Am Morgen nach dem Schalker Erfolg gegen
Stuttgart war die geschundene Stimme wieder da und die Vorfreude
auf den Besuch eines noch fehlenden Grounds in der Regionalliga
Nord trieb mich früh aus den Federn. Bei Temperaturen rund um
den Gefrierpunkt verließ ich das Haus und brach in das
zweieinhalb Stunden entfernte Delmenhorst auf. Unweit der Bremer
Stadtgrenze kickt der SV Atlas seit dem Corona-Sommer 2020 in
der viertklassigen Regionalliga. Es wurde also Zeit für einen
Besuch in Sarah Connors Heimatstadt, ehe ich mich irgendwann an
die vakanten Regionalliga-Stadien im ganz hohen Norden machen
würde. Während der Autofahrt stieg das Thermometer auf 5 Grad
und die pralle Sonne am blauen Himmel heizte einem
zwischenzeitlich richtig ein. Nach einer ereignislosen Fahrt
parkte ich am Städtischen Stadion Düsterort und lief mit einigen
anderen Schaulustigen im Schlepptau Richtung Sportanlage. Unser
kurzer Spaziergang endete jedoch bereits am benachbarten Kiosk,
deren Tresenkraft uns auf den Ausfall der anvisierten Partie
aufmerksam machte. Nicht nur bei mir machte sich Unverständnis
breit. Immerhin hatte ich direkt nach dem Aufstehen die
entsprechenden Social-Media-Kanäle des SV Atlas gescheckt. In
Kombination mit dem für mich passablen Wetter also ein sicheres
Ding.
Natürlich lohnt es sich beim geringsten
Zweifel immer einmal öfter die entsprechenden Kanäle zu
befragen. Ausgerechnet heute hatte ich das nicht gemacht und
stand nun vor verschlossenen Toren. Während sich die restliche
Bagage enttäuscht auf den Weg nach Hause machte, studierte ich
mögliche Alternativen. Doll war das alles nicht und bot
lediglich zwei Bremen-Liga-Partien sowie zwei Spiele der
Oberliga Niedersachsen in Oldenburg oder Heeslingen. Da im
benachbarten Bremen beide Teams auch Kunstrasen-Nebenplätze ihr
Eigen nannten und ich noch genug Zeit für die längere
Fahrtstrecke gen Norden hatte, fiel meine Wahl auf den
Heeslinger SC. Dieser sollte im heimischen Waldstadion den
Aufsteiger aus Papenburg empfangen und mischt zudem in der
Spitzengruppe der Tabelle mit. Heeslingen ist eine
5.000-Einwohner-Gemeinde im Landkreis Rotenburg (Wümme). Ich
habe in der unmittelbaren Nähe meines heutigen Zielorts
angeheiratete Verwandtschaft, die bezeichnenderweise eine
Schweinemast betreibt. Kurz und knapp, hier ist die Welt noch in
Ordnung.
Das Heeslinger Waldstadion liegt im Osten
der Ortschaft und wurde vor gut zehn Jahren durch eine
überdachte Sitzplatztribüne stattlich ausgebaut. Diese erstreckt
sich fast über die gesamte Länge des Spielfelds, ist etwas
hochgebockt und praktischerweise direkt mit dem Vereinsheim
verbunden. Rund um Platz und Tribüne roch man das engagierte
Ehrenamt aus jeder Ecke. Da gönnt man sich gerne auch eine
zweite Mantaplatte. 50 Kilometer Luftlinie lagen also heute
zwischen dem satten Grün in Heeslingen und dem angeblich
unbespielbaren Rasen in Delmenhorst. Trotz des Ärgers erfreute
ich mich an der sympathischen Alternative, die trotz
anfänglicher Fehlpassneigung später doch noch ein paar schöne
Spielzüge und Tore zu bieten hatte. Standesgemäß bestimmte die
Heimelf die Partie, die der Aufsteiger nach 52 Minuten nicht
unverdient ausgleichen konnte. Im Stile eines Spitzenteams
tankte sich jedoch nur zehn Minuten später HSC-Mittelfeldakteur
Martens durch die Papenburger Defensive und schob überlegt zur
2:1-Führung ein. Die Hausherren ließen nun nichts mehr anbrennen
erhöhten gar in der Nachspielzeit und brachten die Partie in der
Abendsonne nach Hause. Delmenhorst muss weiter warten, folgt
jedoch demnächst.
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