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Nach dem Spiel in Herning stiegen Alex und
ich erneut ins Auto und steuerten Dänemarks zweitgrößte Stadt,
Aarhus, an. Diese liegt auf mittiger Höhe Jütlands an der
Ostseeküste und gilt als junge, hippe und moderne
Studentenstadt. Hier sollten wir für vier Nächte bleiben und
hakten bereits am ersten Morgen mit dem ARoS-Kunstmuseum das
Nummer 1-Ziel im Rei-seführer ab. Und ja, unter den mittlerweile
recht zahlreich besuchten Museen für Moderne Kunst war das in
Aarhus eines der Schönsten, sowohl was die Architektur als auch
die Aus-wahl der Kunstwerke angeht. Im Anschluss an Kultur und
etwas Sightseeing nutzten wir das Wetter für einen lohnenswerten
Abstecher zu einem der Stadtstrände. Schon früh wurde uns dabei
klar, dass es sich hier in Aarhus wirklich gut aushalten lässt.
Glaubt man den großzügig rund ums Stadion verteilten Aufkleber
in unserem abendlichen Zielort, sieht man das im nur 40 Minuten
entfernten Randers etwas anders. Hier sollte ich, wie schon auf
der Tour im vergangenen April, das Duell zwischen Randers und
Viborg besuchen. Dieses Mal nicht in Viborg sondern im erneut
ziemlich lieblos daherkommenden Randers Stadion.
Randers und Viborg sind nach dem Abstieg
von Aalborg die beiden nördlichsten Erstliga-Klubs Jütlands und
ebenfalls nur 40 Fahrminuten voneinander entfernt. Trotzdem war
die Erwartungshaltung an das vermeintliche Derby gering, da man
eine echte Rivalität bereits beim Spiel in Viborg vergeblich
suchte. Stattdessen findet man in Randers an allen Ecken und
Enden die besagten Anti-Aufkleber und -Klamotten gegen Aarhus
GF. Auf dem Vorplatz der grauen Blechhütte sollte ein kleines
Fanfest die Zuschauer einheizen. Mich holte jedoch erst wieder
die Polser-und-Bier-Kombo ab. Ich wiederhole mich gerne, nichts
macht mehr Lust auf Fußball als die riesigen und schmackhaften
Fettwürste in den dänischen Stadien. Mit einigem zeitlichen
Puffer konnten wir beim Genuss der Stadionwurst den Bezug des
Stimmungsbereichs der Heimkurve aus nächster Nähe beobachten.
Der „Mob“ setzte sich – typisch dänischer Kleinstadtklub – in
erster Linie aus Kindern und Jugendlichen zusammen. So schön es
ist, dass sich die Kids für aktiven Support interessieren, so
wenig zuträglich ist ein Altersdurchschnitt im Pubertätsspektrum
für die Stimmung. So waren weder der allge-meine
Zuschauerzuspruch noch die Unterstützung in irgendeiner
positiven Art erwähnens-wert. Am meisten Bewegung verursachten
indes die Grundschulkinder, die munter die Gänge rund um unsere
Sitzplätze als Spielwiese nutzten.
Wir hatten viel Zeit uns mit dem Geschehen
in unserem Umfeld zu befassen. Auf dem Platz passierte nämlich
ebenso wenig wie in den Kurven. Namensvetter, Randers-Kapitän
und Ex-Unioner Björn Kopplin verteidigte stark und offenbarte
gleichzeitig Defizite im Spielaufbau. Auf der Seite der Gäste
geriet recht schnell der dänisch-nigerianische Stürmer Ementa in
den Mittelpunkt. Der baumlange Angreifer wusste mit seiner Größe
maximal wenig anzufangen und war in der Luft (und auch generell)
so harmlos, dass er einem fast leidtat. Anders als in der
torreichen Partie der vergangenen Saison fiel an diesem sonnigen
Freitagabend nur ein Treffer. Das Siegtor für die Hausherren
verbuchte der niederländische Verteidiger Wessel Dammers per
Kopf nach einem Eckball in der 27. Minute. So bleiben lediglich
die Polser, Dammers Treffer und das Maskottchen des Randers FC
im Gedächtnis. Das Pferd, auch im Logo des Klubs präsent und
angelehnt an eine Pferdestatue im Zentrum der Stadt, heißt
ernsthaft McAnders und wird von einer großen Fastfood-Kette
gesponsert.
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