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Mit den ersten beiden Toren des Wochenendes
im Rücken ging es mit einer Stunde Fahrtzeit aus zurück über die
Schweizer Grenze nach Winterthur. Während ich in Wil und Bregenz
noch etwas Zeit zum Sightseeing hatte, fiel dieser sonst übliche
Tagesordnungspunkt dem baldigen Spielbeginn zum Opfer. Anders
als bei den vorangegangenen Zweitligakicks spürte man in
Winterthur schon auf den Zufahrtswegen Fußballstimmung. So war
ich auf dem Weg vom Parkhaus zum Stadion alles andere als
alleine und reihte mich in den Strom der Anhänger ein. Am
Stadion Schützenwiese hatte sich bereits ein stattlicher
Sicherheitsapparat in Stellung gebracht. Immerhin stand heute
mit dem Duell gegen den Grasshopper Club aus Zürich ein
Kantonsderby an. Bei der Häufigkeit der Aufeinandertreffen in
der Schweizer Super League sind solche vermeintlich heißen
Spiele meist weniger spektakulär als anderswo und doch schien
die Partie für beide Seiten ihren Reiz zu haben. So war nicht
nur der Heimbereich des „kleinen“ FCW restlos ausverkauft, auch
der Gästesektor platzte aus allen Nähten, sodass gefühlt die
Hälfte der Anhänger in meinem Block mehr oder weniger offen mit
Blau-Weiß mitfieberten. Im Vorfeld machte mir der Ticketverkauf
beim FC Winterthur am meisten Sorgen. Mit großer Aufmerksamkeit
und großem Glück konnte ich im Vorverkauf tatsächlich eine Karte
für den neutralen Stehplatzbereich neben dem Gästeblock
erwischen.
Mir wurde schon recht früh klar, dass ich
sonst wirklich was verpasst hätte. Die Schützenwiese hatte
extrem viel Charme. Keine moderne Arena, sondern ein Sportplatz
mit unüberdachten Stehplatzkurven und einer markanten
freistehenden Haupttribüne. Als Landmarke dienten die
Flutlichtmasten und das Hochhause in der Ecke des Gästeblocks.
Ähnlich wie das (nervige) deutsche Vorbild St. Pauli
positioniert sich der FCW offensiv links und bringt dieses Tenor
in allen Vereinsmedien und auf diversen Flächen im Stadion
unter. Natürlich passt der urige Ground deutlich besser zu
diesem Image als ein moderner Wellblechbau. Viel Zeit um über
Politik nachzudenken oder das Rauschen der Eulach in meinem
Rücken zu genießen blieb mir jedoch nicht, da sich bereits kurz
nach meiner Ankunft die Spieler, Offiziellen und Fans für die
anstehende Begegnung bereitmachten. Auf beiden Seiten wurden die
Mannschaften mit Pyrotechnik begrüßt, auf Seiten der Hausherren
mit Fackeln und rechts neben mir beim GCZ mit reichlich Rauch.
Auch die beiden Mannschaften benötigten auf
der Schützenwiese nicht viel Zeit, um auf Betriebstemperatur zu
kommen. Das dritte von vier Spielen an diesem Wochenende kam
spielfreudig und offensiv daher. Der Favorit aus Zürich ging
bereits nach sieben Minuten und einem langen Pass auf Ndenge per
Lupfer mit 1:0 in Front. Die Antwort der Heimelf ließ nicht
lange auf sich warten und war mindestens ebenso ansehnlich. Di
Giusto brachte sich im Strafraum in Position, schien den Moment
zum Abschluss bereits verpasst zu haben und fand dann doch eine
überraschende Lücke für den viel umjubelten Abschluss zum
Ausgleich (1:1). Dank des VAR, der etwas später Di Giustos
zweiten Treffer einkassierte, ging es mit dem Remis in die
Pause. Im zweiten Durchgang und mit der Abendsonne im Rücken
agierte der FCW dann phasenweise extrem dominant. Folgerichtig
gelangen zwei weitere Treffer, die den Rot-Weißen den verdienten
ersten Saisonsieg bescherten. Nach zwei eher durchschnittlichen
bis mauen Spielen freute ich mich umso mehr über diesen absolut
lohnenswerten Fußballabend in einem tollen Fußballstadion.
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