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Bevor es in die besinnlichen und
meist auch ebenso langweiligen Weihnachtsfeiertage gehen sollte,
hatte ich mir ein recht straffes Programm zusammengeplant. Ohne
Fußball, dafür mit zwei Football- und einem Basketballspiel,
wurde Mitte Dezember der Nordosten der USA unsicher gemacht, ehe
ich nach weniger als 48 Stunden auf deutschem Boden in Richtung
Barcelona aufbrach. Obwohl der selbst auferlegte Takt alles
andere als entspannt war, freute ich mich natürlich auf die
spanische Sonne. Mit der Planung des Kurztrips von
Dienstagmorgen bis Donnerstagmittag war ich jedoch ein kleines
Risiko eingegangen. Da die Spieltermine der La Liga erst auf den
letzten Drücker den genauen Tagen und Uhrzeiten zugeordnet
werden, musste ich auf meine Wunschkombi hoffen. Natürlich blieb
mir dieses Glück verwehrt und so ergab sich letztendlich eine
recht ambitionierte Reiseroute. Nach der Landung in Barcelona
stieg ich zügig in den Mietwagen und schepperte die stolzen 500
Kilometer, vorbei an Valencia, nach Elche weg. In der unweit vom
berühmten Ferienort Alicante im Landesinneren gelegenen
Großstadt sollte am Abend das erste Spiel der Tour stattfinden.
Da der Anpfiff jedoch erst um halb
zehn erfolgen sollte, hatte ich noch genug Zeit für ein kleines
Kulturprogramm. So galt es, noch mit Tageslicht die durchaus
schmucke und geschichtsträchtige Stadt zu erkunden. Ohne den
König Fußball wäre ich an Elche sicherlich noch einige Male
vorbeigefahren und hätte unter anderen den Palmengarten Palmeral
mit Weltkulturerbe-Status verpasst. Mit der untergehenden Sonne
stürzte ich mich noch kurz in den vorweihnachtlichen
Einkaufstrubel der größten Mall der Stadt, sicherte mir bereits
dort einen kleinen Wimpel des Elche CF als Andenken und
entspannte danach ein wenig im Hotel. Meine Bleibe war zu Fuß
keine 15 Minuten vom Stadion entfernt und ermöglichte somit eine
denkbar bequeme Anreise. Da das Duell mit dem Tabellennachbarn
CD Mirandes nach meinem Empfinden Mitten in der Nacht
stattfinden sollte, ein nicht zu unterschätzender
Standortvorteil. Geschmeidig schloss ich mich also den
Menschenströmen in Richtung „Estadio Manuel Martinez Valero“ an
und freute mich auf die gar nicht mal so kleine und typisch
spanische Hütte am östlichen Rand der Stadt. Die sehr isolierte
Lage im urbanen Brachland ist dabei der einzige Minuspunkt des
ansonsten absolut genialen Stadions.
1976 gebaut
und seither nicht ernsthaft aufgehübscht, findet man im
WM-Stadion von 1982 (insgesamt 17 (!) Stadien in 14 Spielorten)
gut 36.000 weiße und grüne Sitzschalen vor. Kein Dach, kein
Hauch von Glanz und Gloria – einfach nur ein leicht abgerockter
Betonbau. Die Imbissstände verzichten auf Karten-Terminals und
Preisangaben, für einen Euro verticken fliegende Händler
abgeranzte Sitzkissen und aus den in die Jahre gekommenen
Lautsprecher scheppern Weihnachnachtssongs und tagesaktuelle
Hits im wilden Mix. Knapp 10.000 Zuschauer (keine erkennbaren
Gästefans) lieferten zudem eine recht ordentliche Atmosphäre.
Ich verfolgte das Spiel aus dem Oberrang auf der Gegengerade.
Die restlichen Bereiche unter dem fehlenden Dach wurden erst gar
nicht geöffnet. In der vergangenen Abstiegssaison hatte man in
Elche einen stolzen Zuschauerschnitt von immerhin 20.000. Die in
der zweiten Liga ferngebliebenen Anhänger verpassten heute Abend
wenig. Die Anzeigetafel zeigte nach 90 Minuten den gleichen
Spielstand wie zum Anpfiff. Das torlose Remis war vor allem für
die Gäste schmeichelhaft, da diese, bis auf einen Pfostentreffer
nach einem Eckball (70.), vor allem mit Mann und Maus die
zahlreichen Angriffe der Hausherren verteidigten.
Fotos Sightseeing
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