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„Keiner von uns will eine schlechte
Leistung bringen! Keiner von uns will ein Spiel verlieren!
Keiner von uns will den Verein in ein schlechtes Licht rücken!“
schrieb die Schalker Mannschaft unter der Woche in einem offenen
Brief an die Mitglieder des geilsten Clubs der Welt. Man muss
dem Team diese Worte glauben und doch wird es langsam Zeit,
diesen auch entsprechende Taten folgen zu lassen. Die Stimmung
drohte nach der desaströsen Vorstellung in Düsseldorf zu kippen.
Wenn das nicht sogar schon geschehen ist. Die aktive Fanszene
hatte das Stadion bereits zur Halbzeit verlassen und diverse
Medien machten mit Clickbait-Artikeln darauf aufmerksam, dass
die Ultras dem Heimspiel gegen Osnabrück komplett fernbleiben
oder zumindest die übliche Unterstützung von Beginn an aussetzen
könnten. Alex, Andre und ich ließen uns diesbezüglich
überraschen und brachen am Freitagnachmittag gemeinsam Richtung
Berger Feld auf. Zum wiederholten Male merkte man bereits auf
den Straßen, auf dem Parkplatz und an der Wurstbude vor der
Arena, dass heute einige Plätze leer bleiben würden. Zudem
hatten wir noch eine Karte über, die keinen Abnehmer fand.
Währenddessen wurden uns im Vorfeld der Partie über diverse
Kanäle Tickets angeboten. Auf Schalke ist die Hütte eben nicht
mehr automatisch voll, sobald das Licht angeht.
Ein Themenspieltag sollte die maue Stimmung
in der Arena ein wenig aufhellen. Das erste Spiel im Dezember
wurde somit der heiligen Barbara gewidmet, die als
Schutzpatronin unter anderem über die Bergleute wacht. So lud
der S04 zum Spiel gegen den VfL Osnabrück einige hundert
ehemalige Kumpel in die Arena ein.
Im Vorprogramm zierten Bilder der Bergmänner den
Videowürfel, ehe der stimmungsvolle Höhepunkt kurz vor Anpfiff
für Gänsehaut sorgte. In der abgedunkelten Arena präsentierte
ein Knappenchor das Steigerlied und würdigte damit die Arbeit
unter Tage und die Geschichte des Kumpel- und Malocherclubs. Das
war wirklich schön, hat aber nur einen wirklichen Wert, wenn die
Mannschaft die entsprechenden Tugenden endlich auf den Rasen
bringt. Wir waren gespannt und hatten auch aufgrund des Gegners
berechtigte Hoffnung. Immerhin war der Aufsteiger aus
Niedersachsen in dieser Spielzeit noch schwächer unterwegs als
der S04. Verpufft war die Euphorie und Spirit nach dem
wahnwitzigen Aufstieg im vergangenen Sommer. Auf dramatische
Weise hatte man am letzten Spieltag in der Nachspielzeit die
Partie gegen die BVB-Reserve gewonnen und sich vor Wehen
Wiesbaden auf den zweiten Platz geschoben.
Vor der Partie auf Schalke musste Aufstiegstrainer Tobias
Schweinsteiger nach nur sieben Punkten aus 14 Spielen den Hut
nehmen. Neuer Coach bei den Lila-weißen ist Uwe Koschinat.
Natürlich hofften wir, dass der entsprechende Effekt des
Trainerwechsels zumindest an diesem Freitagabend ausblieb.
Die erste Halbzeit der Partie war erneut
schwere Kost. Ein wenig Not gegen Elend. Ein wenig mehr Kampf
und Einsatz als noch gegen Düsseldorf. Da nicht allzu viel
passierte, folgte mein Blick mal wieder Ron Schallenberg. Es ist
unglaublich zu beobachten, wie der in Schalkes Zentrale gesetzte
Ex-Paderborner sich bei jedem eigenen Angriff aktiv hinter dem
Gegner versteckt und somit jeglicher Spielbeteiligung gekonnt
aus dem Weg geht. Trotz dieser Einschränkung gelang es den
Hausherren durch ein Eigentor in Folge einer Ecke in Führung zu
gehen (21.). Die Stimmung unter den Schalker Anhängern blieb
auch nach dem schmeichelhaften Torerfolg
gedämpft. Da bei den
Gästen nach einer ganz schicken Wimpel-Choreo auch nicht viel
ging, fiel dieser Umstand jedoch nicht wirklich ins Gewicht. Den
ersten Höhepunkt nach der Pause setzte einer unserer Nachbarn im
Block. Staunend beobachteten wir, wie er selbstbewusst eine rohe
Paprika snackte. Der hatte Biss. Der Schalker Elf konnte man
diesen heute ebenfalls nicht absprechen. Gegen einen
erschreckend schwachen Gegner schraubten Seguin freistehend,
Terodde per Elfmeter und Karaman durch einen abgefälschten
Kopfball das Ergebnis auf 4:0. Natürlich war die Freude da und
groß. Nun gilt es selbstbewusst, aber nicht überheblich, in die
verbleibenden Partien in Rostock und gegen Fürth zu gehen.
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