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Die desaströse Leistung der Knappen vom
Vorabend war noch nicht endgültig abgeschüttelt, als ich am
späten Sonntagvormittag zum zweiten Spiel des Wochenendes
aufbrechen sollte. Ziel war die belgische Großstadt Namur.
Bereits zum dritten Mal besuchte ich nun also die wallonische
Hauptstadt an der Mündung der Sambre in die Maas. Nach zwei
Sightseeing-Aufenthalten mit obligatorischen Besuchen der
imposanten Zitadelle, stand der heutige Ausflug voll und ganz im
Zeichen des Fußballs. Der Besuch einer örtlichen Frituur durfte
natürlich trotzdem nicht fehlen. Das Frittenhaus meiner Wahl war
heute keine 200 Meter vom Ground entfernt und servierte die
fettigste Snackauswahl seit langem. Entsprechend schwer lag das
doppelt frittierte Mahl im Magen, als ich mich förmlich zum
Stadion schleppte. Das Stade Adeps de Jambes südlich der Maas
ist die neue Spielstätte des Drittliga-Aufsteigers Union Namur.
Deren historischer Old-School-Ground wird gerade zurückgebaut
und in einen Parkplatz zugunsten der benachbarten Expo
verwandelt. Was für ein Jammer.
Ganz so verkehrt ist das
Leichtathletikstadion im Stadtteil Jambes allerdings nicht. Die
Strukturen rund um den Ground sind jedoch etwas
gewöhnungsbedürftig und ausbaufähig. So werden die Tickets
beispielsweise auf recht umständlichen Wege und über einen
versteckten Hintereingang zugänglich, im VIP-Zelt verkauft. Hat
man die provisorische Kasse gefunden, muss man sich aufgrund der
Kartenpreise die Augen reiben. Der DIN A5-Ausdruck mit QR-Code
kostet nämlich schlappe 14 Euro. Vor mir versuchte ein Fan diese
zu umgehen, indem er stolz sein tätowiertes Vereinslogo
vorzeigte und vergeblich probierte, seine auf der Haut verewigte
Leidenschaft in freien Eintritt umzumünzen. Die derzeit
deflationäre Tendenz des belgischen Preisniveaus ist zumindest
hier noch nicht angekommen. Immerhin bekam man für den Preis
einen überdachten Sitzplatz auf der schmucken Haupttribüne. Die
früher vorhandenen Stehplätze auf der Gegengerade wurden indes
zurückgebaut. Generell machte das Stadion einen sehr gepflegten
Eindruck. Die Sitze waren neu, die Sanitäranlagen modern und
selbst die Wechselbänke glänzten mit einer doch recht
ungewöhnlichen Form. Als kleines extra hatte der Ground auch
etwas für Bahnliebhaber zu bieten. Hinter der Gegengerade zogen
regelmäßig und auf zwei verschiedenen Ebenen Züge am Stadion
vorbei.
Wie ein D-Zug legten dann auch die Gäste
aus Hoogstraten los. Mit dem ersten Angriff provozierte man
sogleich einen Foulelfmeter. Das ging schnell und so stand es
vor circa 250 Zuschauern schon früh 1:0 aus Sicht der Gäste.
Diese sind, anders als Union Namur, bereits ein fester
Bestandteil der zweiten bzw. dritten belgischen Liga und
brachten sogar ein paar Schlachtenbummler, zum immerhin 150
Kilometer entfernten Auswärtsspiel, mit. In der Tabelle
rangieren die Aufsteiger und Gastgeber indes in direkter
Nachbarschaft zu den nun in Führung liegenden Gästen. Dass auch
die Hausherren kicken können, zeigt nicht nur die respektable
Position im Klassement, auch der Ausgleich ließ nicht lange auf
sich warten. Eine scharfe Hereingabe von links brauchte nur noch
den entscheidenden Einsatz der Fußspitze des Angreifers und so
stand es bereits nach einer Viertelstunde 1:1. Das erhoffte
Schützenfest blieb trotz des ordentlichen Starts aus. In einer
Partie mit offenem Visier fiel nur noch ein Treffer. Die Gäste
nutzten einen langen Ball, den der Torwart nicht abfangen
konnte, zur Entscheidung (75.). Auf dem Weg zur
Ligenkomplettierung, war ich trotz der ausbleibenden
Schlussoffensive der Heimelf, mit der Tour und dem Spiel
zufrieden.
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