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Glücklicherweise kam der Sonntag viel
freundlicher daher, als der komplett verregnete Samstag. Somit
fuhr ich am Samstag im Sonnenschein zum dritten und letzten
Kapitel des Fußball-Wochenendes. Ziel war der Kölner Stadtteil
Porz und ein weiterer Ground der Mittelrheinliga. Geht das so
weiter, habe ich diese früher wieder komplett, als die heimische
Oberliga Niederrhein. In fast schon direkter Nachbarschaft zum
Köln-Bonner Flughafen spielt der Aufsteiger SpVg Porz 1919 um
Punkte in der neuen Liga. Bis zum Aufstieg im vergangenen Sommer
ein Klub, der außerhalb meines Radars agierte. Die Porzer
durchlebten, ähnlich wie viele andere Vereine über die ich hier
schreibe, ein wildes Auf und Ab zwischen den Spielklassen. So
spielte man noch vor gut zehn Jahren zwischenzeitlich in der
wenig strahlkräftigen Kreisliga A. Zu dieser Zeit spielte der
größte Sohn des Klubs, der spätere Nationalspieler Benjamin
Henrichs, bereits bei Bayer Leverkusen. Vor dem Wechsel in deren
Fußballinternat machte er seine ersten fußballerischen
Gehversuche beim Kölner Stadtteilklub.
Richten wir den Blick vom Verein auf die
Sportanlage. Die ordinäre Heimspielstätte der Porzer ist das
Brucknerstadion. Ein altehrwürdiger Ground mit Rasenplatz,
Asche-Laufbahn und einigen Stufen auf einer Längsseite. Das
Gelände beherbergt zugleich einen unspektakulären
Kunstrasenplatz ohne Ausbau. Dieser ist derzeit der
Austragungsort der Heimspiele der Sportvereinigung. Inwiefern
dieser Zustand nur temporär ist, vermag ich nicht zu beurteilen.
Irgendwo habe ich zumindest gelesen, dass sich der Hauptplatz
derzeit im Umbau befinde. Wer weiß, ob die heutige Partie
aufgrund der Regenfälle der letzten Tage überhaupt auf Rasen
hätte stattfinden können. Diese Frage stellte sich dank des
künstlichen Geläufs nicht und so konnte ich mit einem Kölsch
bewaffnet entspannt auf den Anpfiff der Partie gegen den
Siegburger SV warten. Diesen begleiteten sogar ein Dutzend
Schlachtenbummler der Fangruppe „Siegporter“. Neben zwei Kisten
Bier hatte die Anhängerschaft ein paar gedruckte Fahnen und
holprige Gesänge im Gepäck. Immerhin reichte die Unterstützung
locker, um sich unter den scheinbar handgezählten 99 Zuschauern
durchweg Gehör zu verschaffen.
In der weitestgehend ereignislosen ersten
Halbzeit war ich froh über den Support, der etwas Leben in den
tristen Spielverlauf brachte. Ähnliches schaffte Porz-Coach
Wendt, der locker lässig in beiger Joggingbuchse und auch sonst
mit einem spannenden Erscheinungsbild daherkam. Auf dem Platz
setzten seine Mannen mit dem 1:0 nach 37 Minuten ein
Ausrufezeichen. Da aus dem Spiel heraus wenig ging, führte ein
schlecht verteidigter Freistoß zum Torerfolg. Im zweiten
Durchgang erhöhten beide Mannschaften sichtbar Schlagzahl und
Risiko und kamen vermehrt zu Torabschlüssen. In einer Phase, in
der beide Teams dem Torerfolg nahe waren, glich Siegburg die
Partie aus (58.). Nun war alles wieder offen und die Begegnung
bereit für einen echten Höhepunkt. Diesen lieferte Till
Weingarten in außergewöhnlicher Manier. Ob beabsichtigt oder
nicht – ich weiß es nicht – drosch der bei Fortuna Düsseldorf
ausgebildete Verteidiger den Ball weit aus der eigenen Hälfte
nach vorne. Mit mächtig Karacho flog die Kugel zum Erstaunen
aller Beobachter gefährlich Richtung gegnerisches Tor und
überwand auch den Abwehrversuch des Schnappers. Ich neige beim
Hoppen nicht zu Gefühlsausbrüchen, aber das war irre und
entlockte mir eine spontane Gefühlsregung. Mannschaft und Anhang
der Gäste standen Kopf. Zwei weitere Siegburger Tore in der
Schlussphase setzten diesem Event schlussendlich die Krone auf.
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