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Bisher reichte meine Fußballlandkarte von
Aachen im Westen bis Seelow im Osten und von Memmingen im Süden
bis Kiel im Norden. Schaut man etwas genauer hin, fand sich bei
dieser Betrachtung nur noch im Norden der Republik Potential. So
spielt der SC Weiche Flensburg unweit der dänischen Grenze und
somit maximal nördlich um Punkte in der Regionalliga. Vor
Schalkes Abendspiel auf St. Pauli hatte ich genug Zeit mich von
Bremen aus im Norden auszutoben. Trotz des frühen Anpfiffs um
halb zwei in Flensburg, fand sich keine erstrebenswerte
Doppler-Möglichkeit in der Nähe. Die Zeit zwischen dem Aufstehen
und bis zum Anpfiff im Manfred-Werner-Stadion füllte ich mit der
unumgänglichen Fahrtzeit nach Flensburg, einem ausgiebigen
Frühstück unterwegs und einem Shopping-Bummel im Outlet
Neumünster. Mit einem angenehmen Puffer von einer Stunde schlug
ich dann beim SC Weiche auf und stattete mich dort standesgemäß
mit Bier und Wurst aus. Das Flens vom Fass war natürlich sowieso
über jeden Zweifel erhaben und auch die Wurst konnte für
norddeutsche Verhältnisse überzeugen. Zum Bratlümmel gab es
sogar ein Brötchen, statt des in der Region obligatorischen
Toast-Dreiecks. Flensburg gönnt.
Auf die Verpflegung fokussiert ignorierte
ich am Einlass den kleinen Werbestand der Sparkasse. Dieser
versorgte die Jüngsten mit kostenlosen Tröten und Rasseln.
Schön, wenn in Zeiten des (vermeintlich) wachsenden
Umweltbewusstseins in der Bevölkerung Einweg-Plastik-Spielzeug
an die Kids verteilt wird. Dieses schaffte später eine
Geräuschkulisse die sich zwischen Elefantenhaus und
südafrikanischen WM-Stadion bewegte. Nach der Partie quollen
dann die Mülleimer vor rotem Plastik-Müll über. Chapeau, liebe
Sparkasse! Blendete man das Getröte aus, war das Stadion der
Flensburger Regionalliga-Kicker gar nicht mal so übel.
Aufgestockt mit einer Stahlrohrtribüne auf der Gegengerade,
bietet der Ground immerhin bis zu 4.000 Zuschauern Platz. Diese
kamen heute natürlich nicht und doch war das Stadion trotz des
schwachen Saisonstarts der Hausherren, des wechselhaften Wetters
und des wenig attraktiven Gastes durchaus mit Leben gefüllt.
Dabei war der Anteil der Zuschauer, der die Zweitvertretung des
FC St. Pauli unterstützt zwar wahrnehmbar, aber denkbar klein
und selbstredend unorganisiert. Zaghaften Support fand man indes
auf der überdachten Haupttribüne, an dessen Rand zwei Dutzend
Fans den 2018er Teilnehmer an den Austiegsspielen zur 3. Liga
unterstützten.
Wie bereits erwähnt, startete das
Spitzenteam der vergangenen Jahre schwach in die Spielzeit. Nach
der heutigen Partie sollte dann auch das kurze Stimmungshoch
nach dem ersten Saisonsieg am vergangenen Wochenende beim
Aufsteiger Eimsbütteler TV passe sein. Im ersten Durchgang
kassierten die Gastgeber lediglich einen direkten
Freistoßtreffer (6.). Schlug das Pendel schon vor der Pause
deutlich in Richtung Pauli aus, sorgte das hohe Pressing der
Gäste gegen die immer überforderter wirkenden Hausherren in der
zweiten Spielhälfte für klare Verhältnisse. Spätestens das mit
einem langen Bein und mit deutlich mehr Wille als Eleganz
erzielte 2:0 für die Kiezkicker (63.) brach den Widerstand. Nun
brachen die Hausherren auseinander, strotzten vor individuellen
Fehlern und verrannten sich in ihrer harschen Kritik am
Schiedsrichtergespann. Ein am Ende sogar noch schmeichelhaftes
0:5 aus Weiche-Sicht war die Folge. Während die Heimelf noch
lange auf dem Spielfeld die Gründe für die Klatsche besprach,
machte ich mich auf den Weg zum Millerntor.
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