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Da mein eigentlicher Plan, den nicht weit
entfernten Oberliga Niedersachsen-Ground des TuS Bersenbrück zu
besuchen, auf einem Nebenplatz platzte, galt es für den Sonntag
eine Alternative zu finden. So zog ich meinen für den
Ostermontag geplanten Besuch in Dortmund-Bövinghausen vor und
machte mich am frühen Nachmittag auf den Weg in die Verbotene
Stadt. Hier kickt der TuS Bövinghausen seit dieser Saison
äußerst erfolgreich in der Oberliga Westfalen. Der sportliche
Erfolg, der am Ende der Spielzeit den Aufstieg in die
Regionalliga mit sich bringen soll, enteilt der
infrastrukturellen Situation jedoch deutlich. Daher gab der
ambitionierte Aufsteiger erst vor wenigen Tagen seine
Spielstätte nach einem möglichen Aufstieg bekannt. Die
Rand-Dortmunder wollen im Falle des Erfolgs das bisher
höherklassig unbespielte und von mir noch nicht besuchte Hagener
Ischelandstadion bespielen. Der derzeitige Ground ist dabei
nicht mehr als ein handelsüblicher Kunstrasenplatz samt
Umkleiden und Vereinsheim, der auf einer Längsseite mit ein paar
Sitzschalen in den Vereinsfarben rot und blau aufgewertet wurde.
Der Star des Vereins ist somit sicherlich
nicht die Spielstätte. Überregionale Bekanntheit brachten der
schnelle Erfolg und das Engagement des „Weltmeisters“ von 2014
Kevin Großkreutz. Das emotionale Aushängeschild der Zecken lässt
hier seine sportliche Karriere ausklingen, über die er sich im
Nachgang sicherlich den Arsch ablachen wird. Normalerweise
landet man mit Kevins Gesicht und Intellekt als Stammgast an
einem Stehtisch vor der örtlichen Trinkhalle. Irgendwie schaffte
es der Vorzeigeborusse trotz seiner geistigen Einschränkungen
und den höchstens limitierten fußballerischen Fähigkeiten zum
zweimaligen Deutschen Meister und Passiv-Weltmeister (ohne
Einsatz). Dafür gebührt ihm irgendwie ein gewisser Respekt. An
Großkreutz war es nun, das in den letzten Wochen strauchelnde
Spitzenteam aus dem Westen Dortmunds wieder auf die Siegerstraße
zu bringen. Mit Finnentrop/Bamenohl wartete ein Gegner, der aus
Sicht der Dortmunder nicht provinzieller daherkommen könnte. Ich
kenne die Sauerländer indes nur als Garanten für wahres
Spektakel. Zwei meiner drei Spiele mit Beteiligung der
Bamenohler endeten mit mindestens sieben Toren. Meine
Erwartungshaltung war entsprechend hoch und wurde gar
übertroffen.
Der Torreigen begann im Anschluss an einen
missglückten kurz herausgespielten Abstoß der Gäste. Dieser
landete umgehend beim Gegner und anschließend im Bamenohler
Kasten (12.). Was dann folgte war einfach nur irre. Die
führenden Hausherren spielten komplett ohne Defensive. Bamenohl
wurde das Kontern so einfach gemacht, dass man nach vier
Torchancen plötzlich mit 4:1 vorne lag und (33.) und das
Spitzenteam nach allen Regeln der Kunst und ohne große Mühe
bloßstellte. Hier klinkte es beim bisher unglücklich agierenden
Kapitän und Weltmeister aus. Kevin schnauzte seine Mannen nach
dem vierten Treffer an und fragte sich laut „wie man gegen diese
Affen“ so auftreten könne. Die richtige Konsequenz war der
umgehende Platzverweis für das
Enfant Terrible. Weiter motzend verließ er den Platz, schmollte
hinter dem Fangzaun auf einer Bank und legte sich
anschließend mit dem eigenen Anhang an. Noch vor der Partie soll
Großkreutz seine Mannen mit einer ellenlangen Whatsapp-Nachricht
auf das Spiel eingeschworen haben. Und dann das. Die Messe war
gelesen und der weitere Torhunger auf beiden Seiten bescherte
mir ein 3:7 und somit die erst zweite Partie meines
Hopper-Lebens mit zehn Toren. Was für ein Spiel!
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