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Am vergangenen Wochenende hat Schalke in
meiner Abwesenheit drei unglaublich wichtige Last-Minute-Punkte
im Duell mit Werder Bremen errungen. Königsblau lebt nicht nur
und überzeugt plötzlich sogar mit noch nie dagewesenen
Qualitäten. So ist man es als Schalker üblicherweise gewohnt in
der Schlussphase bzw. Nachspielzeit selbst der Depp zu sein.
Ebenso schön wie der Dreier an sich ist die Aussicht auf die
nächsten Wochen, die weiterhin alles andere als rosig ist aber
zumindest weiterhin hoffen lässt. Das heißt, die anstehende
Fahrt nach Mainz sollte kein stiller Abgesang, sondern ein
weiteres Endspiel für blau und weiß werden. Soweit die
Voraussetzungen für die freitägliche Tour nach Rheinland-Pfalz.
Die Fahrt an sich war dann eine ziemliche Qual. Alex, Andre und
ich kämpften sich müßig durch den Feierabendverkehr auf der A3
und kamen schlussendlich mit einem entspannten Vorlauf von 45
Minuten am größten Baumarkt Rheinhessens an. Es ist schon
traurig, dass ich diese trostlose Spielstätte auf dem Acker
heute bereits zum sechsten Mal besuchen durfte. Andererseits
hoffte ich natürlich, auch im nächsten Jahr mit Schalke nach
Mainz fahren zu können…
Vor dem Gästeblock verabschiedete ich mich
von Andre. Ich sollte meine Zelte heute im „neutralen“ Bereich
in der Kurve direkt neben dem Gästebereich aufschlagen. Im
Vorfeld konnte ich dank Tommy drei Tickets für Henry, Mario und
mich ergattern und war positiv überrascht, wie viele Knappen
trotz einiger Widrigkeiten die Sitzschalen um uns herum
bevölkerten. Anders als die TSG Hoffenheim öffnete der FSV den
freien Vorverkauf erst gar nicht, um das zu erwartende
Auswärtsspiel im eigenen Baumarkt zu verhindern. Klappte
irgendwie nicht ganz. So sorgten auch die bestimmt 6.000
Gästefans für das ausverkaufte Haus. Vor dem Anpfiff musste man
die üblichen Peinlichkeiten des Karnevalsvereins über sich
ergehen lassen. Der Stadionsprecher sprintete wie auf Drogen
über den Platz um schlussendlich die „Vereinshymne“
anzukündigen, die so nur nach Liverpool gehört. Kasper wohin man
sah. Immerhin begrüßte die Mainzelmännchenkurve ihre Mannen mit
einer netten Pyroshow hinter einzelnen leicht schrägen
Buchstaben, die den Schriftzug „Ultras“ ergaben. Weitere
positive Worte über diesen überflüssigen Drecksverein wird man
von mir trotzdem nicht hören.
Neben dem Spiel an sich musste das bisher
beschriebene Drumherum ohnehin abstinken. Was wir um 20:30 Uhr
noch nicht wussten: Dieses Spiel sollte Nerven kosten und die
Pumpe auf eine ordentliche Belastungsprobe stellen. Von
vornerein musste und wollte Schalke. Mit Spielen gegen Bayern,
Frankfurt und Leipzig vor der Brust klang die Aufgabe Mainz 05
vermeintlich „leicht“. Zum Glück ließen die 05er, die noch um
den Europapokal mitreden, ihre Qualitäten im ersten Durchgang
nur selten aufblitzen. Stattdessen gingen die aktiveren Gäste
dank einer wunderbaren Einzelaktion von Top-Goalgetter Marius
Bülter in Front. Alles explodierte. Die fast ausschließlich
rappelvollen Knappen um uns herum verwandelten den Block in ein
Tollhaus. Die vereinzelt dazwischen sitzenden Meenzer konnten
einem fast leidtun. Nach der Pause ergab sich dann ein etwas
anderes Bild. Konnte der S04 sich noch recht souverän mit der
Führung in die Pause retten, mündete der nun druckvollere
Auftritt der Heimelf zehn Minuten nach Wiederanpfiff im
Ausgleich. Uns wurde natürlich Angst und Bange. Eigentlich
müsste Schalke nun zusammenbrechen. Stattdessen folgte
postwendend der wunderbar herausgespielte Ausgleich durch Krauß
(60.). Berg und Tal mit S04. Weitere zehn Minuten später war der
Patient Schalke wieder tot. Ein Freistoß aus absoluter
Sahneposition schlug mit Ansage im Eck des Schalker Kastens ein.
Was nun kam war einfach Wahnsinn. Schalke wollte. Schalke rannte
an und fand immer wieder seinen Meister im Mainzer Schlussmann
Zentner. Eine Kopfverletzung bei Henne verlängerte die
Nachspielzeit, an deren Ende ein Schalker Elfmeter stand. Der
(trotzdem abzuschaffende) VAR erkannte das Trikotziehen bei
Bülter nach einer eigentlich harmlosen Flanke, der in der 102.
Minute selbst antrat und traf. Der Rest war pure Ekstase.
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