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Am dritten Advent ruhte der Ball bereits
vielerorts. Vor allem in den Regionalligen fielen etliche Spiele
dem Wetter zum Opfer und so konnte ich froh sein, dass die von
mir anvisierte Partie wie geplant stattfinden sollte. Mit dem
Besuch der Begegnung zwischen den Sportfreunden Hamborn 07 und
dem TSV Meerbusch sollte ich zugleich die Oberliga Niederrhein
wieder komplettieren. Trotzt nur fünf Kilometern Entfernung zum
Stadion der Hamborner passte es für mich erst an diesem
frostigen Sonntag mit dem Spielbesuch. Zuvor waren andere
Alternativen attraktiver und wenn es unter der Woche zeitlich
gepasst hätte, spielten die Hamborner Löwen aufgrund des
fehlenden Flutlichts im Stadion auf dem Kunstrasen nebenan. Ich
setzte mich für die läppische Entfernung trotz der eisigen
Temperaturen aufs Fahrrad und kam zwanzig Minuten vor dem
Anpfiff in Hamborn an. In dem Stadtteil, der zwar überregional
weniger verrufen ist als Marxloh, jedem Duisburger jedoch ein
Begriff ist. Wenn man nicht unbedingt muss, begibt man sich
nicht in die hier vorherrschenden Parallelgesellschaften, in
denen nicht selten Messer oder Pistolen gezückt werden.
Rund um die Sportfreunde ist die Welt
jedoch noch eine etwas andere. Statt auf bewaffneteFamilienclans
traf ich am Stadion im Holtkamp vornehmlich auf störrische
Senioren. Diese haben vielleicht sogar noch die Zeiten
miterlebt, in denen die Löwen vor rauchenden Schloten in der
erstklassigen Oberliga West kickten. In der letzten Spielzeit
vor der Gründung der Bundesliga als neue höchste deutsche
Spielklasse hatte sich auch Hamborn 07 um eine Teilnahme an
dieser beworben. Als Tabellenzwölfter verfehlte man die
Qualifikation jedoch deutlich. Seitdem ging es lange Zeit eher
bergab als bergauf und nach einer kurzen Hochphase in den
80er-Jahren verschwand man in der sportlichen
Bedeutungslosigkeit. Mit Christoph Daum und Rolf Schafstall
schnürten zwei später erfolgreiche Trainer, im Hamborner Dress
erstmals im Seniorenbereich ihre Fußballschuhe. Zu dieser Zeit
spielten die Löwen im August-Thyssen-Stadion, ehe dieses einem
Besucherparkplatz der Thyssen AG wich und man fortan seine
Heimspiele im Schwelgernstadion austrug. 1978 wurde das Stadion
im Holtkamp eröffnet, das noch heute als Heimspielstätte dient.
Hier finden laut offiziellen Angaben über
5.000 Zuschauer Platz. Das komplette Spielfeld wird von sechs
Stehstufen, nur von der überdachten Haupttribüne unterbrochen,
umrundet. Obwohl, wie bereits zuvor beschrieben, das Flutlicht
fehlt, ein wirklich schmucker Oldschool-Ground. Die 116
Zuschauer verteilten sich recht gleichmäßig auf den beiden
Längsseiten und sahen in der Anfangsphase eine aktive Hamborner
Elf. Der Aufsteiger versteckte sich nicht und zeigte schon früh,
dass man auch weiterhin über dem Strich rangieren möchte. Blöd
nur, wenn man trotz augenscheinlicher Überlegenheit vor dem
gegnerischen Tor viel zu harmlos agiert und stattdessen einer
der rar gesäten Angriffe der Gäste im Netz landet (31.). Trotz
der spielerisch guten Leistung meckerte ein Teil des Anhangs
über den Trainer und Kapitän und Ex-Profi Golley, der eh nur
„motzen und rumstehen“ würde. Ausgerechnet Golley glich dann per
Strafstoß im zweiten Durchgang aus (55.). Nun machte sich jedoch
die Erfahrung und Klasse der Gäste bemerkt, die in der
Schlussphase etwas zu viel Platz hatten und Ayan im 1-gegen-1
den Hamborner Schlussmann gekonnt überwinden konnte. Nach meinem
vorletzten Spiel des Jahres setzte ich mich durchgefroren aufs
Rad und fuhr zurück in Richtung Norden.
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