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Nach der ersten Nacht unserer Dänemark-Tour
dröhnte mir ein wenig der Schädel. Ich begann tatsächlich an
unserer Bier-Wahl zu zweifeln und verfluchte das nordisch helle
Gesöff der Holsten Brauerei. Lange hielt uns der schwere Kopf
jedoch nicht in unserer stickigen Gefängniszelle und so waren
wir schon am frühen Morgen wieder auf der Bahn. Das Ziel des
Tages sollte uns wieder einige Kilometer zurück Richtung
deutscher Grenze führen. Auch ligentechnisch ging es „südwärts“
– auf uns wartete ein Duell der Aufstiegsrunde im Unterhaus.
Sönderjysk Elitesport ist abermals ein recht junger
Fusionsverein, der dem Profifußball in der namensgebenden Region
Südjütland ein Zuhause geben sollte. Das gelingt bis dato ganz
gut und bis zum Abstieg im vergangenen Jahr spielte man stolze
14 Spielzeiten am Stück erstklassig. Nach einem zweiten Platz
2016 und dem Pokalsieg 2020 konnte man sogar zwei kurze Ausflüge
nach Europa verbuchen. Heimat des Klubs ist die kleine Stadt
Haderslev, die wir aufgrund der recht geringen Größe touristisch
links liegen lassen sollten.
Stattdessen widmeten wir uns auf dem Weg
zum Kick zwei anderen Städten. Den Anfang machte das am
gleichnamigen Fjord liegende Vejle. Immerhin 60.000 Menschen
sind hier zu Hause und leben unter anderem im neuen Wahrzeichen
der Stadt, dem wellenförmigen Wohnkomplex „Bölgen“. Ähnlich groß
ist die Stadt Kolding, der unser zweiter Besuch galt. Hier
reichte es zeitlich noch für ein Bier im Schatten des Schlosses
Koldinghus, das über dem Slotsö-See thront. Im Anschluss sollte
nun wieder der Fußball im Mittelpunkt stehen und so schlugen wir
kurze Zeit später in Haderslev auf. Wir parkten unweit des
Sydbank Parks, der – und das finde ich wirklich kurios – in
seiner mehr als 20-jährigen Geschichte und mit gut 10.000
Plätzen noch nie ausverkauft war. Kleiner Spoiler vorweg: Das
sollte sich auch an diesem wechselhaften Samstagnachmittag nicht
ändern. Beim Umrunden des Stadions kreuzte sich unser Weg mit
den ca. 30 Anhänger der Gäste des Hvidovre IF aus dem
Kopenhagener Umland. Spätestens im Stadion wurde uns klar, dass
auf den Rängen abermals wenig gehen würde. Mit Wurst und Bier
bewaffnet begutachteten wir die Heimszene, die sich in der
offenen Kurve hinter etlichen gedruckten Zaunfahnen etwas
halbherzig positionierte und im Spielverlauf zu keiner Zeit zu
überzeugen wusste.
Der Spielverlauf tat indes sein Übriges.
Nachdem die beiden Teams in gewöhnungsbedürftiger dänischer
Manier nacheinander das Spielfeld enterten, entwickelte sich
eine einseitige Partie. Die Gäste hatten wenig Mühe und gingen
früh mit 1:0 in Führung (20.). In der Pause wechselten wir von
unseren recht guten, aber im Schatten liegenden Plätzen auf der
Tribüne in die sonnendurchflutete Kurve. Größtenteils auf den
Steinstufen sitzend verfolgten wir den zweiten Durchgang, in dem
die Gäste mit zwei weiteren Toren den Deckel auf die Partie
machten. Unser Umfeld glich dabei eher einem Familienausflug
samt Picknick im Park, als einem Profifußball-Spiel. Tobende
Kinder um uns herum sorgten für mehr Bewegung als wir sie im
eigentlichen Stimmungsblock vernehmen konnten. Nicht wenige
Kinder mussten im Verlauf der Partie jedoch dem übermäßigen
Popcorn-Konsum und der erbarmungslosen Sonne Tribut zollen und
lagen später fast regungslos auf den Stufen. Immerhin gab ein
Fan am Vorsängerpult sein Bestes und zappelte Oberkörperfrei ab.
Am Spielverlauf änderte sein Einsatz nichts und so bescherte uns
die Niederlage immerhin einen Schal als Andenken. Diesen hatte
ein wütender Fan zuvor aufs Spielfeld geworfen. Sieht man so
auch nicht oft.
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