Was waren das für ungewöhnliche Vorzeichen
vor diesem Derby. Es gab immer wieder unterschiedliche
Gemütslagen, Tabellenpositionen und Serien vor dem Duell
zwischen Blau und Gelb – S04 und BVB – Geil und Kacke. Der
Status Quo vor dem 24. Spieltag ließ auf den ersten Blick eine
gewisse Eindeutigkeit vermuten. Der Vorletzte der Tabelle
empfing den Tabellenzweiten. Der Kumpel- und Malocherklub mit
vermeintlich besseren Zweitliga-Kickern traf auf den
Champus-Kader eines börsennotierten Unternehmens aus dem
östlichen Ruhrgebiet. Und trotzdem brachte ein Fakt nicht nur
die kühnsten Optimisten auf den Trichter, hier könne heute etwas
gehen für Königsblau. Immerhin sollten die beiden einzigen in
der Rückrunde noch ungeschlagenen Teams die Säbel kreuzen.
Schalke kämpfte sich in den letzten Wochen Richtung
Klassenerhalt, die Kartoffelkäfer schafften es indes, sich im
Kampf um die Meisterschaft eindrucksvoll zurück zu kämpfen.
Einen Sieg konnte der S04 im Vorfeld der Partie bereits
verbuchen. So wehrte die UGE vor der Abfahrt zum Auswärtsspiel
in Köpenick einen Angriff aus Essen und Dortmund erfolgreich ab
und konnte das Bündnis zumindest zu Teilen ins Krankenhaus
prügeln. Dreckiges Pack. Wenn schon nicht auf dem Rasen, blieb
Schalke auf den Rängen wie auch auf dem Acker die Nummer 1 im
Pott.
Die ruhmreiche Polizei des
bevölkerungsreichsten Bundeslandes goss zur Unzeit Öl ins Feuer
und besah die Beteiligten des Zwischenfalls mit
Hausdurchsuchungen und Razzien. Zudem sollte ein Alkoholverbot
rund um die Arena für eine „friedliche Atmosphäre“ sorgen. Als
Mariano, Stevie und ich die Kurve enterten standen die
Vorzeichen jedoch auf Feuer. Beide Mobs versammelten und
vermummten sich unter den entsprechenden Fahnen und nebelten die
Arena mit Spielbeginn mächtig ein. Die passenden
(Schmäh-)Gesänge taten ihr Übriges und sorgten für
Derby-Atmosphäre von Beginn an. In den letzten Jahren war es
recht selten zu Duellen gekommen, in denen beide Szenen anwesend
waren. Auf Schalker Seite kristallisierte sich schon früh
heraus, dass man den stimmungsvollen Weg der vergangenen Wochen
weiterhin beschreiten wollte. Der Abstiegskampf kickt scheinbar
mehr als die Champions League und sorgte erneut für einen
brachialen Auftritt des Schalker Anhangs.
Schalke konnte die erste Hälfte des ersten
Durchgangs recht ausgeglichen gestalten und hätte durch Zalazar
durchaus in Führung gehen können. Vor der Pause spielte jedoch
nur das Gelb-Schwarze Pack und verbuchte nach 38 Minuten die
Führung. Schalke rettete sich beherzt in die Pause und konnte
durch Bülter einen Konter nach Frey-Vorlage mustergültig
verwerten (50.). Der anschließende Jubel brachte mich nah an
meine körperlichen Grenzen. Dank Ralles Paraden und Hennes
Grätschen stand Schalke weiterhin vergleichsweise stabil. Leider
konnten die Zecken eine Lücke zur erneuten Führung nutzen
erzielten nach einer Stunde mit einen Knaller in den Winkel das
1:2. Das Drehbuch des Spiels wollte sich mit diesem unschönen
Ende jedoch nicht zufriedengeben. Auftritt Karaman. Ausgerechnet
der bisher ungeliebte und glücklose Sommer-Transfer netzte nach
Bülter-Flanke per Kopf zum Ausgleich ein (79.). Sowohl
S04-Sechser Balanta als auch Dortmunds Dahoud hatten im
Anschluss noch den jeweiligen Siegtreffer auf dem Fuß. Aus
Schalker Sicht hatte jedoch der neue Publikumsliebling
Matriciani etwas dagegen und blockte den Schuss mit einer irren
Monstergrätsche. Das war Derby. Das war Schalke. Das war eine
Party. Bleibt zu hoffen, dass wir am Ende die Klasse halten und
dem BVB zwei Punkte zum Titel fehlen.
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