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Nach einigen Jahren Pause, konnten Mariano,
Stev und ich am letzten April-Wochenende eine alte Tradition
wiederbeleben. Gemeinsam ging es auf eine Tour, auf der das
runde Leder natürlich eine große Rolle einnehmen sollte.
Wochenlang studierte ich Flugpreise und Spielpläne, ehe ein
fußballerisch ergiebiger, mit einer niedrigschwelligen Anreise
versehener und vergleichsweise kostengünstiger Trip auf die
Beine gestellt werden konnte. Es sollte nach Dänemark gehen. Auf
dem Weg dorthin sammelte ich Mariano und Stev am Hamburger
Hauptbahnhof ein, von wo aus es mit dem Auto weiter Richtung
Norden ging. Kurz vor der Grenze bestückten wir den Kofferraum
unter anderem mit Holsten Edel, das im Nachgang betrachtet
früher irgendwie besser schmeckte und für weniger Kopfschmerzen
sorgte. Bevor es an die Flaschen ging, bezogen wir jedoch unsere
Unterkunft für die nächsten drei Nächte. Da unser Verhalten
bisher nicht für ein wirkliches „Einfahren“ reichte, erfreuten
wir uns an der Möglichkeit im ehemaligen Staatsgefängnis der
Hafenstadt Horsens unterzukommen. Die modernisierte
Drei-Mann-Zelle des kleinen Hostels war ein echter Volltreffer
und punktete auch mit ihrem unschlagbaren
Preis-Leistungs-Verhältnis.
Nach dem ersten halben Liter zum Ankommen,
brachen wir in Richtung Innenstadt auf. Nun rissen mich
skandinavische Städte bisher selten vom Hocker und auch Horsens
wird mir sicherlich nicht aufgrund seiner schönen Straßenzüge in
Erinnerung bleiben. Immerhin fanden wir ein Pub mit zahlreichen
Zapfhähnen und der Möglichkeit unser Pint in der Abendsonne zu
genießen. Im Anschluss ging es etwas ziellos durch die Stadt,
ehe wir durch Zufall den Marsch der Heimfans entdeckten. Mit
etwas zu viel Trara bahnte sich dieser seinen Weg zum Stadion.
Es waren sicherlich keine 100 Fans die etwas lustlos ihre Lieder
zum Besten gaben, am helllichten Tag einige Fackeln zündeten und
lehrbuchmäßig an jeder Kreuzung stoppten, sodass eine eigens
mitgebrachte Drohne möglichst eindrucksvolle Bilder aufnehmen
konnte. Das war selbst uns dann etwas zu viel, auch wenn ein
einzelner Fan („Nummer 44“), der etwas zu motiviert aus einem
der angrenzenden Mehrfamilienhäuser auf die Straße stürmte um
wenig später ganz vorne mitzulaufen, durchaus für Belustigung
sorgte.
Hier trennten wir uns vom Mob und nahmen
eine andere Route zur 2009 runderneuerten Arena im Norden der
Stadt. Unweit der Spielstätte vermischten sich die Fußballfans
mit jungen Damen in kurzen Kleidern und pickligen Jungs im
Anzug. Scheinbar fanden in der angeschlossenen Festhalle
Abi-Feierlichkeiten statt, die dieses durchaus absurde Bild
entstanden ließen. Mit 10.000 Plätzen ist die Hütte kein
wirklicher Brecher und doch stolperte ich aufgrund der markanten
Flutlichtmasten bereits einige Male über Bilder aus Horsens. Der
Club selbst hat keine sonderlich spannenden Geschichten zu
bieten, entstand 1994 aus einer Fusion und tingelt seither
zwischen erster und zweiter Liga herum. Den Saisonabschluss
absolviert man in der Abstiegsrunde, wo ich die Gäste aus Odense
nicht wirklich eingeordnet hätte. Deren sportlicher Absturz in
den letzten zehn Jahren ging an mir komplett vorbei. Aufgrund
der freien Platzwahl konnten wir die erste Reihe der Gegengerade
mit bestem Blick auf den Heimmob beziehen. Dieser teilte sich
mit gelben und schwarzen Ponchos in zwei Hälften und legte einen
höchstens soliden Auftritt hin. Die Partie, die nach zwei
Kopfballtreffern der Gäste und ebenso vielen verwandelten
Strafstößen der Heimelf mit einem Remis endete, fand ohnehin
wenig Anklang auf den Rängen. Nur jeder dritte Platz war
besetzt.
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