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Jeder Blick auf meinen Terminkalender
offenbarte mir aufs Neue, dass ich einen Großteil der Monate
April und Mai auf Achse sein würde. So ging es nach dem furiosen
Schalker Heimsieg gegen die Hertha am Freitagabend direkt durch
die Nacht nach Berlin. Vier Stunden dauerte die Fahrt, ehe ich
für ein paar Stunden die Augen schließen konnte und um neun Uhr
meine Fußballschuhe fürs Hallenturnier meines Dienstherren
schnürte. Nach einem schönen verlängerten Wochenende im Osten
ging es am Dienstag zurück an den Niederrhein. Nur einen Tag
nach der Ankunft stand mit meinem Feierabend der nächste Ritt
auf dem Programm. Im Laufe der sich langsam dem Ende zuneigenden
Spielzeit hatte ich die Regionalliga Südwest fast vollständig
abgegrast. Nach dem erst kürzlich vollzogenen Besuch bei der SGV
Freiburg war dementsprechend nur noch der Ground des Fuldaer
Fusionsklubs SG Barockstadt offen. Am Mittwochabend sollten die
Osthessen den KSV Hessen Kassel zum Nachholspiel empfangen und
auch mich bei dieser Gelegenheit auf den Plan rufen.
So schrubbte ich also nach 600 Kilometern
am Vortag weitere 300 Kilometer auf dem Weg in die 70.000
Einwohnerstadt im Dreiländereck Hessen-Thüringen-Bayern. Das
Wetter war frühlingshaft und Fulda bereitete sich wie wohl kaum
eine andere Stadt auf die kommenden hoffentlich sonnigen Monate
vor. Immerhin soll in eineinhalb Wochen die Landesgartenschau
ausgerechnet rund um den Sportparks Johannisau stattfinden.
Nicht nur die Vorbereitungen zur LAGA sorgten für ordentlich
Gewusel auf der Anreise, auch das Stadion der Stadt Fulda
befindet sich in einem umfangreichen Umbau. Die Sportstätte mit
Leichtathletikanlage wird gerade modernisiert und der von mir zu
begutachtende Bauabschnitt betraf vor allem die beiden Kurven.
Im Chaos der Baustelle fand ich trotzdem recht unkompliziert den
Weg zur Gegengerade, auf der den Löwen ein abgetrennter
Gästeblock zur Verfügung stehen sollte. Blöd nur, dass sich die
Gerade, anders als von mir erwartet, zweigeteilt präsentierte.
So verfehlte ich den Block des KSV um ein paar Meter und durfte
den Support der Gäste nur von der „Seitenlinie“ aus betrachten.
Aufgrund der recht kurzen Anreise (100 Kilometer über die A7)
fand sich ein recht beachtlicher und lautstarker Mob ein.
Während ich diesen Umstand erwartete, überraschte mich das
Interesse der heimischen Anhänger an dem 2018 entstandenen
Fusionsverein. Die SGB spielt zuschauertechnisch mit dem
Traditionsverein aus Nordhessen in einer Liga und begrüßt im
Schnitt fast 2.000 Besucher zu den Heimspielen.
Neben der Haupttribüne unterstützte sogar
ein kleiner, etwas zu zwanghaft in schwarz gekleideter Mob die
Hausherren. Auf Seiten des geschluckten Traditionsklubs Borussia
Fulda hält sich die Begeisterung jedoch in Grenzen und die
Borussia-Anhänger neben mir lehnten den neuen Verein mit der
vordergründigen DNA des TSV Lehnerz klar ab. Sportlich war der
Zusammenschluss jedoch sicher eine Erfolgsgeschichte und dank
des ehemaligen Jugendspielers Jamal Musiala hat man gar einen
echten Goldesel in petto, dem man sicherlich in naher Zukunft
einen Millionen-Transfer wünscht. In der Gegenwart beim heutigen
Nachholspiel zwischen Fulda und den Löwen gab es jedoch erst
einmal ein leistungsgerechtes 1:1. Die Heimelf war fast
durchgehend spielbestimmend, hatte jedoch Glück, dass der KSV in
der ersten Hälfte nur eine seiner Großchancen nutzte. Der
Ausgleich in der Schlussphase der Partie war dann aufgrund des
Engagements der SGB durchaus verdient. So ging es mit einem
wichtigen Punktgewinn für Kassel zurück auf die Bahn. Weiter,
immer weiter!
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