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Das nervenaufreibende Duell zwischen
Schalke und dem FCM war nur etwas mehr als 12 Stunden alt, als
am späten Sonntagvormittag erneut der König Fußball rief. Unter
den vielen sich auftuenden Möglichkeiten richtete ich mein
Augenmerk wenige Tage zuvor auf einen möglichen Doppler in
Luxemburg. Entgegen der Norm sollte eine Partie vom üblichen 16
Uhr-Termin abweichen und erst um halb sieben angepfiffen werden.
Spontan holte ich Micha für eine erste gemeinsame Fahrt ins
Boot. Diese gestaltete sich entsprechend kurzweilig und führte
uns auf einer mir bisher noch unbekannten Route unter anderem
über Nürburg ins Herzogtum. Die Grenze wurde dann ganz klassisch
in Wasserbillig passiert. Für das erste Spiel stand uns eine
recht breite Palette ungekreuzter Grounds zur Verfügung. Mit
Blick auf die Tabelle wählte ich die Partei des FC Mondercange
gegen Aufsteiger Marisca Mersch aus und sollte damit
schlussendlich kein so schlechtes Händchen haben.
Mondercange oder auf Deutsch Monnerich
hatte ich bisher noch nicht wirklich auf dem Zettel. Immerhin
hat die Gemeinde gut 7.000 Einwohner und ist zugleich Sitz des
luxemburgischen Fußballverbands FLF. Eine räumliche Distanz
zwischen Verband und Klub ist dabei nicht wirklich gegeben. Das
Verbandsgelände ist nur einen Steinwurf von der Anlage des FCM
entfernt. Wirft man den imaginären Stein gen Westen landet
dieser vielleicht auf der einzigen Kart-Bahn des Herzogtums, auf
der bereits der junge Michael Schumacher seine Runden drehte.
Akteure des örtlichen Fußballklubs haben es indes noch nicht zu
Weltruhm gebracht. Immerhin konnte man kurz vor der
Jahrtausendwende eine wenig rühmliche Duftnote im Europapokal
hinterlassen, als man aggregiert mit 2:13 in der UEFA-Cup-Quali
an Dinamo Bukarest scheiterte. Im Hier und Jetzt belegte man,
zumindest für mich überraschend, den zweiten Tabellenplatz
hinter dem FC Differdingen. Die Euphorie rund um den Klub
spiegelte sich dann auch in der Parkplatzsituation wieder. Im
Stadion verteilte sich die dann doch recht überschaubare Menge
zum Glück ganz ordentlich. Bewusste Ballungsräume entstanden
jedoch um die beiden (sic!) Supporter-Gruppen der Gäste. Sowohl
auf der Seite der Haupttribüne, als auch auf der ausladenden
Gegengerade positionierten sich zwei kleine Mobs, die für ein
wenig Stimmung sorgen konnten. Die Hausherren setzten rund um
den anstehenden Weltkindertag auf die Jugend und so bevölkerten
unzählige Halbstarke die Ränge. Höhepunkt der Belagerung war das
Entern der Stadionregie, samt über die Lautsprecher
vorgetragener Fangesänge und zaghafter Verunglimpfungen der
Gegner.
Das Spielgeschehen betreffenden überraschte
uns der forsche Auftritt der Gäste. In der letzten Saison noch
Zweitligist, hatte man beim etablierten FCM deutlich mehr vom
Spiel. Dennoch ging die Heimelf durch ein reingestochertes Tor
von Bilal el Amraoui (61.) in Führung. Die in blau-gelb
spielenden Gäste aus dem Herzen des Landes ließen ihr Herz
jedoch auf dem Platz und drehten die Partie auch dank eines aus
FCM-Sicht recht unnötigen Elfmeter. Der Keeper der Hausherren
stoppte den vielversprechenden Angriff der Merscher plump und
regelwidrig und verursachte so den im Anschluss sicher
verwandelten Elfmeter (69.). Torschütze Bresch wurde kurz vor
Spielende endgültig zum Matchwinner, als er einen Eckball am
langen Pfosten zum Auswärts- und Außenseitersieg über die Linie
drückte. Zeit zum Jubeln blieb zumindest uns nicht, da wir wenig
später zum zweiten Spiel des Tages nach Strassen aufbrechen
mussten.
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