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Dank der Fußball-Weltmeisterschaft im
Herbst des vergangenen Jahres zieht sich die aktuelle Spielzeit
und etliche Entscheidungen stehen auch Mitte Mai noch aus. So
kam das Wochenende rund um den Herrentag durchaus passend und
ich schrieb mir prompt fünf Partien in fünf Tagen in den
Kalender. Wirklich grandios war die Auswahl jedoch nicht und
führte mich am Abend vor dem Feiertag auf altbekanntes Terrain.
Aufgrund der zu erwartenden vollen Autobahnen entschied ich mich
gegen einen Abstecher nach Rheinland-Pfalz und blieb stattdessen
am Niederrhein. Zwischen diversen Kicks entschied ich mich für
einen zweiten Besuch des Ratinger Stadions und brachte die gut
30 Kilometer Fahrtstrecke entspannt hinter mich. Im April 2013
besuchte ich das schmucke Stadion zum bisher ersten und letzten
Mal. Seither hat sich bis auf eine neue Einfärbung der
Tartanbahn wenig getan. Die Ratinger Spielvereinigung kickt noch
immer in einer wohl regionalligatauglichen Spielstätte um Punkte
in der fünftklassigen Oberliga Niederrhein. Hier mischt man auch
in diesem Jahr vorne mit und wird, soviel ist schon klar, auf
einem der vorderen Plätze hinter Aufsteiger Velbert einlaufen.
Mir ist nicht wirklich viel bekannt über die Ambitionen der
Blau-gelben, ein ernsthafter Angriff auf die Meisterschaft und
den damit verbundenen Aufstieg wäre mir jedoch nicht bekannt.
Das bereits angesprochene Stadion der
Ratinger ist durchaus sehenswert. Man betritt es über eine
kleine Wendeltreppe und landet im oberen Bereich der
Gegengerade. Diese erstreckt sich zehnreihig über die gesamte
Spielfeldlänge. Auf der gegenüberliegenden Seite entdeckt man
die markante Trägerkonstruktion der benachbarten Fußgängerbrücke
sowie die deutlich kleinere Haupttribüne samt Anzeigetafel. Hier
versammeln sich mittlerweile, anders als bei meinem vorherigen
Besuch, die Ratinger „Ultras“. Ohne deren Bemühungen für die
Stimmung im weitläufigen Rund kleinzureden, waren diese vor zehn
Jahren sicherlich noch keine Stadiongänger. Der Mob setzte sich
aus Kindern und Teenagern zusammen, die versuchten, den bisher
ausbleibenden Stimmbruch mit einem halben Dutzend Megafonen
auszugleichen. Einige der Lieder waren gar nicht verkehrt und
mir samt Melodie nicht aus den großen Kurven bekannt. Als man
nach einiger Zeit jedoch den „Mythos von Ratingen“ anstimmte
fielen einige Beobachter und auch ich vom Glauben ab. Bei all
dem Lob für die vorhandene Infrastruktur ist ein Oberliga-Klub
mit knapp dreistelligen Zuschauerschalen dann doch ein paar
Schritte vom Legendenstatus entfernt. Aber, was nicht ist kann
ja noch werden…
Im ersten Durchgang schien es dann so, als
würden die favorisierten Hausherren alles in ihrer Macht
stehende tun, um ihrem jungen Anhang keinen Grund zum Jubeln
bieten zu können. Im ersten Durchgang versiebte man massig
Chancen und hielt den abstiegsbedrohten Gast aus Nettetal
ungewollt im Spiel. Ein besonderes Lob gilt dem Schnapper der
Gäste, der den einen oder anderen Hochkaräter entschärfte. Ein
munteres und äußerst chancenreiches Spiel ging somit etwas
unnötig torlos in die Pause. Eine absolut fade Bratwurst später
fand ich mich für den zweiten Durchgang erneut neben der
Haupttribüne und den dort postierten Ultras ein. Gerne hätte ich
ein paar Minuten hinter den Trainerbänken auf der
gegenüberliegenden Seite verbracht. Hier blendete die Sonnne
jedoch weiterhin und mir blieb der Aufenthalt bei Ratingens
kauzigen Coach Hasenpflug freiwillig verwehrt. Nach der Partie
sollte dieser mit seiner Mannschaft mehr als zufrieden sein. Den
Grundstein hierfür legte ein Strafstoßtreffer, der auf ein
klares Foul folgte (53.). In der Folge brach der Widerstand der
Gäste allmählich und die Ratinger Angreifer tauchten immer
häufiger recht frei vor dem gegnerischen Kasten auf.
Doppelpacker Tom Hirsch und der in Oberhausen geborene und
ausgebildete Franzose Merzagua hatten somit vergleichsweise
leichtes Spiel. Beide schraubten das Ergebnis zwischen der 62.
und 80. Minute auf 4:0 hoch. Ratingen schielt nach dem fünften
Sieg in Folge auf die Vizemeisterschaft, während Union Nettetal
im Abstiegskampf der VfB Homberg im Nacken sitzt.
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