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Es waren ungewöhnliche Vorzeichen, mit
denen der S04 ins letzte Gruppenspiel der Champions League gegen
Lok Moskau starten sollte. In der heimischen Arena ging es für
den S04 als sicherer Gruppenzweiter um nichts mehr. Für den
Primus Porto war man zuvor zu schwach und für die international
höchstens zweitklassigen Teams aus Istanbul und Moskau zu stark.
Grund genug also für Coach Tedesco eine erneute völlige
Umstellung der Mannschaft anzukündigen, für die er sich schon
vor der Partie bei den Anhängern entschuldigte. Er hoffe, die
Fans würden ihm diese Rotation zu Gunsten der Frische der
„Stammspieler“ verzeihen. Generell scheint der Kredit der
Mannschaft und auch des Trainers nach der katastrophalen
Leistung in Portugal und der ernüchternden Schlappe im Derby so
langsam aufgebraucht. Somit tat der Trainer eigentlich ganz gut
daran, mit Goller und Kutucu zwei A-Jugendliche in die Startelf
bzw. den Kader zu packen. Schlimmer konnte es mit zwei jungen
und hungrigen Offensivspielern eigentlich nicht mehr werden.
Dementsprechend locker und vergleichsweise emotionslos blickte
ich auf die Partie. Trotzdem durfte ich natürlich halbwegs
vernünftigen Fußball meiner Elf erwarten.
Da es damit mal wieder nicht klappte,
möchte ich mein Hauptaugenmerk auf die Verabschiedung zweier
großer Schalker legen. Schon direkt nach der Auslosung wurde
mehr über die Rückkehr von Jefferson Farfan und natürlich
Benedikt Höwedes gesprochen, als über die Gruppe an sich. Die
beiden Schalker DFB-Pokalsieger im Dress des FK Lokomotive haben
ihre Spuren auf dem Berger Feld hinterlassen. Unser Düsenjeff
trug von 2008 bis 2015 das königsblaue Trikot und beackerte auf
unnachahmliche Art und Weise die rechte Außenbahn. Mit seiner
Schnelligkeit und dem perfekten Zusammenspiel mit Uchida gab er
dem Spiel des S04 die gewisse Offensivpower, die man heute so
schmerzlich vermisst. Jeffs Abgang ging recht still von statten
und dessen Folgen wurden den meisten Fans wohl erst später
bewusst. Bene kickte eigentlich so lang ich denken kann für die
Knappen. Er war Jungspund und Hoffnungsträger, später
Identifikationsfigur und Kapitän einer sich ständig wandelnden
Schalker Elf. Auch Bene fehlt, obwohl auch er sportlich
sicherlich den Zenit bereits um ein paar Jahre überschritten
hat. Die Verabschiedung vor Spielbeginn mit einem
Highlight-Video und einer Ansprache des Kotelett-Kaisers war
kurz, aber durchaus emotional.
Es sollte der einzige Moment bleiben, der
einem eine positive Gänsehaut bescheren sollte. Auf dem Platz
bekamen Isa, Max, Andre und ich das übliche Gegurke geboten.
Zumindest wurde gemeinsam gescherzt und gelacht über das, was da
auf dem Rasen geschah oder eben nicht geschah. Die aktiv
gestaltete Stimmung der weitestgehend unmotivierten höchstens
42.000 Besucher (offiziell über 48.000 Zuschauer) war nicht der
Rede wert. Es machte auch einfach viel mehr Spaß sich über Babas
Unzulänglichkeiten und Mascarells Krämpfe (wovon?) das Maul zu
zerreißen. Benjamin Gollers Profi-Debüt war solide und ließ hier
und da etwas Spielwitz aufblitzen. Der eingewechselte Kutucu
zeigte in seinen 20 Minuten auf der größtmöglichen Bühne als
einziger Schalker die Qualität und den Willen unbedingt ein Tor
machen zu wollen. In der Nachspielzeit war es jedoch Schöpf, der
einen Torwartfehler nutzte und gegen erstaunlich passive Russen
den Lucky Punch setzte. Soweit ich informiert bin, war dieser
schmeichelhafte Treffer zumindest knapp zwei Millionen Euro
wert.
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