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Ausnahmsweise hatte der S04 einem mit
seinem Spiel am Sonnabend nicht das Wochenende versaut. So
konnte man frohen Mutes in den Sonntag starten, für den eine
Partie in Belgiens dritter Liga geplant war. Sonderlich weit bin
ich bei meinen Bemühungen die dritthöchsten Spielklassen
Belgiens und den Niederlanden sowie die NRW-Oberligen zu
(re-)komplettieren in dieser Spielzeit noch nicht gekommen. Auf
der Habenseite steht hier lediglich der Tweede
Divisie-Aufsteiger Assen. Nun sollte mit Royal Cappellen ein
Neuling der dritten belgischen Liga folgen.
Daniel begleitete mich bei diesem Vorhaben, sodass die
Hinfahrt mit obligatorischem Frituur-Stopp wie im Flug verging.
Die Kleinstadt Kapellen im Speckgürtel Antwerpens erreichten wir
dann mit einer halben Stunde Vorlauf und standen plötzlich vor
einem recht unüblichen Problem. Die Freude über unseren
Parkplatz in Top-Lage verflog, als wir vor dem zwar
wunderschönen, aber verschlossenem Eingangstor standen. Auch die
Kassenhäuschen unter dem Schriftzug „Stadion Jos van Wellen“
waren geschlossen und gaben keinen Hinweis auf einen
alternativen Eingang. Unserer ratlosen Gesichter riefen zum
Glück ein paar Passanten auf den Plan, die uns vermitteln
konnten, dass sich der Eingang auf der anderen Seite des
Stadions und des Häuserblocks befindet.
Zehn Minuten später traten wir durch das
schnödere und weniger prunkvolle Tor in der Südwestecke des gut
3.000 Zuschauer fassenden Stadions. Wäre da nicht der sportliche
Eintrittspreis und die dreigeteilte Haupttribüne, hätte man hier
auch ein Kreisligaspiel vermuten können. Vor einem Dutzend
Zuschauer machte sich die Heimelf rülpsend und kichernd warm,
während wir unsere Fotorunde phasenweise aufgrund kleinerer
Regenschauer unterbrechen mussten. An dem ersten Eindruck sollte
sich auch mit Anpfiff nicht viel ändern. Wohlwollend
handgezählte 70 Zuschauer fanden sich ein und hielten
größtenteils zu den von Beginn an unterlegenen Hausherren. Die
Reservemannschaft von Sporting Charleroi, die jung und frech als
„Zebra Elites“ firmiert, hatte recht leichtes Spiel gegen die
„Jungs von nebenan“ aus dem beschaulichen Kapellen. Nach zwei
erfolgreichen Standards führten die Gäste recht flott mit 2:0.
Den Anfang machte ein nur mäßig gefährlicher Freistoß, den
Cappellen-Torwart Joossens jedoch über seine Handschuhe
flutschen ließ (13.). Beim zweiten Treffer nach einem kurz
ausgeführten Eckball und anschließender Flanke war die Schuld
indes bei den Verteidigern der Hausherren zu suchen (25.).
In der Halbzeitpause erwartete uns ein
abwechslungsreiches Musikprogramm aus melancholischen Balladen,
aktuellen Charthits und Dance-Brechern. Auf dem Rasen blieb
indes alles beim Alten. Den Aufreger des zweiten Durchgangs
lieferte der verzweifelte Coach der Hausherren, der fünf Minuten
nach Wiederanpfiff plötzlich mit rot von der Bank flog. Wild
gestikulierend und mit wohl nicht sonderlich freundlichen Worten
stapfte der Übungsleiter hinter die Bande und verfolgte das
Spiel völlig regelkonform zwei Meter Luftlinie von seinem alten
Platz entfernt. Nach der anschließenden Entscheidung, einem
Kopfballtreffer nach einem Freistoß der Gäste (61.), brachen
dann der Widerstand und die Motivation zu Coachen beim
Delinquenten. Muss man ein Fazit ziehen, konzentriert sich
dieses Wohl auf dem Missverhältnis zwischen der 117-jährigen und
teils recht erfolgreichen Geschichte des Clubs und dem
augenscheinlich sehr spärlichen Zuspruch der Nachbarschaft.
Aufstiegseuphorie oder Aufbruchsstimmung sehen jedenfalls anders
aus.
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