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Ende August stand der Jahresurlaub auf dem
Plan und die Vorfreude hätte nicht größer sein können. Mit dem
eigenen Auto sollte es zuerst nach Dänemark und von dort aus per
Flieger auf die Färöer gehen. Der Aufenthalt in Dänemark war
dabei so etwas wie ein Vorspiel für den anstehenden 54.
Länderpunkt auf den Schafsinseln. Irgendwie sollte 2023 sowieso
ein sehr dänisches Jahr für mich werden. Nach meinen beiden
mittlerweile schon mehr als zehn Jahre alten Spielbesuchen in
Odense und im Parken war an dieser Front lange wenig los. Das
sollte sich mit Marianos, Schtevs und meiner kleinen Tour Ende
April und dem Ergänzungs-Trip nach Vejle, anschließend an
Schalkes Gastspiel beim HSV, recht flott ändern. Alex und ich
brachen am Donnerstagmorgen mit einem denkbar prall beladenen
Auto gen Norden auf und erreichten unser erstes Etappenziel am
frühen Nachmittag. Nahe Flensburg besuchten wir die Familie
meiner Cousine und setzten im Anschluss unsere Reise in Richtung
Herning fort. In der 50.000-Einwohner-Stadt in der Mitte
Jütlands sollte bereits am ersten Abend das vermeintliche
fußballerische Highlight des Urlaubs auf uns warten.
Recht unvorbereitet stolperte ich bei der
Reiseplanung über die Conference League-Quali-Partie zwischen
dem FC Midtjylland (Fingerbrecher) und Legia Warschau. Der
dänische Meister von 2015, ‘18 und ‘20 empfing eine der
berüchtigtsten Szenen Europas und das ganze sollte mehr oder
weniger auf unserer Route ins erste Urlaubsdomizil Aarhus
liegen. Prompt checkte ich die Kartenfront ab und stoppte an der
altbekannten Buchungshistorie als Hürde. Hier konnte mir niemand
helfen, sodass ich selbst die Initiative ergriff und ohne
ernsthafte Hoffnung den klassischen Weg per Mail an den Club
ging. Und siehe da, wenig später waren zwei Tickets für das
Play-Off-Hinspiel im Herninger Stadion hinterlegt. Dieses liegt
verkehrsgünstig im Süden der Stadt auf dem weitläufigen
Messegelände, das auch Dänemarks größte Mehrzweckhalle
beherbergt. Rund um den wenig spektakulären Ground ging es sehr
locker und entspannt zu. So war ich etwas verwundert, wenn nicht
sogar enttäuscht, über der geringen Polizeipräsenz. Von Brisanz
war hier noch wenig zu spüren. Lediglich die Ausweiskontrolle
beim Einlass versprühte ein wenig Risikospiel-Atmosphäre.
Die nächste Enttäuschung folgte dann im
Anschluss an die obligatorische Bestellung der Wurst-Bier-Kombo
beim ersten Blick durchs Stadion. Wirklich viel los war hier
nicht und auch der Gästeblock war weder voll noch
angsteinflößend oder brachial. Um es vorweg zu nehmen, Legias
Auftritt enttäuschte auf ganzer Linie und fiel wohl der geringen
Planungszeit zwischen Auslosung und Spiel zum Opfer. Immerhin
präsentierte man sich gegen Spielende gewohnt freizügig und
tauschte die kollektiv getragenen weißen Shirts gegen blanke
Pumper- und/oder Bierbäuche. Dafür lieferte der Heimanhang
überraschend gut ab und konnte nach einer Viertelstunde die
1:0-Führung im Anschluss an eine Ecke bejubeln. Legia zog zehn
Minuten später nach einer tollen direkt gespielten Kombination
gleich. Da Twente zeitgleich in Istanbul baden ging war mir der
Ausgang des Spiels (und die Entscheidung um einen potentiellen
Gegner der Tukkers) mittlerweile gleich. Immerhin bot die Partie
im weiteren Verlauf viele tolle Aktionen und vier sehenswerte
Tore. Zwei weitere Male gingen die Hausherren in Führung und
mussten jeweils wenig später den Ausgleich hinnehmen. Dieses
umkämpfte und hochklassige Duell setzte sich im Rückspiel fort,
in dem Legia vor den eigenen Fans im Elfmeterschießen den Einzug
in die Gruppenphase buchen konnte.
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