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Halbzeitstand 0:0
 
Fr., 10.08.2023 - 20:15 Uhr
Tore: Fehlanzeige
   
   
   
   
   
   
   
   
Sportpark Bergholz, Wil
3.286 Zuschauer
Challenge League (CH II)
4. Spieltag 23/24
 
Ticket: 19 Euro - E-Ticket - Stehplatz Gegengerade
 
 
 
 
 
 

Mein Arbeitsleben hält, anders als noch vor ein paar Jahren, nicht mehr allzu viele überregionale Dienstreisen für mich bereit. Ab und zu kommt es dann jedoch doch vor, dass mich mein Dienstherr auch über die Grenzen von NRW hinaus entsendet. In diesem Sommer bot sich die Möglichkeit für eine Stippvisite in Reutlingen, die ich glücklicherweise auf einen Freitag legen konnte. So wurde natürlich die Spielpläne des entsprechenden Wochenendes gründlich studiert. Recht schnell stand eine wenig spektakuläre Route, die jedoch stolze vier Spiele vom Freitagabend bis zum Sonntagnachmittag umfasste, fest. So ließ sich auch das Verpassen der Schalker Pokalpartie in Braunschweig durchaus verkraften. Nachdem der Termin in Reutlingen am Freitagnachmittag abgehakt war, ging es für mich noch weiter Richtung Süden. Vor der Überfahrt in die Schweiz wurde sich noch mal günstig der Magen vollgehauen und wenig später überquerte ich in Konstanz die Grenze. Das erste Ziel meiner Tour war die Kleinstadt Wil. Diese liegt ungefähr auf halber Strecke zwischen Zürich und St. Gallen, eignet sich natürlich wunderbar für Wortspiele und provoziert zudem die automatische Rechtschreibprüfung diverser Office-Programme.

Mit ca. 20.000 Einwohner ist Wil sicherlich kein touristischer Hotspot und trotzdem ganz nett anzusehen. Nach meiner abendlichen Ankunft reichten wenige Minuten aus, um mir die auf einem Hügel gelegene Altstadt anzusehen. Den besten Blick und das beste Motiv fürs Fotoalbum erwischt man jedoch am Stadtweiher, in dessen Hintergrund sich der besagte Hügel samt schicker Bebauung auftut. Den Sportpark Bergholz erreicht man ebenfalls fußläufig. Seit mittlerweile mehr als zehn Jahren trägt der FC Wil hier seine Heimspiele aus. Neben dem Stadion befinden sich eine Eishalle, ein Hallenbad und ein Freibad auf dem weitläufigen Gelände. Am Ground angekommen suchte ich umgehend nach einem Motiv für ein schönes Foto von draußen. Es zeigte sich jedoch recht schnell, dass man beim Bau mehr Wert auf die Zweckmäßigkeit, als auf das Auge gelegt hatte. Auch drinnen bestätigte sich dieser Eindruck. Ein Kunstrasenplatz mit Flutlicht, komplett umrundet von Tribünen, die auf den Längsseiten überdacht sind. Nicht mehr und nicht weniger und wohl genug für den Zweitligisten, der bis auf einen zweijährigen Ausflug in die Super League (2002-2004) und die fast verhängnisvolle Übernahme durch türkische Investoren (2015-2017) recht wenig Wow-Potential zu bieten hat. Mittlerweile schippert man in ruhigen Fahrwassern und steht nach zwei Spieltagen gemeinsam mit dem heutigen Gegner und Absteiger FC Sion verlustpunktfrei an der Tabellenspitze.

Nun sorgte auch dieses Topspiel nicht dafür, dass sich das gemütliche Städtchen merkbar im Ausnahmezustand befand. Das Stadion füllte sich gesittet und allmählich und die 6.000 verfügbaren Plätze konnten schlussendlich gut zur Hälfte gefüllt werden. Schon vor dem Anpfiff zauberte mir ein organisatorisches Detail ein Lächeln ins Gesicht. Pünktlicher als ein Schweizer Uhrwerk liefen beide Teams ein und mussten schlussendlich drei Minuten in bezogener Aufstellung warten, ehe der Referee die Partie um 20:15 Uhr anpfiff. Den Ultras aus Sitten gelang indes keine Punktlandung, sodass der stattliche Haufen erst mit einigen Minuten Verspätung eintraf. Ernsthafte Konkurrenz auf Seiten der Hausherren hatten die erstligaerprobten Gäste auf den Rängen nicht. Das Spiel selbst war denkbar unspektakulär und chancenarm. Wenn überhaupt schafften es wohl einige Fernschüsse der Heimelf in den Zusammenschnitt der Highlights. Den Mut und die Dynamik aus dem eigenen Leitbild brachte der FC Wil erst in den Schlussminuten auf den Platz. Gegen Ende trauten sich beide Teams mehr, leider weiterhin ohne echte Gefahr. Immerhin hatten die trotzdem munter singenden und springenden Fans aus dem Wallis einige Fackeln mitgebracht, die man unabhängig vom trägen Spielgeschehen direkt nach der Pause und in der Mitte des zweiten Durchgangs präsentierte. Ich startete also torlos, aber nicht völlig freudlos in meinen Trip, der mich am Folgetag über die nächste Grenze, nach Österreich, führen sollte.