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Fliegt man im späten Spätsommer in den
europäischen Norden, ist einem durchaus klar, dass das kein
klassischer Sommerurlaub werden wird. Dementsprechend bestand
unser Gepäck für die Färöer aus allerhand Klamotten, die sich
vornehmlich für einen Zwiebellook eignen und bestenfalls
wasserdicht sind. Generell ist das Klima auf den Inseln recht
mild und stabil, sodass die Einwohner gerne scherzen, sie würden
zu jeder Jahreszeit die gleichen Sachen tragen. Unsere ersten
beiden Tage nach der Ankunft bestätigten diese Aussage und waren
durchwachsen aber annehmbar. Am Samstag erwischte uns dafür ein
komplett verregneter Tag. Während wir uns morgens noch an
Outdoor-Aktivitäten versuchten, wechselten wir recht früh nach
Drinnen und erkundeten unter anderem das schmucke
Nationalmuseum. Am Abend machte ich mich dann alleine auf den
Weg zum dritten Spiel am dritten Tag. Wie schon am Vorabend
spielte ein Spitzenteam gegen eine Mannschaft aus dem
Tabellenkeller. Da es sich bei der Heimmannschaft mit B36 um
einen der beiden großen Hauptstadtclubs handelte, hatte ich eine
denkbar kurze Anreise, die ich bei passablen Wetter sicherlich
zu Fuß angetreten hätte. So nahm ich lieber das Auto, parkte
direkt hinter der Gegengerade und flüchtete mich
schnellstmöglich unter deren schützendes Dach.
Das Stadion Gundadalur liegt im Schatten
des Nationalstadions und wird unter anderem von dessen markanten
Flutlichtmasten überragt. Während „der große Bruder“ nur der
Nationalelf sowie den Europacup-Spielen der färöischen Vertreter
vorbehalten ist, tragen B36 und HB ihre Spiele im kleineren aber
durchaus interessanten Ligastadion aus. Kommt die stattliche
Gegengerade noch recht klassisch daher, ist die Haupttribüne ein
Unikat. Zwei freistehende Tribüne schmücken die entsprechende
Längsseite und sind optisch und organisatorisch streng dem
jeweiligen Klub zugeordnet. Von der Gegengerade aus gesehen
hatte an diesem Abend also nur die rechte, B36 zugehörige,
Tribüne ihre Pforten geöffnet und begrüßte die Zuschauer mit
einem kleinen Vereinsheim und dem üblichen Catering aus Kuchen,
Sandwiches und Heißgetränken. Zu meiner Freude gab es auch einen
kleinen Fanshop, der mein obligatorisches Mitbringsel, einen
Vereinswimpel, unschlagbar günstig anbot.
Bevor es auf dem Kunstrasen zur Sache ging,
kamen die Zuschauer in den fragwürdigen Genuss, die Vereinshymne
in Dauerschleife serviert zu bekommen. Scheinbar hatte dieser
Schachzug paralysierende Wirkung auf den Gegner aus
Fuglafjördur, der zu keiner Zeit ins Spiel fand. B36 agierte
spielbestimmend und mit einer gewissen Geduld und konnte bereits
nach 13 Minuten die verdiente Führung verbuchen. Was sich
anschickte abermals in einem einseitigen Schützenfest zu enden,
flachte dann recht schnell ab. Die standesgemäße Chancenfülle
auf Seiten der Hausherren wurde nicht genutzt, sodass sich beide
Teams auf ihrem jeweiligen Niveau recht unfähig präsentierten.
Immerhin gelang es IF in der Defensive - zum Leidwesen meines
Torzählers - immer wieder ein Bein dazwischen zu bekommen. So
hatte man in der Schlussphase gegen den zunehmend resignierten
Gegner sogar noch seine Chancen auf den Ausgleich. Mittlerweile
wanderte meine Aufmerksamkeit jedoch immer mehr zu den beiden
Jungs neben mir. Diese tranken freudig Cola und rülpsten sich in
der Folge recht engagiert gegenseitig an. So viel jugendliche
Unbeschwertheit ohne Scham zauberte mir trotz des Dauerregens
und des mauen Spiels durchaus ein Grinsen ins Gesicht.
Fotos Sightseeing
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