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Weniger als 48 Stunden nach dem Ausscheiden
der deutschen Nationalelf bei der leidigen WM in Katar fuhren
Alex und ich für ein Wochenende in die Niederlande. Schon auf
der Autobahn hatte unser Nachbar große Schadenfreude am
vermeintlichen Leid der deutschen Besucher. Ein Unternehmen
nutzte seinen Werbebildschirm am Streckenrand gar dafür,
„Schade, alles vorbei“ vor schwarz-rot-goldenem Grund
einzuspielen. Wie schön, wenn man damit keine Aktien hat und die
Schadenfreude gegenüber den Schlaaand-Fans sogar teilen kann.
Für die meisten Holländer, die ihr Nationalteam bedingungslos
unterstützen und auch vor der Scheich-WM keinen Halt machten,
war unsere Haltung ziemlich unverständlich. Und wir wurden nicht
selten auf das deutsche WM-Aus angesprochen. Noch verdutzter
guckten die Oranjes, wenn ich von meinen Spielbesuchen in Lisse
und Oostzan an diesem Wochenende berichtete. Bevor es am
Samstagmittag zum ersten Spiel des Kurztrips ging, genossen wir
gutes Essen und Strandspaziergänge in Zandvoort. Ein Aufenthalt
am Meer ist auch bei trübem Wetter und Temperaturen rund um den
Gefrierpunkt empfehlenswert.
Das Wochenende vor meinem 33. Geburtstag
eignete sich zudem zur erneuten Komplettierung der Tweede
Divisie. Durch Aufstiege im Sommer sind hier zwei neue Teams und
Grounds dazugekommen. Nichts Spektakuläres und trotzdem freute
ich mich, Hollands dritte Liga an nur einem Wochenende wieder
voll machen zu können. Während Alex in Zandvoort blieb, brach
ich ins nur 30 Minuten entfernte Lisse auf. Die
20.000-Einwohner-Gemeinde liegt auf halber Strecke zwischen
Amsterdam und Den Haag und damit im Epizentrum der Tweede
Divisie. 6 der 18 Klubs der Liga sind zwischen den beiden
Großstädten beheimatet. Die Sportanlage des Aufsteigers ist
indes ein Indiz für den Erfolg des niederländischen Fußballs.
Trotz der beschaulichen Größe der Kleinstadt wartet der
Sportpark Ter Specke neben dem kleinen Stadion mit acht
Fußball-Großfeldern auf. Zusätzlich beherbergt das Gelände
Sportstätten für Baseball, Leichtathletik, Tennis und
Feldhockey. Die recht vorbildliche Ausstattung des S04 mit
Trainingsplätzen umfasst ebenfalls acht Großfelder. Im
Amateurfußball ist dies in Deutschland jedoch absolut undenkbar.
In Lisse angekommen konzentrierte ich mich
trotz des Gewusels auf der Anlage natürlich auf den Hauptplatz.
Hier sollte es zwischen dem FC Lisse und dem HFC zu einem Duell
auf Augenhöhe kommen. Dafür versammelten sich gut 200 Zuschauer
am Platz. Rund um diesen wird zurzeit ordentlich gebaggert und
gebaut. Die bereits bestehende Tribüne auf der Gegengerade wird
um eine ans Vereinsheim angrenzende Sitzplatztribüne ergänzt,
deren Betonstufen bereits als Stehplätz zur Verfügung stehen.
Stand jetzt sieht es auch so aus, als könnte man sich als
Neuling in der dritten Liga etablieren. Gegen die Elf aus
Haarlem zeigte man sich nämlich sehr clever und abgeklärt. Auch
wenn die Gäste mehr Ballbesitz und somit auch das Heft in der
Hand hatten, agierten die Hausherren gefährlicher. Folgerichtig
konnte man bereits nach elf Minuten einen Abpraller zum
Führungstreffer nutzen. Nachdem ich mit in der Pause in der
Kantine wärmte und mit einem „Ballen“ stärkte, hatte ich gerade
erst meinen Platz eingenommen, als man auf 2:0 erhöhen konnte.
Linksverteidiger Heemskerk tankte sich durch und bediente den
Torschützen Stroo mehr als mustergültig. Haarlems kurioser
Anschlusstreffer in der vierten Minute der Nachspielzeit, der
aus einem gefährlichen Abpraller vom Rücken eines Angreifers
entstand, war nur noch Ergebniskosmetik.
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