwei akkurat gepflasterte
Stehstufen und einen kleinen Unterstand mit Sitzbänken. Mehr
konnte man aus dem schnöden Kunstrasenplatz am Ortsrand wohl
nicht rausholen. Spielerisch erwartete mich jedoch ein wilder
Ritt. Neben der kleinen Privatfehde zwischen dem Schiedsrichter
und einem renitenten Rentner, der sich dank seiner
Spiegelreflexkamera als Fotograf betrachtete, bot auch die
Partie so einige Aufreger. Hierbei machte sich der Referee
weitere Feinde.
Trotz des schweren Gepäcks der
vorangegangenen 0:4-Klatsche bei Wegberg-Beeck, starteten die
Hausherren selbstbewusst ins Spiel. Bereits nach zehn Minuten
lag der Ball erstmals im Tor des VfL Alfter. Trotz der
ausbleibenden Proteste der Gäste entschied Schiri Clever auf
Handspiel und erkannte das Tor nicht an. 15 Minuten später gab
es am wunderschön herausgespielten 1:0 durch Hori nichts zu
meckern. Der quirlige Japaner wurde von Maier per
Diagonal-Flanke perfekt in Szene gesetzt und nickte unter großem
Jubel zum Führungstreffer ein. Im Anschluss an eine Ecke gelang
der Heimelf gar das 2:0 (28.). Nun wurde es durchaus kurios.
Hori wuselte sich an der Torauslinie Richtung Kasten und wurde
eindeutig elfmeterwürdig von den Beinen geholt. Lediglich Clever
sah in dem plumpen Tackling kein Foulspiel. Stattdessen
entschied er vor der Pause (39.) auf der Gegenseite auf
Strafstoß (2:1) und ließ die meisten Anhänger kopfschüttelnd
zurück. Das war schon eine ganz komische Schiedsrichterleistung,
die man da in Merten geboten bekam. Doch auch Clevers Leistung
konnte am gerechten Ausgang der Partie nicht rütteln. Maier
erhöhte zu Beginn des zweiten Durchgangs auf 3:1 und stellte den
alten Vorsprung wieder her (48.). Durchgefroren, aber zufrieden
mit den 90 Minuten Tempofußball machte ich mich auf dem Weg
zurück in den Pott.
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