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Bereits im vergangenen Jahr besuchten Alex
und ich rund um das erste Oktober-Wochenende London. Am Samstag
ging es zum Fußball nach Cambridge und am Sonntag wartete mit
dem NFL-Spiel im Tottenham Stadium das Highlight des Trips.
Ähnlich sollte es auch in diesem Jahr laufen. Am Wochenende vor
dem Tag der Deutschen Einheit lockte in Southampton ein Fußball-
und in Wembley ein Footballspiel. Zu den gewollten Parallelen
gesellte sich jedoch ein absolut überflüssiger wiederkehrender
Umstand. Wie schon im Vorjahr setzte ein landesweiter Bahnstreik
am Samstag den Fernverkehr lahm. So musste man dem Geld für das
brav im Vorfeld gebuchte Zugtickte hinterherlaufen und nach
einer Alternative Ausschau halten. Die besagte
Ausweichmöglichkeit war der völlig überfüllte Busbahnhof an der
Londoner Victoria Station. Hier warteten wir am Morgen wie in
einer Sardinenbüchse auf den Bus in Richtung Süden, der
natürlich mit Verspätung eintraf. Der Busfahrer begrüßte die
wartenden Fahrgäste mit fettigem Haar und einem knittrigen Hemd,
das halb auf der Hose hing. So kutschierte uns der verschlafene
Kollege also in die schmucke Hafenstadt.
Aufgrund der angesprochenen Verzögerungen
blieb vor Ort nicht mehr viel Zeit, bis um halb eins die Partie
im St. Mary Stadium angepfiffen werden sollte. Natürlich
provozierte ich trotzdem den Fehler, noch auf ein schnelles
Mittagessen im örtlichen Spoons einzukehren. Das Essen schaffte
es jedoch nicht mehr rechtzeitig, sodass wir mit leerem Magen
kurz vor Anpfiff unsere Plätze bezogen. Uns erwartete das
Championship-Duell der beiden Premier League-Absteiger
Southampton und Leeds. Zwei Traditionsvereine, die die Hütte
entsprechend gut füllten und für eine wirklich starke Stimmung
sorgten. Die Gesänge der 30.000 Zuschauer waren auch aufgrund
der kompakten Bauweise des 2001 eröffneten Stadions teils
brachial. Das architektonisch wenig wertvolle und lieblos in ein
Industriegebiet zwischen Bahngleise und Itchen River gequetschte
Stadion wurde so wenigstens stimmungstechnisch lebendig.
Insbesondere der Signature Song der „heiligen“ Hausherren „When
the Saints Go Marching In“ erreichte vor Spielbeginn eine
ohrenbetäubende Lautstärke. Entspannung gab es für uns nach der
beschwerlichen Anreise also nicht.
Auch die Partie gönnte uns keine
Verschnaufpause. Mit dem ersten Angriff zeigte Southamptons Adam
Armstrong direkt, warum die Saints ihn vor zwei Jahren für
stolze 15 Millionen Pfund aus Blackburn verpflichteten.
Unnachahmlich setzte er sich auf Rechts durch und chippte den
Ball zum 1:0 aus spitzem Winkel über den Keeper. Während ich
mich um die Verpflegung kümmerte und mir einen Steak Pie
sicherte, folgte nach einer halben Stunde das 2:0. Wieder zurück
auf unseren Plätzen kopierte Armstrong seinen Treffer zum 1:0
kurzerhand und ebenso sehenswert wie beim ersten Streich. Zwar
sehr früh, aber absolut zurecht sang die Kurve nun den Klassiker
„Leeds Are Falling Apart again“. Der desaströse Auftritt, der
eigentlich gut in die Saison gestarteten Kicker aus West
Yorkshire, war kaum zu erklären. Da unser Block an die Fankurve
der Saints angrenzte, hatten zumindest um uns herum alle Spaß.
Das änderte sich auch im zweiten Durchgang nicht. Auch wenn die
Gäste noch verkürzen konnten, war der Sieg der Heimelf nie
ernsthaft in Gefahr. So verließen wir nach Spielschluss das
Stadion mit lauter glücklichen Anhängern und erkundeten im
Anschluss bei bestem Wetter die Stadt. Wie schon im Oktober 2022
wünsche ich mir für die kommenden Touren wieder etwas weniger
Spannung bei der An- und Abreise.
Fotos Sightseeing
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