|  |   Im Herbst 2010 fiel der Besuch des Stadions 
				am Böllenfalltor in meine absolute Hopping-Anfangszeit. 
				Gemeinsam mit meinem Studienkollegen Holger ging es nach den 
				Vorlesungen an einem Dienstagabend nach Darmstadt. Holger hatte 
				ein paar Jahre mehr auf den Buckel und konnte daher einige alte 
				Geschichten zu den Lilien auskramen. Der SVD spielte zur 
				damaligen Zeit in der Regionalliga Süd und an diesem Abend gegen 
				die Stuttgarter Kickers. Innerhalb weniger Jahre kletterten die 
				Südhessen bis in die Bundesliga und hatten heute erneut die 
				Chance den Aufstieg in Deutschlands höchste Fußballliga perfekt 
				zu machen. Der Gegner von damals stürzte indes in die Oberliga 
				ab und konnte vor wenigen Tagen die Rückkehr in die Regionalliga 
				feiern. Auch die Lilien hätten ihre Feier schon durchaus früher 
				haben können, vergeigten jedoch ihre Matchbälle gegen St. Pauli 
				und in Hannover. So hatten also Sandra, Marc und ich an diesem 
				Freitagabend die Chance, den zweiten Darmstädter 
				Bundesliga-Aufstieg der jüngeren Vergangenheit nach 2015 
				mitzuerleben. Nach meinem Arbeits-Auswärtsspiel in Frankfurt 
				fuhr ich die paar Kilometer gen Süden und traf vor Ort auf 
				Sandra und Marc. Marc verabschiedete sich sogleich in Richtung 
				Fankurve während auf Sandra und mich ein durchaus spannendes 
				Unterfangen wartete. Wir waren mit Karten für einen hybriden 
				Block ausgestattet, der je nach Auslastung den Gästen oder den 
				Heimfans zugeschlagen wird. Ich machte mir meine Gedanken, da ich weiß, 
				wie ungern Touristen im Gästeblock gesehen sind. Die Lage vor 
				Ort stellte sich jedoch als entspannt heraus. Verhielt man sich 
				vernünftig, war alles gut. Einige Darmstädter, die die Chance 
				nutzten der entscheidenden Partie mit Hilfe der frei verfügbaren 
				Gästetickets beizuwohnen, wurden jedoch aus dem Block 
				argumentiert. Nach meinem erfolgreichen Besuch mit dem Knappen 
				vor einem Jahr hatte sich im Stadion am Böllenfalltor so einiges 
				getan. Mit der Haupttribüne war nun auch die letzte Baustelle 
				fertiggestellt und im Dezember wurde der Neubau gegen die Young 
				Boys Bern offiziell neu eröffnet. Ich war dankbar über die 
				Möglichkeit, das neugebaute Stadion noch vor Saisonende zu haken 
				und das Unterhaus erneut und bis zur anstehenden Neueröffnung 
				des Karlsruher Wildparks zu komplettieren. Das neue „Bölle“ kann 
				mich auch im fertigen Zustand nicht wirklich abholen. Während 
				die beiden Geraden massiv und modern in den Himmel ragen, wirken 
				die beiden viel zu kleinen Hintertortribünen mit Pfeilern als 
				Sichtbehinderung wie ein aus der Zeit gefallenes Provisorium. So 
				ergeben sich gut 17.000 Plätze, die für einen Klub, der zwischen 
				erster und zweiter Liga angesiedelt ist, eher im unteren Bereich 
				des Möglichen liegen. Heute war die Hütte selbstverständlich 
				ausverkauft. Die Stimmung vor dem entscheidenden Spiel war 
				vergleichsweise zahm und zu jeder Zeit vernünftig. Wusste man es 
				nicht besser, wirkte alles wie bei einem normalen 0815-Spiel im 
				Niemandsland der Tabelle in der Mitte der Saison. Während der 
				Partie sollte sich die Stimmung natürlich steigern. Vor dem Anpfiff gab es jedoch noch 
				Darmstädter Liedgut auf die Ohren, welches sogar an die 
				schmerzhafte und schicksalhafte Auswärts-Niederlage mit Kassel 
				im Saisonendspurt 2011 erinnerte. Auf dem Rasen kamen beide 
				Teams kamen zu ihren Chancen und selbst beim kurzen Gang zum 
				Imbiss verpasste ich scheinbar zwei dicke Möglichkeiten. Dafür 
				bekam im am Bierstand die letzten Züge einer Auseinandersetzung 
				inklusive Pfefferspray-Einsatz mit. Zurück im Block erzielte der 
				SVD samt elendig langer VAR-Überprüfung das 1:0 (36.), das zum 
				Aufstieg reichen würde. Auch, da Magdeburgs Ex-Schalker Ceka 
				viele Chancen liegen ließ und Lilien-Keeper Schuhen einen 
				absoluten Sahnetag erwischte, brachte der Klassenprimus den 
				knappen Vorsprung schlussendlich über die Zeit. Im dritten 
				Anlauf hatte es also geklappt und das Stadion stürmte wie üblich 
				den Rasen. Hier und da brannte eine Fackel und 
				selbstverständlich wurde im Innenraum alles geplündert was 
				irgendeinen symbolischen Wert besitzen könnte. Wir verweilten 
				noch ein wenig mit Blick auf die Feiernden ehe es zurück zum 
				Auto und dann in Richtung Ruhrgebiet ging. Morgen ist 
				schließlich Schalke-Tag! |  |