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Mit 53 Länderpunkten auf der Haben-Seite,
bleiben keine wirklich trivialen Ziele übrig. Das, was man
landläufig als Europa bezeichnet habe ich bereits abgearbeitet
und so ist jede neue Destination entweder weit entfernt, schwer
zu erreichen oder unter politischen und sicherheitstechnischen
Gesichtspunkten zumindest sehr planungsintensiv. Somit waren die
Färöer augenscheinlich der einfachste verbleibende Go-To-Spot.
Mit einer kleinen Rundtour über Aarhus, Kopenhagen und Malmö
wurde so der spätsommerliche Roadtrip zusammengestellt. Wir
nutzten Kopenhagen als schön anzuschauendes Zwischenziel und
Abflughafen auf die Schafsinseln. Am Mittwoch landeten wir auf
Vagar, der größten Westinsel der insgesamt 18 färöischen
Eiländer. In Deutschland assoziiert man die nördlich von
Schottland liegende und zum dänischen Königreich gehörende
grasbedeckte Inselgruppe vulkanischen Ursprungs wohl am ehesten
mit den namensgebenden Schafen (O-Ton: „Die haben doch mehr
Schafe als Einwohner!“), der äußerst umstrittenen Grindwaljagd
und der gar nicht so schlecht spielenden
Fußball-Nationalmannschaft, bei der man nie müde wird zu
erwähnen, dass deren Kicker fast ausnahmslos nebenbei in
Vollzeit arbeiten (und in der Schafe halten).
Nun war es also an uns gelegen, die
entsprechenden Klischees so schnell wie möglich abzuarbeiten.
Mit den Schafen ging das denkbar einfach. Bereits auf dem Weg
vom Flughafen zur Ferienwohnung in der Hauptstadt Torshavn
liefen uns die ersten wollbedeckten Vierbeiner vors Auto. Haken
dran. Am nächsten Morgen auf unserem ersten Erkundungstrip zu
den Nordinseln begrüßten uns recht früh drei Grindwale im
Kaldbaksfjord. Haken dran. Der Haken für den lang ersehnten
Länderpunkt sollte dann erst am Abend folgen. Zuvor starteten
wir mit dem Ausgangspunkt Vidareidi auf unsere aufregende Tour
über die nördlichen Inseln. Im Nachhinein war dieser
Tagesausflug zwar der unspektakulärste unserer Woche auf den
Färöern, das wussten wir jedoch zu diesem Zeitpunkt noch nicht
und waren somit trotzdem ziemlich beeindruckt. Den Abschluss
machte ein Stopp in Klaksvik, Heimat des amtierenden Meisters,
der am selben Abend in Tiraspol um den Einzug in die Europa
League kämpfte. Unser fast zeitgleiches stattfindendes Spiel in
Toftir bot weniger internationalen Glanz und überzeugte mit
landestypischem Wetter und unerwarteten fast südländischen
Emotionen.
Toftir liegt im Süden der Insel Eysturoy
und ist Ausgangspunkt des 2020 fertig gestellten 12 Kilometer
langen Unterseetunnels der Eystoroy samt
Unterwasser-Kreisverkehr mit der Hauptinsel verbindet. Hoch über
dem Fjord thront das Stadion Svangaskard, in dem B68 seine
Heimspiele bestreitet. Bis zur Eröffnung des neuen
Nationalstadions in der Hauptstadt (2000) diente der Ground den
Färingern als Nationalstadion. Viele Quellen sprechen aufgrund
der wenig windgeschützten Lage von einem der ungemütlichsten
Spielorte der Welt. Und ja, auch wir bibberten ein wenig im
Wind. Abhilfe schafften warmer Tee und Schinken-Käse-Sandwiches
als landestypischer Stadionsnack. Zudem wusste die Aussicht von
hier oben sehr zu gefallen. B68 duellierte sich an diesem Abend
mit der Elf von TB die auf der denkbar abgelegenen Südinsel
Suduroy beheimatet ist. Inmitten der munter pöbelnden Gästefans
sahen wir ein ordentliches Spiel, das 1:1 endete und vor allem
viele vom Wind getragene direkt aufs Tor gezogene Ecken
beinhaltete. Bei einer dieser Eckstöße kam die entsprechende
Rettungsaktion zu spät, sodass wir tatsächlich Zeuge einer
direkt verwandelten Ecke wurden. Eine glänzende Kirsche auf der
gut schmeckenden Länderpunkt-Torte.
Fotos Sightseeing
(Insel Eysturoy)
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