Um das Maximum aus meinem
Fußball-Wochenende im Süden zu holen studierte ich neben den
Schweizer Spielplänen auch die Ansetzungen in Baden-Württemberg
und Österreich. Der Samstagnachmittag hatte vor dem anvisierten
Abendspiel in Winterthur noch eine Lücke, die unter anderem die
Pokalpartie zwischen Balingen und Stuttgart hätte füllen können.
Diese hätte jedoch auch einen ordentlichen Ritt zurück nach
Reutlingen bedeutet. So oder so wurde mir eine Entscheidung oder
Wahlmöglichkeit aufgrund der schnell vergriffenen Tickets
abgenommen. Somit rief mich nach der Nacht in Will die einzige
verbliebene Alternative, Schwarz Weiß Bregenz, auf den Plan. Der
österreichische Club aus der Landeshauptstadt Vorarlbergs war
mir zuvor unbekannt, lockte jedoch mit der Aussicht auf einen
netten Zweitligaground und einen einleitenden entspannten
Spaziergang am Bodensee. Ich traf zur Mittagszeit in Bregenz
ein, parkte gut vorbereitet kostenneutral und machte mich dann
auf den Weg ans Wasser. Auch wenn nicht sonderlich groß oder
spektakulär, ist Bregenz nicht umsonst ein Anlaufpunkt für
Touristen aus aller Herren Länder. Die meisten schätzen die
Stadt als Bodenseehafen sowie für ihr Festspielhaus und die
anschließende Seebühne. Nur die wenigsten werden die
30.000-Einwohner-Stadt indes als Fußballstandort besuchen.
Seit diesem Sommer ist der Mitte der 2000er
Konkurs gegangene und anschließend aufgelöste Verein wieder
Mitglied der zweiten österreichischen Bundesliga. Vor dem
abrupten Absturz konnte man sogar in Turin und Baku
Europapokalluft schnuppern. Mittlerweile ist man am Bodensee mit
weniger zufrieden und erlebt überraschenderweise auch in den
neuen Gefilden einen Höhenflug. Nach zwei Siegen aus ebenso
vielen Spielen zum Saisonstart konnten die Hausherren durchaus
selbstbewusst in das von mir besuchte Duell gegen den
Kapfenberger SV gehen. Von Euphorie rund um die Partie war man
jedoch recht weit entfernt. So konnte ich meine Rote und das
passende Kaltgetränk ohne große Wartezeiten recht einsam im
weiten Rund des Casino-Stadions zu mir nehmen. Da sich lediglich
die Sitzplatztribüne recht ordentlich füllte und der Rest der
Ränge nur vereinzelte Zuschauer aufwies, halte ich die
angeschlagenen 1.400 Besucher eher für eine aufgestockte
Mutmaßung. Immerhin konnte ich so die Ruhe vor dem Ansturm auf
die abendliche Partie in Winterthur genießen.
Nach einem erfrischenden Regenschauer wurde
die Partie etwas weniger pünktlich als am Vorabend in Wil
angepfiffen. Mit dem Anstoß setzten auch die Anfeuerungen des
überschaubaren Heimmobs ein. Diese waren jedoch so wenig
erwähnenswert, dass ich mich nicht mal für einen Blick auf oder
ein Foto von der Gruppe auf die gegenüberliegende Spielfeldseite
bequemte. Aus der 600 Kilometer entfernten Obersteiermark konnte
ich keine Schlachtenbummler wahrnehmen. Alles in allem verrückte
Entfernung für eine Liga deren Niveau und Drumherum hierzulande
wohl am ehesten mit der Regionalliga zu vergleichen sind.
Immerhin sah ich heute ein etwas flotteres und auch ergiebigeres
Spiel als zum Tour-Auftakt. Zwei gleichwertige Teams sollten am
Ende einen etwas glücklicheren und vielleicht auch clevereren
Sieger finden. Die Gäste konnten mit zwei Treffern in den genau
richtigen Momenten den Sieg eintüten. Sowohl das 1:0 (33.) und
das 2:0 (78.) resultierten glücklich aus abgefälschten Schüssen
und erstickten die Anläufe der Voralberger Heimelf jeweils im
Keim. Bis zum Abpfiff konnte ich jedoch nicht bleiben, aß eine
zweite Rote und brach zeitig auf um pünktlich für den Kracher
Winterthur gegen GCZ in der Schweiz zu sein.
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