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Während des Urlaubs habe ich zwei Partien
der Königsblauen verpasst. Da es sich mit Spielen gegen Kiel und
in Wiesbaden nicht gerade um die Saisonhighlights handelte, war
meine Wehmut schon im Vorfeld eher gering. Im Nachhinein habe
ich absolut nichts verpasst, was mir in irgendeiner Art Freude
bereitet hätte. Der S04 verlor sang- und klanglos in der Arena
gegen eine Kieler Mannschaft, in der mit Skrzybski und Becker
zwei echte Schalker kickten, die für den großen FC Schalke als
zu schlecht befunden wurden. Mal wieder, möchte man sagen. Beim
renommierten Spitzenklub aus der hessischen Landeshauptstadt
ließ man so viele Möglichkeiten liegen, bis man in der
Nachspielzeit noch den völlig überflüssigen Ausgleich kassierte.
Sagen wir es mal so, die Aussichten rund ums Berger Feld waren
schon mal rosiger und meine Lust auf eine Partie meiner Knappen
größer. Auch die Aussicht aufgrund der derzeit sehr betrübten
Stimmung von bisher auch sportlich bockstarken Magdeburgern in
Grund und Boden gesungen zu werden machte nicht wirklich Lust
auf den Spielbesuch. Aber was soll’s, hin musste man ja
trotzdem. Bei der Terminierung erwischte man nicht zum ersten
und auch nicht zum letzten Mal das samstagabendliche Topspiel
zur „besten Sendezeit“.
Das erste Ausrufezeichen des lauen
Sommerabends setzten die beiden Kurven. Ohne sich weit aus dem
Fenster lehnen zu müssen – hier trafen zwei absolute Top-Szenen
des Landes aufeinander und füllten ihre Rolle von Beginn an aus.
Die Nordkurve zeigte der Polizei GE und ihrem lächerlichen
Choreo-Verbot den größtmöglichen Mittelfinger und tauchte die
komplette Arena in Rauch. Kombiniert mit der sehr ansehnlichen
Kurvenshow aus Blockfahne, Glitzer-Fähnchen, Rauch und Fackeln
im Gästeblock bot sich ein grandioses Panorama, das eine
mehrminütige Spielunterbrechung aufgrund der schlechter Sicht
zur Folge hatte. Was dann jedoch folgte, ließ jeden Schalker von
dauerhaftem Bodennebel träumen. Die von Trainer Reis aufs Feld
geschickte Elf legte die wohl schlechteste halbe Stunde der
jüngeren Vereinsgeschichte aufs Parkett. Der FCM strengte sich
nicht mal wirklich an, schoss mit Halbgas zwei schnelle Tore und
auf Schalker Seite zeichnete sich keine ernsthafte Gegenwehr ab.
Als die Domstädter dann begannen ihre Eckbälle aus dem Stand zu
schießen und damit problemlos ihre Anspielstation fanden, fehlte
nicht mehr viel und die fuchsteufelswilde Kurve hätte die
„Mannschaft“ tatsächlich noch auf dem Rasen gelyncht. Im
Zusammenspiel mit der Auswechslung von BVB-Fan Mohr schienen die
Reaktionen der Anhänger auch auf die Mannschaft zu wirken, die
nun wie aus dem Nichts zu spielen und zu kämpfen begann. Zur
Halbzeit stand es dann dank eines Geschenks der Gäste nur noch
1:2.
In Hälfte zwei setzte sich die
Wiederauferstehung der vermeintlichen Trümmertruppe fort.
Trotzdem dauerte es mit dem schön herausgespielten Ausgleich
nach Kombination Tempelmann auf Murkin bis zur 62. Minute. Sechs
Minuten später führte dann plötzlich wieder der FCM. Im direkten
Gegenzug setzte Ouwejan einen direkten Freistoß zum erneuten
Ausgleich in den Winkel und die Achterbahnfahrt setzte sich
fort. Zehn Minuten vor dem Ende schlug das Pendel endgültig in
Richtung S04 aus, als eine Notbremse der Gäste mit der roten
Karte geahndet wurde und Polter den fälligen Elfmeter versenkte.
Schalke wäre jedoch nicht Schalke, hätte Ersatz-Ersatz-Towart
Langer nicht mit einem Mordsreflex kurz vor dem Schlusspfiff den
Magdeburger Ausgleich verhindern müssen. Was für ein absurdes
Spiel.
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