|  | Die zweite längere Reise innerhalb weniger 
				Wochen sollte Alex und mich im März auf die Azoren führen. Die 
				zu Portugal gehörende Inselgruppe liegt mitten im Atlantik und 
				somit „in the middle of nowhere“. Knapp 240.000 Menschen leben 
				auf den neun Inseln, deren größte – Sao Miguel – für zehn Tage 
				von uns besucht wurde. Wir landeten an einem Mittwochabend in 
				Ponta Delgada und nahmen uns für den nächsten Tag ein 
				ausgiebiges Kennenlernen der Hauptstadt der Azoren vor. Die 
				70.000-Einwohner-Stadt ist das wirtschaftliche und kulturelle 
				Zentrum der Inselgruppe und bietet dementsprechend recht 
				exklusiv die entsprechenden Annehmlichkeiten in Form einer recht 
				diversen Gastronomie, vielfältiger Einkaufmöglichkeiten und 
				sogar einen Fußballklub der in Portugals erster Liga kickt. Seit 
				dem Aufstieg im Sommer 2018 spielt CD Santa Clara eine 
				ordentliche Rolle in der siebtstärksten Fußball-Liga Europas. 
				2021 scheiterte man gar nur denkbar knapp in den Playoffs zur 
				Conference League an Partizan Belgrad. In dieser Spielzeit sieht 
				es für die Insulaner deutlich schlechter aus. Während mit 
				Benfica, Porto, Braga und Sporting die üblichen Verdächtigen die 
				vorderen Plätze unter sich ausmachen, kämpft Santa Clara ums 
				sportliche Überleben. Der letzte Sieg in der Liga war Mitte März 
				ganze vier Monate her und die Stimmung rund um den Club wohl 
				ziemlich am Boden. So galt es also, das Publikum mit recht 
				unkonventionellen Mitteln ins Stadion zu locken. Während unseres 
				Stadtbummels schlugen wir im Fanshop auf und erfreuten uns an 
				einer Aktion, die dem Fanshop-Kunden zwei Gratis-Tickets für das 
				Spiel gegen Rio Ave am morgigen Abend versprach. Mit einem 
				schmucken Wimpel und zwei Karten für die Haupttribüne bewaffnet 
				verließen wir den Laden. Der Spieltag selbst führte uns dann 
				zuerst in die wunderschöne Landschaft Sao Miguels. Wir wanderten 
				in, durch, um und auf einem Vulkankrater und erfreuten uns an 
				der einzigartigen Natur. Die Urwald-Vibes waren nicht nur 
				faszinierend, sondern auch durchweg erschwinglich, sodass man 
				die Azoren als Urlaubsziel bedingungslos weiterempfehlen kann. 
				Nach unserer ersten von zahlreichen (Wander-)Ausflügen stand 
				also bereits das Spiel in Europas westlichstem Profi-Ground an. Das Estadio de Sao Miguel liegt nordöstlich 
				der Stadt und bietet 12.500 Zuschauern Platz. Es wäre, hätte es 
				noch eine Laufbahn, ein klassisches mittelgroßes 
				Leichtathletikstadion. Ehrlicherweise ist die Hütte jedoch so 
				gut wie nie ordentlich gefüllt. Neben der sportlichen Misere ist 
				wohl auch die generelle Begeisterung für den heimischen Klub 
				nicht sonderlich groß. Die meisten Leute die wir trafen, hielten 
				beispielsweise zu Sporting oder anderen Teams vom Festland. So 
				wohnten nur lächerliche 912 Zuschauer dem, ich wiederhole, 
				Erstligaspiel bei. Beide Fanlager stellten je ein Dutzend 
				aktivere Anhänger die jedoch nicht ernsthaft für Stimmung sorgen 
				konnten. Hitzig wurde es jedoch trotzdem. Vor allem rund um die 
				Pause kochten die Gemüter vor allem bei den eigentlich 
				gemäßigten Zuschauern in unserem Sektor über. Den Anfang machte 
				ein absurder Elfmeterpfiff kurz vor dem Pausenpfiff. Mit Hilfe 
				des VAR erkannte der Referee ein Handspiel eines Santa 
				Clara-Verteidigers, der sich mit dem Rücken zum Gegenspieler 
				gegen einen am Mann ausgeführten Fallrückzieher stellte. Der 
				Strafstoß konnte zum Glück vom Torwart pariert werden. Im 
				zweiten Durchgang belohnten sich die spielbestimmenden Gäste 
				jedoch in einer erschreckend schwachen Partie mit zwei Toren. 
				Wir staunten indes nicht schlecht als es abermals neben uns zu 
				einem aufgeregten Handgemenge kam, das sogar die Polizei auf den 
				Plan rief. 
		
		Fotos Sightseeing 
				(Ponta Delgada) 
				
				
				
				
				Fotos 
				Sightseeing (Sao Miguel) |  |