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Es hätte mitunter schlechtere Lose für den
S04 gegeben als die Champions League-Gruppe mit Lokomotive
Moskau, Galatasaray Istanbul und dem FC Porto. Neben sportlich
lösbaren Aufgaben hatten auch die Reiseziele ihren gewissen
Reiz. So freuten Steven, Andre und ich uns auf die Reise nach
Porto, die zugleich die Flucht in etwas wärmere Gefilde bedeuten
sollte. Unsere erste Teilstrecke führte uns von Duisburg nach
Amsterdam, wo es vor dem Weiterflug nach Lissabon und später
nach Porto bereits das erste Six-Pack-Bier für mich gab. Leicht
angeschossen verging die Zeit wahrlich wie im Flug und gegen
Mitternacht saßen wir in unserem Uber zum Hotel. Die erste etwas
unbequeme Nacht im Hotel war nach einem ausgiebigen Frühstück
schnell vergessen, sodass wir mit frischer Kraft die zweitgrößte
Stadt Portugals erkunden konnten. Vor dem Spiel am Abend
konzentrierten wir uns auf die Gegend rund um den Kristallpalast
(klingt deutlich spektakulärer als er ist) und die Promenade vor
der Brücke Ponte Luis I. Auf unserem Weg entlang des Ufers des
Douros begegneten uns etliche Schalker, die sich ebenfalls ihre
ersten Eindrücke der schicken Hafenstadt machten. Insbesondere
im Schatten der berühmten Fachwerk-Bogenbrücke waren die Kneipen
bereits fest in königsblauer Hand.
Bei milden Temperaturen kam bereits früh
Europapokalstimmung auf, der wir uns nach einer kurzen
Mittagspause ebenfalls anschlossen. 6.000 Schalker bescherten
den Wirten den Umsatz ihres Lebens und brachen gute vier Stunden
vor Spielbeginn per Pedes Richtung U-Bahn-Station auf. Der
Marsch konnte was und zog die Aufmerksamkeit der Stadtbewohner
und Ladenbesitzer an allen Ecken und Enden auf sich. Am
Drachenstadion erwartete uns nach einer kurzen Wartezeit eine
recht lasche Einlasskontrolle ehe wir unsere Plätze im Oberrang
der Gegengerade bezogen. Vor dem Anpfiff ergab sich durch das
19-Uhr-Spiel zwischen Lok Moskau und Galatasaray bereits eine
recht angenehme Konstellation. Nach dem Sieg der Russen, waren
sowohl Porto als auch unser S04 bereits für das Achtelfinale
qualifiziert. Somit konnte man ohne Druck und mit einer
offensiven Harakiri-Ausrichtung in das Duell mit dem amtierenden
portugiesischen Meister gehen. Seit 2002 machen mit Benfica und
dem FCP die beiden größten Vereine des Landes den Titel unter
sich aus. Ich freute mich auf ein Spiel, in dem ich meine
Knappen aufgrund der Erfahrungen aus dem Hinspiel leicht im
Vorteil sah.
Das EM-Stadion von 2004 war fest in
Schalker Hand, da im Heimbereich gute 10.000 Plätze leer blieben
und somit selten Stimmung im Lager der Portugiesen aufkam. Warum
Schalke scheinbar wenig zieht, offenbarte sich dann auf dem
Rasen. Die von Tedesco wieder kräftig durchgewürfelte Mannschaft
hatte scheinbar wenig Bock. Kein Selbstbewusstsein nach dem
Nürnberg-Spiel, kein Offensiv-Harakiri, kein Wille den
Gruppensieg zu holen. Stattdessen ließ einen die Körpersprache
der Knappen erschaudern. Was in der ersten Halbzeit schon schwer
zu ertragen war, passte spätestens im zweiten Durchgang auf
keine Kuhhaut mehr. Im Fanblock wollte man nicht viel und hoffte
zumindest auf einen Torschuss („Auf geht’s Schalke schießt AUFS
Tor“). Mit einem Schalker Treffer rechnete man gar nicht mehr
und war somit auf einen schmeichelhaften Elfmeter von Bentaleb
angewiesen um zumindest ergebniskosmetische Schadensbegrenzung
vorzunehmen. Stimmungstechnisch war das Kind jedoch in den
Brunnen gefallen und die leidenschaftslose Mannschaft durfte
sich so einiges anhören. Zu Recht.
Fotos Sightseeing
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