Nach knapp drei Jahren Abstinenz konnte ich
zum Jahresabschluss endlich wieder eine Tour nach Belgien
planen. Die Pro League habe ich bereits seit fünf Jahren
komplettiert und im Sommer 2021 konnte ich durch für mich
passende Auf-Abstiege ohne mein Zutun sogar für die 2. Liga
„vollständig“ vermelden. Mit der aktuellen Saison ergab sich
dann ein neues Bild. Im Unterhaus tat sich mit der in Roeselare
spielenden zweiten Mannschaft von Club Brügge eine Lücke auf.
Bereits mit einem Ticket versorgt, wollte ich diese am
Freitagabend des vierten Adventswochenendes füllen. Die
anhaltend eisigen Temperaturen sorgten jedoch für eine
frühzeitige Absage der Partie im Westen Belgiens. Eine Liga
tiefer war zum Glück schnell Ersatz gefunden. Auch Daniel konnte
sich für eine Sonntagstour nach Tienen begeistern. Der
ortsansässige Koninklijke Voetbal Klub Tienen teilt sich sein
demnächst 100 Jahre alt werdendes Bergestadion mit der U23 des
OH Löwen und sollte im letzten Spiel vor der kurzen Winterpause
auf eben jenes Team treffen. Beide Städte trennen nur 20
Kilometer und auch im Klassement der drittklassigen Eerste
Klasse Amateurs rangiert man zumindest recht nahe beieinander im
gesicherten Mittelfeld.
Für Daniel und mich ging es bereits recht
früh auf die Piste. Aufgrund des um 16 Uhr startenden WM-Finales
sollte die Partie in Tienen bereits um halb zwei angepfiffen
werden. Etwas mehr als der Zeitpunkt des Anpfiffs interessierte
uns jedoch, ob die Partie überhaupt angepfiffen werden konnte.
Auf der Fahrt wurde also mehrmals gecheckt, ob das Spiel trotz
Dauerfrost auch wirklich stattfinden würde. Online zeigte sich
der KVK kämpferisch und wollte „spielerisch und
stimmungstechnisch einheizen“. Die Erleichterung war nach dem
obligatorischen Frituurbesuch trotzdem groß, als wir rund um das
Stadion eindeutiges Gewusel wahrnehmen konnten. Wenig später
passierten auch wir das schmucke historische Eingangstor und die
altehrwürdigen Kassenhäuschen, in denen die Eintrittskarten noch
ganz klassisch von der Rolle kamen. Das Bergestadion am Rande
der Innenstadt kommt ebenfalls etwas altbacken daher und gefiel
mir entsprechend gut. Die hochgebockte Haupttribüne mit
integrierter Cafeteria wird durch zwei weitere Tribünen ergänzt.
Auf der gegenüberliegenden Seite mit dem Rücken zur Straße und
hinter einem der Tore vervollständigen zwei überdachte
Stehplatztribünen das Bild. Lediglich der moderne Kunstrasen
sollte nicht so ganz ins Gesamtbild passen.
Auch wenn dieser natürlich ausschlaggebend
für die Austragung der Partie war, waren die Bedingungen alles
andere als ideal. Schon beim Aufwärmen rutschten die Spieler
öfter als gewöhnlich auf dem nasskalten Untergrund und
plötzliche Richtungswechsel gestalteten sich gar als
abenteuerlich. Umso überraschter waren wir, als trotzdem ein
ganz passables Fußballspiel zustande kam. Angepeitscht von je
ca. 20 aktiven Fans auf beiden Seiten gestaltete sich die erste
Halbzeit ausgeglichen. Beide Mannschaften kamen zu je einem
Treffer und so verabschiedeten wir uns gut unterhalten für die
Halbzeitpause in die warme Cafeteria. Glücklicherweise waren wir
pünktlich zum 2:1-Führungstreffer (46.) zurück auf unseren
Plätzen auf der nicht ausgebauten Hintertorseite im Westen des
Stadions. So hatten wir auch besten Blick auf die beiden
weiteren wirklich schönen Tore der Hausherren, die auch den
letzten Frost aus dem Tornetz schossen. Nach diesem würdigen
Abschluss des Fußballjahres 2022 freue ich mich entsprechend auf
weitere Eskapaden auf belgischen Fußballplätzen.
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