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Zum zweiten Mal in Folge sollte der FC
Schalke das Topspiel am Samstagabend bestreiten. Nach dem wilden
Ritt gegen Magdeburg musste Königsblau nun auf St. Pauli ran.
Meine Auswärtsfahrt begann indes schon am Freitagmittag. Bis auf
mich hatte niemand aus meinem Schalker Freundeskreis eine Karte
ergattern können, sodass ich mir zwei Spiele vor das
vermeintliche Highlight am Samstag um 20:30 Uhr bastelte. Die
erste Etappe meiner Route führte mich über die altbekannte A1
gen Norden nach Bremen-Oberneuland. Bestand die erste
Jahreshälfte gefühlt aus einem nicht enden wollenden
Stelldichein mit der A3 in Richtung Süden, hing mir mittlerweile
also eine andere Bundesautobahn so langsam zum Hals raus.
Immerhin verlief die Anfahrt vergleichsweise flüssig, was auf
dieser Strecke schon viel wert ist. Vor dem Spielbeginn um 19:30
hatte ich sogar noch Zeit für ein Nickerchen im Hotel. Nachdem
dieses von der ebenfalls dort einquartierten und scheinbar
leicht schwerhörigen Rentner-Radfahr-Gang jäh beendet wurde,
machte ich mich auf den kurzen Weg in den recht ländlichen
östlichsten Stadtteil des Stadtstaates.
Dank eines Tipps von Mike parkte ich
äußerst entspannte wenige Meter von der Zufahrt zum
Stadiongelände entfernt. Nach einem gut fünf minütigen Fußweg
hatte ich dann den Sportpark am Vinnenweg erreicht. Der FC
Oberneuland ist nach dem SV Werder und dem Neu-Regionalligisten
Bremer SV wohl der drittbekannteste Fußballclub aus der
Hansestadt. Neben einigen Ausflügen in die Regionalliga Nord
sorgten vor allem die bisher neun Teilnahmen an der Hauptrunde
des DFB-Pokals für überregionale Aufmerksamkeit. Zuletzt spielte
man in diesem Sommer gegen den FCN und wäre ich nicht durch
meine Schweiz-Tour verhindert gewesen, hätte ich die
Erstrunden-Partie und den standesgemäßen 9:1-Sieg des FCN
sicherlich auf dem Schirm gehabt. So musste das ebenfalls recht
attraktive Duell mit der Reserve von Werder einspringen. Das
mittlerweile nach einem Personalberater benannte 5.000 Zuschauer
fassende Stadion ist sicherlich eines der sehenswerteren in der
Region. Immerhin gibt es eine klassische Haupttribüne und
gegenüberliegend einige unüberdachte Sitzplätze. Auch die
restlichen Bereiche sind dank überschaubarer Stufen bebaut. Hier
wird die Sicht jedoch aufgrund des Zauns, der das Spielfeld in
eine Art Käfig verwandelt, arg eingeschränkt. Ich war zum Glück
früh genug vor Ort und konnte mich auf einem der später
begehrten Plätze auf der Gegengerade niederlassen. Zuvor machte
mein hungriger Magen jedoch mit einer kleinen Portion Pommes und
einer dürren und geschmacklosen Bratwurst Bekanntschaft. Es
bleibt dabei, die norddeutsche Stadionküche ist ein Verbrechen
gegen die Menschlichkeit. Andererseits war ich ja nicht zu Gast
bei einer Koch-Show, sondern bei einem Spiel der Bremen-Liga.
7:2, 14:1, 5:1, 5:1, 7:1 – es scheint als
dominiere die abgestiegene Zweitvertretung des SV Werder die
Liga bisher nach Belieben. Die Bremer Oberliga wird entsprechend
sicher schon im kommenden Frühjahr der Werder-Reserve zum Titel
gratulieren können. Die Frage ist daher auch für die Partie an
diesem Freitagabend nicht wer gewinnen wird, sondern wie hoch
der Gast gewinnen wird. Anfangs hielten die Hausherren sogar
noch ganz gut mit, es dauerte jedoch trotzdem nur 15 Minuten bis
der Ball erstmals ins FCO-Tor rollte. Das zu erwartende
Schützenfest blieb jedoch vorerst aus und ich konnte mich ein
wenig mit meiner Umgebung vertraut machen. Mittlerweile war die
Partie überdurchschnittlich gut besucht, was auch an einigen
SVW-Ultras lag, die sich einen ruhigen Abend bei ihrer Zweiten
machten. Hinter dem Tor versuchte sich eine junge Gruppe
Werder-Fans zudem an so etwas wie Stimmung. Dank der
fahrlässigen Chancenverwertung retteten sich die Hausherren mit
einem 0:2 in die Pause. Auch im zweiten Durchgang hielt man ganz
gut mit, kam sogar zu Chancen und offenbarte spätestens bei
diesen die eigenen Defizite. Werder versiebte indes noch mehr
und ließ sichtbar die letzte Konsequenz vermissen, sodass der
schlussendliche 4:0-Sieg gefühlt eher der Leistung der
Hausherren, als der des Profi-Nachwuchses schmeichelte.
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