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Wenn es alleine um den Namen geht, stand für meinen S04 an
diesem Mittwochabend das größte Spiel der Saison an. Zu Gast war
niemand geringeres als Manchester City, das derzeitige
Nonplusultra im Fußball. Auch wenn City lediglich als Nummer
acht der UEFA-Clubrangliste geführt wird, ist das schlichtweg
nur die halbe Wahrheit. Das Team hat mit dem FC Barcelona den
höchsten Marktwert der Welt und konnte in der abgelaufenen
Saison die Premier League mehr als souverän gewinnen. City tut
alles daran, nun auch endlich die erwünschten internationalen
Erfolge einzufahren. Andre, Christoph und mir war klar, dass
Schalke auf diesem Weg höchstens ein nicht zu beachtender
Stolperstein sein sollte. Dementsprechend erwarteten wir ein
wahres Schlachtfest – praktiziert von den pfeilschnellen und
technisch hochbegabten Offensivspielern der Citizens.
Nichtsdestotrotz war eine gewisse Spannung und Vorfreude da. Mir
machte die Saison 2010/2011 Mut, bei der uns unter ähnlichen
Vorzeichen gar der Einzug ins Champions League Halbfinale
gelang. Bevor es in die Arena ging diskutierten wir bei Pizza
und Bier die aktuelle Lage auf und neben dem Rasen.
Uns
erwartete das sprichwörtliche Duell David gegen Goliath. Oder um
es anschaulicher zu gestalten: Bundesliga-Abstiegskandidat gegen
Premiere League-Spitzenclub. Oder De Bruyne, Sterling und Sane
gegen Bruma, Oczipka und Serdar. Die Stimmung rund um unsere
Donnerhalle war trotzdem gewohnt gut und wurde später regelrecht
euphorisch. Einen Gegenpart gab es leider nicht, da die
Himmelblauen zwar eine beachtliche Zahl an Fans nach
Gelsenkirchen brachte, diese jedoch keinerlei Ambitionen hatten
selber so etwas wie Stimmung zu produzieren. Schalke startete
ungewohnt stabil und sicher in die Partie gegen den haushohen
Favoriten. Umso ärgerlich war es dann, als Fährmann nach 18
Minuten das völlig überflüssige 0:1 verschuldete. Anstatt den
Ball (wie von Ralle selbst angezeigt!) aufgrund eines verletzten
Spielers ins Aus zu schlagen, spielte unsere Nummer 1 den Ball
in die Füße der City-Offensive, die diesen natürlich entspannt
verwertete. Somit waren kaum 20 Minuten gespielt, als ich zum
ersten Mal in dieser Partie richtig bedient war. Doch zu meiner
Überraschung sollte mein Ärger nicht allzu lange andauern.
Manchesters Verteidiger, der Schiedsrichter und der VAR
schenkten uns in den zehn Minuten vor der Pause zwei Strafstöße.
Ich sehe diese noch immer als Geschenke an, da sie mehr oder
weniger aus dem nichts entstanden. Bentaleb versenkte beide
Elfmeter und versetzte die Arena in Ekstase. Dieses Hochgefühl,
das man zum Abpfiff der ersten Hälfte hatte, war man so gar
nicht mehr gewohnt. Als Otamendi auf Seiten der Citizens die
gelb-rote Karte sah (68.) glaubte jeder Schalker zaghaft an das
Wunder. Ich malte mir bereits aus mit einem 2:1 im Rücken nach
Manchester fliegen zu dürfen. Aber – Träumen verboten! – Wir
sind noch immer auf Schalke! Natürlich schafften es meine
Knappen, dass sich die Überschriften von
„Königsklassen-Sensation – Schalke schlägt City“ zu „Wunder
verpasst – Schalke verliert in Überzahl“ änderten. Den ersten
Dämpfer verpasste uns unser unter Applaus eingewechseltes
Eigengewächs Leroy Sane per Freistoß (85.). Als wäre das nicht
ärgerlich genug, versagten unserer Hintermannschaft in den
letzten Spielminuten komplett die Nerven. Die Folge war
Sterlings Treffer zum 3:2-Sieg für City. Ich ärgerte mich grün
und blau über diese verpasste Chance und den lapidaren Umgang
(„Wir können mit den Großen mithalten“) mit dieser so unnötigen
Niederlage im Achtelfinal-Hinspiel.
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