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Freude wollte bei mir nach der Auslosung
der 2. Runde des DFB-Pokals nicht aufkommen. Als der S04 im
August den Erstrundensieg in Braunschweig feierte, war die Welt
noch halbwegs in Ordnung. Als „Losfee“ Shkodran Mustafi am 1.
Oktober den Knappen ein Auswärtsspiel auf St. Pauli zog, stand
Königsblau indes auf Tabellenplatz 16 und hatte nur eine Woche
zuvor sang und klanglos im Millerntorstadion verloren. Die
Kiez-Kicker rangierten im Unterhaus dort wo sich der FC Schalke
vor der Saison sah. Paulis Höhenflug sollte bis heute anhalten.
Der Schalker Heimsieg am Samstag gegen Hannover konnte an der
eindeutigen Verteilung der Favoriten- und Außenseiterrolle
nichts ändern. Alles Voraussetzungen, die die Lust auf die
drölfte Tour die A1 hinauf merklich schmälerten. Meine
Erfahrungswerte ließen mich an diesem Dienstag zur Mittagszeit
und somit mit ausreichendem Puffer aufbrechen. Zu dieser Zeit
waren die unzähligen Baustellen glücklicherweise noch nicht so
stark frequentiert, sodass ich pünktlich in Hamburg landete.
Die Fanszene der Hamburger hatte für die
Pokalpartie das Motto „Das gleiche Spiel nochmal“ ausgegeben und
verwies damit auf den oben angesprochenen Erfolg im Heimspiel
gegen Schalke vor etwas mehr als einem Monat. Mit einer
dominanten Leistung hatte man die Knappen ohne große Mühe an die
Wand gespielt. Untermalt wurde der Dejavu-Ansatz mit der
Blockfahne aus dem Ligaspiel, reichlich Pyro und aus den Boxen
ertönte doch tatsächlich die Cantina Band. Nüchtern betrachtet
natürlich eine witzige Idee. Gestört hätte es mich aber nicht,
wäre diese den Hausherren nach 90 oder 120 Minuten auf die Füße
gefallen. Ähnlich ging es sicherlich dem standesgemäß prall
gefüllten Gästeblock. Ich verfolgte das Spiel, anders als noch
im September, aus dem Stehplatzbereich und sah in der ersten
Viertelstunde eine kuriose Vorstellung beider Mannschaften. Ohne
ersichtliche Ideen schob Pauli den Ball in den eigenen Reihen
hin und her. Die zuvor zurecht gescholtene Defensive agierte im
Verbund geschlossen und fehlerfrei. Nach vorne hatte man keine
Ambitionen. Handelte es sich hierbei um einen Matchplan der
Gäste, hatte dieser nach 16 Minuten den höchstmöglichen Output
erreicht. Terodde wurde in der gegnerischen Hälfte gefoult und
Tobi Mohrs Freistoß fand Kaminskis Kopf zum 1:0 aus Schalker
Sicht. Das kam überraschend.
Nach dem Tor stellte man sich dann auch
gleich die Frage, ob das reichen könnte und würde. Positiv zu
beurteilen war hier sicherlich die augenscheinliche
Harmlosigkeit des Zweitliga-Tabellenführers. Trotz der abermals
neu formierten Abwehr ließ Schalke wenig zu. Andererseits kam
eben im Angriffsspiel gar nichts vom S04. Die wenigen
Standardsituationen in der roten Zone ließ Schalke nach dem
erfolgreichen Freistoß zum 1:0 ungenutzt. Mit der Halbzeit
änderte sich auf dem Platz nicht viel. Dafür zog ich zu Stevie
und Hoppe in den Oberrang um. Hier hatte ich mehr Platz, der
mich jedoch auch die mittlerweile niedrigen Temperaturen stärker
spüren ließ. Zittern musste man auch um den Bestand der Schalker
Führung. Das Hoffen und Bangen wurde dann zehn Minuten nach
Wiederanpfiff jäh beendet, als Murkin einen Ball aus kurzer
Distanz an den Arm bekam. Im Strafraum bedeutete das Elfmeter
und in diesem Fall auch (Gegen-)Tor. Nun war es nur noch eine
Frage der Zeit, bis das Pendel endgültig zugunsten der
Hausherren ausschlagen würde. Diese hatten es nicht eilig und
quälten den Schalker Anhang bis in die Verlängerung. Mit 1:2
(102.) verloren die Knappen auf St. Pauli und strichen in der 2.
Runde des Pokals die Segel.
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